(jm) Bis die CD in meinem Briefkasten landete, hatte ich von Herrn Lemoyne Alexander noch nie etwas gehört. Nach genauerer Recherche entpuppt sich der Amerikaner jedoch als erfolgreicher Gold- und Platin-veredelter Produzent, Musiker und Songwriter, der in den 80ern bereits Frontmann der Band The Fascination war. In den 90ern arbeitete er als Produzent in mehreren Genres, konzentrierte sich aber dann auf Rap. Als Gründer des Produzententeams 3daHardway arbeitete zum er Beispiel mit R. Kelly, Aaliyah, Nuttin Nyce, DJ Jazzy Jeff & The Fresh Prince zusammen. Das sind zweifellos hochkarätige Namen, die jedoch bisher beim RockBlogBluesSpot keine Rezensionsheimat gefunden haben.
Doch im Jahr 2009 kommt es zu einem Richtungswechsel im musikalischen Schaffen – Alexander gründete die Alternative-Rock-Band St8 Of Grace, deren letztes Album „Thisendlesswar‘ im Jahre 2016 erschien und sehr gut bei Kritikern ankam. Außerdem arbeitete er als Juror bei der TV-Show „World Of Stars“ und Referent bei internationalen Musikkonferenzen – die Liste lässt sich endlos fortsetzen – Lemoyne Alexander, offensichtlich ein Workaholic im Musikbusiness.
Am 25. Oktober 2019 erscheint sein stilistisch weitgefächertes Solo-Debüt „Solitude“ über das New Yorker Label Isotopia Records.
Also legen wir den Silberling mal ein: Tatsächlich wird schon beim Opener Cookie Jar klar, dass Lemoyne nicht nur der Mann an den Reglern im Hintergrund sein will, sondern auf die Bühnen dieser Welt will. Nach Cookie Jar geht’s mit Black Dress gleich weiter mit sexy Grooves. Der Text dreht sich natürlich um das kleine Schwarze und beschreibt sehr eindeutig, wie es den wohlgeformten Körper der Angebeteten aufreizend in Szene setzt. Das Stück selbst, wie auch ein paar weitere Passagen des Albums erinnern mich unweigerlich an die besten Phasen von Lenny Kravitz in den 90ern. Alexander kann wirklich rocken und brilliert außerdem mit einer gefühlvollen Stimme voller Soul.
Das als Single ausgekoppelte Hollywood Blvd. ist ein Liebesbrief an Los Angeles, Why Does It Hurt So Bad und Please Forgive Me gehen als Balladen mit viel Soul durch, in denen Lemoyne zu seinen Chicago-Wurzeln zurückkehrt, wo der Blues in seiner Kindheit blühte.
Say Yeah mit seinem psychedelischen Groove, Scandalous und Block Party sind eher funkiger Natur. Der Titelsong Solitude ist seinem Vater Oscar „Smitty“ Smith gewidmet, der unglücklicherweise vor der Aufnahme des Albums verstarb.
Der Abschluss des Albums – Euphoria – ist ein episches, fast siebenminütiges Instrumental, das Alexanders Gitarrenarbeit glänzen lässt.
Solitude ist ein qualitativ hochwertig produziertes und handwerklich gut gemachtes Rock Album, dass schnell ins Ohr geht. Vor dem Hintergrund der breiten Erfahrung und Kompetenz eines Lemoyne Alexander im Musikbusiness hätte ich mir etwas mehr Eigenständigkeit gewünscht. Wer jedoch den schon zitierten Lenny Kravitz oder auch die Rival Sons mag, sollte durchaus ein Ohr riskieren. (Jens M.)
Tracks:
- Nostalgia
- Cookie Jar
- Black Dress
- Hollywood Boulevard
- Solitude
- Tonight
- Why Does It Hurt So Bad
- Say Yeah
- Scandalous
- Block Party
- Please Forgive Me
- Undeniable
- Euphoria
Hören & Sehen:
https://www.facebook.com/lemoyne.alexander
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