(as) Nomen est omen: „Solitär“ ist das Soloprojekt des in Stockholm ansässigen Multi-Instrumentalisten Mikael Tuominen (ein in Schweden geborener Finne), den man von Gruppen wie „Kungens Män“ oder „Automatism“ kennen mag. Auf „Bus Driver Immigrant Mechanic“ frönt er in etwas mehr als einer halben Stunde seinem Hang zu psychedelischem Rock mit einigen Pop- und Experimental-Einsprengseln, wobei er sich wohltuend kurz fasst, statt mit drögem Wabern zu langweilen wie manche Zeitgenossen, die sich das Etikett „Psych“ anheften.
Der Opener „Electric Sea“ steht auf seine völlig entspannte Art exemplarisch für die restlichen Tracks. Tuominen verwendet etliche Instrumente und Sounds, um eine weniger dichte als lichte Atmosphäre zu erzeugen, die sich wider Erwarten nicht zwingend mit einer Ära (wie etwa den 1960ern) verbinden lässt. Vielmehr wirkt die Platte zeit- und schwerelos, was den hellen, im positiven Sinn dünnen Gesang des Künstlers mit einschließt.
„Angestaut“ sirrende Gitarrensaiten versprühen abwechselnd Western- und Surf-Rock-Flair, die Schwingungen sind vorwiegend melancholischer Art („Ship Of Excitement“, das völlig auf den Kopf gestellte „Twisted Sister“-Cover „The Price“ ) und erinnern latent an mittlere „Pink Floyd“, bloß dass mäandernden Gitarrenleads vom Schlage David Gilmours natürlich fehlen. Die intime Aura des Ganzen macht das Album gewissermaßen auch so Indie-kompatibel, wie es beispielsweise auch Mikaels Landsleute „Dungen“ sind.
Was mich persönlich im Vergleich zu ähnlich weltfernen oder auch selbstverliebten Einzelgängen überzeugt, ist der erzählerische Charakter der meisten Songs, wobei man unweigerlich an klassische Liedermacher denken muss – selbst wenn solche Ansätze wie in „Bus Driver“ mit der monoton elektronsichen Aura der Berliner Schule verquickt werden. Das macht dieses Werk letztlich zu einer musikalischen Abenteuerreise, die bei jedem Durchlauf neue Details offenbart.
Tonzonen / Soulfood
VÖ: 18.11.2022
solitar.bandcamp.com
Electric Sea
Ship of Excitement
Concrete Spaceship
The Price
Bus Driver
Spegel Spegel
It Rains
A Flash in a Glass Jar
Brus
Andreas Schiffmann
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