Neo-Soul mit psychedelischer Note aus Bremen und L.A.
(ro) Es sind schon fast magische Momente, die Milo Milone da auf ihr facettenreiches, selbstbetiteltes Solo-Debüt gebannt hat.
Eine Sammlung von sechs ganz wunderbaren Songs gibt es auf dieser EP/CD zu hören, deren verzaubernder Sound gleichzeitig aber auch euphorisch, sommerlich und verträumt daherkommt.
Geschrieben während eines Roadtrips durch Kalifornien und inspiriert von der Sehnsucht nach etwas Neuem, Unbekannten, spiegelt dieses neue Werk ein Gefühl sachte flatternder Leichtigkeit, Mühelosigkeit und unbeschwerter Freiheit wieder.
Die aus Bremen stammende Frau Milone, die inzwischen mit ihrem Ehemann und den Kindern in Silver Lake (L.A.) lebt, nahm anschließend in der Garage ihrer neuen Heimat diese Songs auf, während die Sonne auf das Dach knallte und draußen die Straßengeräusche brandeten, die beim genauen Hinhören vielleicht sogar auf der CD zu vernehmen sind.
„Ich war gespannt, was passiert, wenn ich einmal alleine etwas mache,“ erzählt Frau Milone, die schon in einem Gospelchor sang, eine Grungeband gründete, Bass in einer Punkband spielte und schließlich Sängerin der viel beachteten, Hamburger Neosoul-Band „RHONDA“ wurde. „In diesem Alleingang habe ich noch andere Facetten an mir entdeckt.“
In der Tat.
Milo Milone kommt musikalisch sehr animiert und leichtfüßig daher, und man kann realistisch davon ausgehen, dass sie dem Hörer/der Hörerin hier zeigen möchte, was eigentlich schon immer da war: ihre ganz eigene Stimme und ihre völlig eigene Vision.
Die häufig gedoppelten Vocals mit „less-is-more-approach“, umrahmt von Chören mit ziemlich viel Hall, verleihen der Musik eine leicht psychedelische Note, in der immer wieder die Sehnsucht nach dem, was im Leben glücklich macht und was die Menschen zu glauben scheinen, was sie glücklich macht, mitschwingt.
Und das Ergebnis klingt alles andere als angestrengt, sondern leicht und souverän zugleich. Und nicht zu überhören ist ihr Spaß am Spiel mit den Genres.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann und musikalischen Wegbegleiter produzierte Frau Milone hier fein arrangierte Sahnestücke, die immer wieder an das Gefühl vergangener Tage erinnern, ohne dabei retroselig zu wirken.
Eine leise Melancholie, sehr sanft und schwärmerisch, huscht durch diese Klänge, die modern, kontemporär und international klingen.
In dem geschmackvollen, fast wie auf analogem Filmmaterial gedrehten Video (s.u.), das den Song „You Love Me“ illustriert, beobachtet man die versonnen aus dem Fenster schauende Milo Milone, während die durch die Palmen flirrende Sonne alles in ein diffuses Licht taucht.
Ebenso erinnert die Sequenz eines Ausfluges im Mercedes Benz durch die heiße, mit Kakteen, Dornensträuchern und Sukkulenten bewachsene Wüste Kaliforniens an subtil euphorisches Sichtreibenlassen und schwerelose Nachdenklichkeit im Arthouse-Cinemascope-Stil.
Oh ja, „Milo Milone“ ist definitiv ein Aufhorchen lassendes Album und wird Liebhaber derartiger Tonkunst ganz bestimmt zu beeindrucken wissen.
Ein Soundtrack, der genau richtig ist für den anstehenden Winter, für stille Stunden voller Tiefgang und Achtsamkeit.
….(..Rosie..)..
Songliste:
1.) Like I Wanna Be
2.) Thrills
3.) You LOve Me
4.) Dues
5.) When Trouble Comes My Way
6.) You Will Forget Me Now
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