(jm) Auf dem wie immer pragmatisch betitelten siebten Album nimmt die Band die Fuzz-Pedale etwas zurück und kehrt zu den atmosphärischen Klanglandschaften zurück, die einen Großteil ihrer jüngeren Werke ausgemacht haben. Wie immer bei instrumentaler Musik sind den Bildern im Kopf keine Grenzen gesetzt. Bei Papir ist in dieser Hinsicht alles offen, da der Hörer nicht mal durch die Namen der Stücke auf eine gewisse Fährte gelenkt wird, denn auch hier geht’s einfach der Reihe nach von 7.1 bis 7.4. Also bitte meine Damen und Herren – beflügeln Sie Ihre Fantasie! Die Musik von Papir assoziiere ich oft mit einem langen Blick aufs Meer. Ob das dem Kopenhagener Trio während ihrer Kompositionen bewusst ist, mag ich bezweifeln – vielleicht bewegen sich die Herren auch gedanklich durch den Weltenraum. Für mich bewegt sich ihr Output jedoch wie in Wellen, manchmal heftig und stürmisch, manchmal sanft und beruhigend, aber immer mit einer organischen und energischen Seele vorgetragen. Im Laufe ihrer sieben Alben pendelt die Band dabei mit Anmut und Leichtigkeit zwischen psychedelischen Gitarrenriffs und langen atmosphärischen Passagen. Das neueste Werk „7“ mit seinem verschwommenen, aquatischen Cover-Artwork ist natürlich keine Ausnahme von dieser Regel: das Album besteht aus vier langen Songs, die nach den härteren Jams von 2021 in ein ruhigeres Fahrwasser zurückkehren. Seite A des Albums besteht komplett aus einer 20-minütigen Komposition, die nahtlos vom typischen, melodischen, Kraut-inspirierten Rock der Band in wunderschöne Ambient-Soundlandschaften übergeht. Gitarrist Nicklas Sørensen zeigt eine bemerkenswerte Vielseitigkeit und zaubert mit seiner Gitarre eine Vielzahl von Klängen hervor, die mit einem einzigen Instrument kaum möglich scheinen. Wenn Schlagzeuger Christoffer Brøchmann Christensen und Bassist Christian Becher Clausen sich auf Seite B wieder hinzugesellen, entführen drei weitere weltentrückte Tracks den Hörer in seine eigene Welt – ich war wie oben schon erwähnt – am Meer! Wenn „Ambient-Post-Krautrock“ noch keine Genre-Bezeichnung ist, so sollte man Papir auf jeden Fall das Verdienst zuschreiben, diese spätestens mit dem siebten Album erfunden zu haben. Ich schmecke noch immer das Salz auf meinen Lippen. War ein geiler Trip! Wie immer auf CD, LP und digital. (Jens M.)
Tracklist:
7.1 (part I-III)
7.2
7.3
7.4
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