(hwa) Track sechs dieses bemerkenswerten Livealbums lautet „Tikki Bar Is Open“. Das lässt sich im Hinblick auf „open“ mit Kusshand auch auf den Abend des 29.12.2017 im Dortmunder Piano übertragen. Denn nachhaltig eröffnet wurde zum wiederholten Male, dass es sich bei den PeeWees um Deutschlands überragende und in der Weltliga spielende Bluesband handelt…
Geschuldet ist dies u.a. dem Gründer Thomas Hesse. Was der seit 1977 aus der Band formte, ist aller Ehren wert. Geradezu vorbildlich. Und heute rekrutiert sich die Band aus Mitgliedern, von denen man sich wünschte, dass sie noch jahrelang in dieser Virtuosität zusammenspielen mögen. Mit Andreas Müller (bass), Martin Siehoff (drums), Richard Hagel (vocals & maracas als der „Thunderbird on vocals“) und last but not least Thomas Hesse (guitar & vocals als der “Jaguar on guitar”).
Ich hab’s nicht so mit den sogenannten Waschzetteln der Plattenfirmen. Aber hier stimmt es, Tom: Richard Hagel ist eine der besten Bluesrock-Röhren auf dem Kontinent. Für mich gehört aber auch noch Paul Rodgers mit ins Boot. By the way: In den 60er bis 90er Jahren war jahrzehntelang Chris Farlowe der Liebling der Kritiker. Die Staffette hat gewechselt und gehört verdientermaßen Richard Hagel – soviel steht fest.
Die PeeWee Bluegang präsentiert sich als eine Einheit im besten Sinne, vor Spielfreude nur so strotzend. Diese Band ist überragend und ruht wahrlich in sich selbst. Was will man mehr?
Jimi Hendrix würde „Hey Joe“ betreffend vermutlich irgendwas von „unbelievable“ murmeln. Und mit was? Mit Recht! Denn was Thomas Hesse plus Band bei „Hey Joe“ neu kreieren bzw. großflächig hineinzaubern, ist mit Worten gar nicht zu beschreiben. Man muss es HÖREN! Eine der grandiosesten „Hey Joe“-Coverversionen ever – 17 Minuten lang.
Die CD beginnt mit „Going Down“ von Don Nix, geht gleich in die Vollen und überrascht mit einem Fade-in. Mitten hinein in ein dynamisches Drum- und Bass-Solo. Macht aber Sinn. Denn wie von Geisterhand wird der Hörer direkt ins Geschehen hinein katapultiert. Die Gäste in Dortmund pfeifen und jubeln – und wir sind (zumindest vom Anfang der CD an) mittendrin. Feiner Trick!
„Going Down“ wird gefolgt von B.B. Kings „Every Day I Have The Blues“, an das sich die Hesse-Kompositionen „Make My Day“ und „California“ anschließen. Track fünf „Too Much Soul“ und Track sechs „Tikki Bar Is Open“ sind gemeinsame Kompositionen von Hagel & Hesse. Track sieben „Hey Joe“ ist bekanntlich Billy Roberts gematechnisch zugeschrieben worden. Jimi Hendrix machte ihn schließlich mit seiner Interpretation zum Klassiker.
Abschließend noch ein paar Bemerkungen zu „Tikki Bar Is Open“. Eine intensive Reminiszens an „Riders On The Storm“ der Doors. Hier und da eine kleine Note geändert – und schon geht die luftige Post ab. Martin Siehoff steuert ein siebenminütiges Drumsolo bei, das mit Hilfe von Richard Hagels Maracas von anfangs zärtlich bis in dynamische Höhen reicht.
Diese Liveperformance zum 40jährigen Bandjubiläum der PeeWees hat mich intensiv beseelt und nachhaltig beeindruckt. Ich habe diese Scheibe schon über zehnmal in Gänze gehört und sie nutzt sich nicht ab. Im Gegenteil! Sie hat mich süchtig gemacht. Süchtig nach genau diesem Livegenuss. Und Tom Redecker hatte wieder Mal ein goldenes Händchen. Diese Scheibe krönt die Werkschau der PeeWees bei Sireena Records.
Top-Tipp für alle, die den Blues lieben!
(Heinz W. Arndt)
PeeWee Bluesgang „40 Bluesful Years“
Sireena CD SIR 2195 / LP SIR 4054 / Digital
Im Vertrieb von Broken Silence Distribution
VÖ: 18. Januar 2019
Ebenfalls von den PeeWees bei Sireena Records erhältlich:
SIR 2126 „Playing Funky – The Lost Album“ (with Drafi Deutscher) CD
SIR 2099 “Boudoir De Luxe” CD
SIR 2097 “Live im Jovel” CD
SIR 2142 “Absolutely Live” CD
SIR 2143 “Bootlegged in Balve” CD
SIR 5002 “Live at Rockpalast” DVD
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