Zwei bemerkenswerte Crossover-Alben bei in-akustik
JJ Grey legt sein insgesamt siebtes Album vor (das fünfte für Alligator Records) und hat wieder Mal ein genreübergreifendes Meisterwerk geschaffen.
Bekanntlich bedient Mr. John Grey Higginbotham, wie JJ Grey mit bürgerlichem Namen heißt, schon seit Jahren eine Reihe geschichtsträchtiger music roots wie Swamp, R & B, Soul, Funk & Rap.
Und man fragt sich regelmäßig, wie zum Teufel er das ohne Brüche hinkriegt.
Es strömt kongenial aus ihm heraus und verdichtet sich auf wundersame Weise zu Southern Rock der Extraklasse.
Das aktuelle Album beginnt mit Rap, der zu Beginn von „Your Lady, She’s Shady“ Stevie Wonders „Superstitious“ reminisziert und sich Zug um Zug in eine Harp- und Saxofonunterfütterte brodelnde Melange verwandelt (ähnlich, wie es weiland die Crossover-Combo „Nu Blues“ mit ihrem Bluesmix handhabten).
„Somebody Else“ und „Tame A Wild One“ zitieren Motown.
„99 Shades Of Crazy“ lässt Englands Kultband „Free“ hochleben und lädt zusammen mit „Harp & Drums“ – trotz oder gerade wegen Greys technisch verfremdeter, krächzend näselnder Stimme – spätestestens ab dem Refrain zum Mitsingen ein (die Songs werden euch bis in den Schlaf verfolgen!).
Da verhält es sich mit dem Springsteen-affinen „Standing On The Edge“ oder „Write A Letter“ nicht anders.
Last but not least gibt’s eine unvermutete „Prince“-Handreichung bei „Florabama“ zu vermelden.
Wieder mal eine unglaublich vielseitige Mucke!
Und die ist selbstredend einer ganz feinen Begleitband geschuldet.
„Mofro“ bestehen aus:
Andrew Trube – Electric Guitar, Lap Steel Guitar, Acoustic Guitar
Anthony Farrell – Organ, Piano, Clavinet, Electric Guitar
Todd Smallie – Bass
Anthony Cole – Drums, Organ
Art Edmaiston – Tenor and Baritone Saxophone
Dennis Marion – Trumpet
Zusammen mit JJ Grey (Lead and Backing Vocals, Electric Guitar, Harmonica, Tambourine, Bass, Acoustic 6- and 12-String Guitar) ein unschlagbares Team.
Das Album entstand offenbar auch mit feinster Technik made in Germany.
Auf Seite drei des Booklets ist doch tatsächlich ein Telefunken-Mikrofon separat abgebildet. Verblüffend!
Die Band gastiert aktuell live in Deutschland:
16. Mai (Worpswede, Music Hall)
17. Mai (Dortmund, FZW)
18. Mai (Schöppingen, Grolsch Blues Festival)
20. Mai (Aschaffenburg, Colos-Saal)
21. Mai (Mannheim, Alte Seilerei)
JJ Grey & Mofro „This River“
10 Tracks, TT: 49 min
Alligator Records / in-akustik
Ebenfalls mit einer fetten Bläserfraktion wartet auch Ana Popovic auf.
Die 37jährige Serbin mit Wahlheimat USA legt mit „Can You Stand The Heat“ ihr mittlerweile 8. Album vor, orientiert sich im Gegensatz zu JJ Grey aber nicht an den „Sümpfen“, sondern pflegt eher den klassischen Blues eines Buddy Guy oder B.B. King (siehe „Can’t You See What You’re Doing To Me“ oder „Hot Summer Night“). Jedenfalls bleibt festzuhalten, dass die Bläser ähnlich viril und dynamisch wie die des Blues Boy operieren.
Gesanglich kann man Ana gewisse Parallen zu Tina Turner nicht absprechen, vom Outfit ganz zu schweigen. Das Coverfoto zeigt Frau Popovic in einer Pose, die aufgrund der wilden Mähne, ihres Minikleids, den High Heels und ihren schlanken Fesseln direkt auf Tina Turner verweist. Da nehmen sich die beiden Damen nichts. Auf jeden Fall ist Frau Popovic aber die weit überlegene Gitarristin. Man höre sich nur mal „Ana’s Shuffle“an – in puncto Virtuosität ein grandioser Fingerzeig an die Ewigkeit.
Das Album offeriert eine knackige Melange aus Blues, Soul & Funk und enthält mit „Rain Fall Down“ ein Mick Jagger/Keith Richards Cover.
Zur Begleitband gehören:
Harold Smith – Rhythm Guitar
John Williams – Bass
Frank Ray Jr. – Keyboards
Tony Coleman & Tauris Turner – Drums
Marc Franklin – Trumpet
Kirk Smothers – Saxophone
Stefanie Bolton & Sharisse Norman – Backing Vocals
Ana Popovic “Can You Stand The Heat”
14 Tracks, TT: 59 min
ArtisteXclusive Records / in-akustik
(Heinz W. Arndt)
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