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Charles O’Hegarty – The More I Travel

Singer/Songwriter, Folk der 60er aus UK

(ro) Dass das 1992 gegründete Label „The Lollipoppe Shoppe“ aus Berlin beim Ausgraben und Entdecken von ungewöhnlicher und/oder vergessener Musik hervorragender Güte immer wieder für Überraschungen sorgt, ist beileibe nichts Neues. Und doch ragt die CD „The More I Travel“ von Charles O’Hegarty (1937 – 2010) für mich persönlich noch einmal heraus, denn sie bietet unverfälschten Zeitgeist der 60er pur.

Wobei ich zuerst einmal zugeben muss, dass mir der britische Folksänger, der in den frühen 60er Jahren beschloss, bei dem sich formierenden Folk-Boom in den USA mitzumischen, bisher nicht bekannt war.
Asche auf mein Haupt.
Auch dass sich heute nur noch wenige Leute an Herrn O’Hegarty erinnern, ist schade, aber mag wahrscheinlich daran liegen, dass es bisher nur wenige greifbare Aufnahmen des Künstlers gab.
Ich erfuhr, dass er nur eine einzige Folk-Rock-Single veröffentlicht hatte, welche betitelt ist „Body In The Bag“.

Umso bewundernswerter ist es, dass es dem großartigen Team von „The Lollipoppe Shoppe“ unter der Leitung von Henning Küpper durch ihre Verbindung zu dem Musiker John Townley gelungen ist, ein retrospektives LP-CD-Set zusammenzustellen, das Studio- und Live-Aufnahmen von 1964 bis 1970 enthält.

„The More I Travel“ ist der bezeichnende Titel dieses Werkes, denn Charles O’Hegarty war wahrlich viel unterwegs.
Mit seiner Ehefrau Anna zog er durch die Lande, lebte zeitweise in UK, Kanada, Kalifornien und New York, er war Teil der damaligen, rührigen Folk-Szene und trat in etlichen wichtigen Folk-Clubs und bei renommierten Folk-Festivals auf, wie z.B. dem berühmten „Berkeley Folk Music Festival“, auf dem z.B. auch Tom Paxton und Jefferson Airplane auftraten.
Wenn das mal nichts ist!

Auf diesem Album erfreuen den Hörer/die Hörerin dreiundzwanzig (!) wunderbar authentische, melodiöse Tracks voller Hingabe und Glaubwürdigkeit, die auch an Songauswahl, Arrangement, Fingerpicking und Sound stets Vergnügen bereiten.

Dass dies alles zum größten Teil als intimes Akustik-Set präsentiert wird, zeigt, wie stark die Songs des Herrn O’Hegarty auch ohne jeglichen Schickschnack und Firlefanz bestehen können.
Und das so unmittelbar und präsent, dass sogleich jede Distanz aufgehoben wird.

Oh ja, ich muss schon sagen, Charles hat ein Händchen für diese besonderen Klänge, die einerseits vertraut und dann doch wieder irgendwie besonders und individuell anmuten, dabei aber nie pathetisch oder gefühlsduselig daherkommen.
Dazu trägt neben seinem überzeugenden Gitarrenspiel auch ganz besonders seine sanfte, folkbluesige Stimmfarbe bei, die völlig unangestrengt, emotional nahbar und berührend eine unbestimmte Sehnsucht intoniert.
Ja, diese Stimme kann das, was so vielen auswechselbaren Mainstream-Sängern abgeht, nämlich einen völlig unblasierten, unprätentiösen Wohlklang zu liefern.

Ich mag auch die zugegebenermaßen vom Sound her nicht so perfekten, jahrzehntealten Live-Aufnahmen, so z.B. den Track Nr. 15 „ Face In The Crowd“, die mich sogleich an durchgemachte Nächte in irgendwelchen verrauchten, dunklen Clubs in den 70ern erinnern.
Einfach herrlich!

Ich hoffe sehr, dass Charles O’Hegarty durch diese wunderbare Veröffentlichung wieder einen Platz in der Geschichte und bei den Fans der Folk-Singer-Songwriter der 60er Jahre einnehmen wird.
…(Rosie..)..

Songliste:
1.) Morning Shadow
2.) Love Poem
3.) Marika’s Lullaby
4.) Play With Fire
5.) The More I Travel
6.) Shoals Of Herring
7.) Body In The Bag
8.) The Leaving Of Liverpool
9.) Little Bridget Flynn
10.) Cushie Butterfield
11.) The English And The French
12.) Suez War Song
13.) Hot Asphalt
14.) Wild Mountain Thyme
15.) Face In The Crowd
16.) I Might Not Be Everything To You
17.) Down Below
18.) Cosher Bailey’s Engine
19.) Johnny Todd
20.) What A Mouth
21.) The More I Travel
22.) Love Poem
23.) Morning Shadow

http://www.lollipopshop.de/

Filed under: 60s, Album Reviews, Folk, Singer/Songwriter, , , , , , , , , ,

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