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29. Bluesrock Festival Tegelen / Niederlande am 01.09.2012

Es war wie bei all unseren Besuchen in Tegelen in Sachen Blues und Rock, erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Zuerst arbeitete das Auto, und zwar auf den Autobahnen 3, 40  und 73, danach der Magen. Der bekam Arbeit durch Satespieße mit Erdnusssoße und Pommes Mayo, in der Frituur auf dem Parkplatz vor dem Openlucht Theater. In diesem überdachten Freiluft Theater fand  das 29. Bluesrock Festival Tegelen statt. Dort vergnügten sich unsere Sinne im besten Sinne. Und die Finger an den  Auslösern unserer Photoapparate bekamen reichlich Arbeit. Brot und Spiele, Arbeit und Vergnügen. Die erste halbe Stunde des Festivals gehört traditionell einer Band aus der niederländischen Provinz Limburg, diesmal waren  es die Handsome Fellows. In der Schnittmenge Fabulous Thunderbirds / ZZ Top und Dr.Feelgood lag ihre Darbietung. Fetzig, druckvoll, gekonnt, klasse, ein sehr gelungener Auftakt.

Von 15 Uhr 10 bis 16 Uhr 10 präsentierten The Ganashake ihr Repertoire. Die Zuschauer, zumeist aus BeDeNeLux, feierten die Truppe aus Belgien auf allen Positionen. Gitarrist Jess Jacob, Sander Goethals am Bass und Schlagzeuger Bert Minnaert fetzten mit ihrem hochprozentigen Gemisch aus Blues, Rock und einer Prise Soul über die Bühne. Sie interpretierten den rockigen Blues jung, voller Energie, druckvoll, laut und immer auf die Zwölf. Seit 2009 existiert diese Band und spielt für meine Begriffe in Europa in vorderster Reihe mit. Nicht nur ihre Interpretation des Hound Dog Taylor Klassikers Gimme Back My Wig sorgte für Tanzeinlagen begeisterter Festivalbesucher vor der Bühne, auch ihre eigenen Stücke ließen unsere Knie schlottern.

Zwischendurch ein bißchen Werbung  für das Freak Valley Festival 2013 beim Bluesrock Festival in Tegelen:

Nach diesem famosen Bluesrock Entertainment fand für mich durch die Band Of Friends der  emotionale Höhepunkt dieses Festivals statt. Aber wie ich im Verlauf des 75- minütigen Auftritts der drei Freunde feststellte, gab es die Emotionen nicht nur auf meiner Seite. Rundherum tobten und feierten mit mir hunderte von Rory Gallagher Fans die Musik des leider vor 17 Jahren verstorbenen, irischen Gitarrenhelden. Zwei seiner zeitweiligen Begleiter bildeten die Rhythmustruppe, Gerry McAvoy am Bass und Schlagzeuger Ted McKenna. Gerry begleitete Rory von 1971 bis 1991 und Ted von 1977 bis 1981. In der Ted Zeit wurde der Ton in der Rory Gallagher Band wesentlich rauer und härter. McKenna konnte, durch seine langjährige Hardrockphase bei der Sensational Alex Harvey Band, hart und vehement auf sein Equipment einschlagen. Das wollte Rory damals so, einen härteren Sound in der Band. Zurück zum Hier und Jetzt: Der niederländische Gitarrist Marcel Scherpenzeel ist der dritte im Bunde und begleitete die beiden bei unserer Zeitreise auch mit seiner Stimme. Und es ging los mit Shinkicker, diesem röhrenden, harten Bluesrocker, der längst in die  Bluesrock Walhalla eingefahren ist. Weiter ging es mit der Frage und der Antwort zum Thema Bluesrock: Wie sollte der Blues rocken? Genau so und nicht anders. Unsterbliche Kompositionen wie Bad Penny, Bought And Sold, Do You Read Me, The Last Of The Independents und der unvergleichliche, harte Bluesschleicher Off The Handle wurden uns vor die Tops und T-Shirts mit Rory Konterfei, Baumwollhemden und Jeansjacken geknallt. Und den dreien auf der Bühne machte es riesigen Spaß, auch mit anzugucken und anzuhören, was sie da vor der Bühne für ein Spektakel anrichteten. Und ich fand heraus, das ich fähig zum Multitasking bin: mitsingen, mit einer  Hand photographieren und mit der anderen Hand Beifall auf dem Oberschenkel klatschen. Was für eine Show! Und es fanden etliche Freudentränen den richtigen Weg durch meine Gesicht. Und bei der letzten Zugabe standen mir die wenigen Haare zu Berge, ich hatte Kippenvel – ich liebe diesen niederländischen Ausdruck für Gänsehaut – noch und nöcher, einen dicken Kloß unter dem Adamsapfel und……A Million Miles Away, mehr brauch ich nicht zu schreiben. Einen Wermutstropfen musste ich aber am Sonntag verkraften. Mir wurde berichtetet, das am gleichen Abend bei einem Open Air auf einer Freilichtbühne in einem Tal, das zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, ein  Herr N. aus K. dieses Lied vortrug. Übersetzt in eine Sprache aus Köln, die außer ihm niemand versteht. Nicht zu fassen…..
Zurück nach Tegelen. Nach diesen großartigen, sehr eigenständigen, aber auch im Sinne von Tribut zollen, phantastischen Interpretationen der Musik von Rory Gallagher war ich erst mal alle, geschafft, ömm.

Eine der für mich großartigsten Bluesrock Bands auf diesem Planeten, The Juke Joints aus den Niederlanden, bildeten als Begleitband einen würdigen Rahmen für ein Urgestein des Chicago Blues. Dieser veredelte als Gast auf dem 2011er  Album der „Master Of Rock Rollin` Blues“ den Titel „Going To Chicago“ mit seinem sehr scharfen Gitarrenton, die Schreibe ist von „Eddy `The Chief`Clearwater“. Dieses Package durfte ich schon einige Male live erleben….es waren phantastische Erlebnisse. Aus gesundheitlichen Gründen musste leider der Harper der Juke Joints, Sonny Boy van der Broek, seine Teilnahme bei diesem Auftritt absagen. Ersetzt wurde er durch seinen niederländischen Landsmann „Big Pete“, ein Harpspieler der Extraklasse, der vor einiger Zeit sein vielbeachtetes Album „Choice Cuts“ veröffentlichte. Er verfettete auf zurückhaltende Weise den Sound der Juke Joints. Und die Vier legten erst mal ohne Eddy los und rockten und rollten uns ohne Umschweife auf kürzestem Wege mit „This Is It“ in einen Bluesrock Freudentaumel. Danach betrat Eddy die Bühne, er wurde mit lautem Beifall begrüßt. Der 76 jährige ist ein Blues Entertainer vor dem Herrn, er reiste mit uns zur West Side von Chicago und die Juke Joints, Peter Kempe am Schlagzeug, Michel Staat an der Gitarre, Derk Korpershoek am Bass und Big Pete, waren famose Reisebegleiter. Eddy war sehr gut bei Stimme und shoutete rau und krächzend Songs aus seiner letzten CD „West Side Strut“ wie Hypnotized, They Call Me The Chief oder To Old To Get Married. Sehr scharfe Gitarrentöne in zweifacher Ausfertigung, eine Rhythmustruppe, die ohne Nachlass powerte, fette Harpeinlagen, was willste mehr! Die Meute vor der Bühne tobte, ich auch, was für ein Spaß.

Zum Schluß möchte ich noch was anmerken. Und zwar den beeindruckend hohen Anteil an niederländischen Künstlern bei dieser 29. Auflage, Respekt.

Die Paladins krönten das Fest der bluesrockenden Töne mit ihrem bemerkenswerten Musikstil. Der wird grundiert mit Rockabilly und garniert mit Rock, Swing, Country, Blues, Jazz und Americana. Die drei Herren aus San Diego sind Dave Gonzales an der Gitarre, Thomas Yearsley am Upright Bass und Brian Fahey am Schlagzeug. Ich erlebte die Band heuer zum vierten Mal, es war wie immer, sie rockten sich und uns ihren Musikstil in die Seelen. Ihr Auftritt schnurrte wie ein 4,7 Liter V8 Motor in einem 1965er Ford Mustang, eine Initialzündung nach der anderen zündete von der Bühne.

Der Abend klang gegen 22 Uhr 30 aus, es war wie bisher immer ein lohnenswerter Besuch in Tegelen. Großes Lob an alle Musikteilnehmer. Dank an die vorzüglichen Mitarbeiter an allen Ausschänken, sei es Bier, Coffie, Konsumptiebons, Essen oder Toiletten. Und ein großes Danke an die Veranstalter. Und wenn ich auch leider nicht alle Bands belauschen konnte war`s ein Riesenspaß….(Volker)

http://www.bluesrockfestival.nl/

http://www.thehandsomefellows.com/

http://www.mighty-ya-ya.com/

http://ganashake.com/band-2/

http://www.bandoffriends.eu/news#/splash-page/

http://www.thejukejoints.com/

http://www.eddyclearwater.com/

http://www.rockabilly.net/paladins/

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