(jm) Den 29. Februar gibt es nur alle vier Jahre im Kalender und wir begehen ein sogenanntes Schaltjahr. Neben der zeitlichen Korrektur unseres Kalenders gegenüber dem Lauf der Gestirne und Planeten mit Hilfe dieses Zusatztages, nutzen die rockenden Lokalmatadoren MOONSURFER aus der süddeutschen Region Landsberg am Lech diesen Zeitpunkt nun schon zum zweiten Mal, um ein Album mit sechs neuen Stücken zu veröffentlichen. Tatsächlich sind schon vier Jahre vergangen, seit die erste CD der selbst ernannten Mondliebhaber erschien – am 29. Februar 2016. Der Bezug zu den Gestirnen macht natürlich schon aufgrund des Bandnamens absolut Sinn, was jedoch nicht heißen mag, dass zwischen den beiden Schalt-Tagen von 2016 bis heute rund um die Band nichts passierte.
Im Gegenteil: Als ich vom Gitarristen Assel stolz das neue Album in CD-Form überreicht bekomme, halte ich zunächst ein sehr durchdachtes und aufwändiges Artwork in den Händen – tolle Musikerporträts in Farbe und Schwarzweiß, die den Albumtitel „Awakening“ einrucksvoll unterstreichen. Umgesetzt von Peter Wilson – einem Landsberger Fotografen und Grafiker, dessen Arbeit ich sehr schätze. Aber kann mich die Musik auch „aufwecken“? Die Musik, die ich in ihrer Rohfassung schon vor einem Jahr hören durfte, als ich die Studiosession zum neuen Werk in den Groundlift-Studios am Ammersee fotografisch begleitet habe, was ist daraus bis zum finalen Mix geworden? Eingespielt an einem einzigen Wochenende, erinnert mich das – nicht nur aus Budgetgründen „effiziente“ – Vorgehen an die Spontanität deutlich „größerer“ Bands aus früheren Tagen, die auf diese Art und Weise nicht selten Meilensteine der Rockmusik geschaffen haben. Wenn Gitarrist Assel nur vierhundert Meter von mir entfernt wohnt, habe ich selbstverständlich „Insiderwissen“ und kann hier ausplaudern, dass der anschließende Mix und Produktionsprozess wohl deutlich komplizierter war, als der eigentliche Aufnahmeprozess. Alles hörte sich wohl für lange Zeit nicht so an, wie sich die fünf Herren das vorgestellt hatten. Nichtsdestotrotz, irgendwann kam es zum finalen Ergebnis und das Surfbrett ist nun frisch gewachst für einen neuen Ritt auf der Mondoberfläche.
Gegenüber dem Erstling höre ich deutliche Veränderungen: Die Songs sind differenzierter und aufwändiger arrangiert, mit vielen kleinen musikalischen Details, die man oft erst nach wiederholtem Hören entdeckt. Außerdem haben sich die Gesangslinien deutlich verbessert und damit meine ich nicht nur Hubert als Frontmann, sondern die gesamte Band. Alle Backgroundeinsätze wirken deutlich präsenter und stimmiger, in „Holiday“ startet der Song gar mit einem reinen a capella-Einsatz. Hubert’s Gesang hat an Volumen gewonnen und ich bin davon überzeugt, das hier noch mehr geht – seine charismatische Stimme kann zum absoluten Markenzeichen der Band werden, wenn er weiter mit seinem „wichtigsten Instrument“ arbeitet. Schreibt einer, dessen Gesang sicher niemand hören will, aber das ist das Los des in diesem Fall sogar freundschaftlich mit der Band verbundenen Kritikers.
Von den sechs Stücken auf dem Album („Seven Days“ war schon auf dem Debüt vertreten und ist hier noch einmal in einer remasterten Version zu hören) bildet „Awakening“ für mich den absoluten Höhepunkt des Albums, wenngleich auch die anderen Songs nicht minder spannend sind, jedoch einen deutlich verhalteneren „Druck“ offenbaren. Die Texte beschäftigen sich einmal mehr mit den großen Fragen der Menschheit und unseres Zusammenlebens. „Message To Us“ ist beispielsweise von Astro Alex‘ Rede (Alexander Gerst – dem deutschen Astronauten) aus dem All inspiriert, in dem er seiner Sorge um unseren blauen Planeten Ausdruck verleiht.
Nach wie vor passen die Songs nicht so recht in eine Schublade, sondern schweben in einem „Genre-Mix“ zwischen allen Stühlen, auch wenn der musikalische Fokus natürlich vom klassischen Rockband-Setup geprägt ist: Gesang, 2mal Gitarre, Bass und Schlagzeug. Wer sich für leidenschaftliche, mit viel Herz und Seele gemachte Rockmusik interessiert, sollte hier ein Ohr riskieren oder die Band gleich für einen Live Gig im verrauchten Club um die Ecke buchen, denn MOONSURFER’S Funke springt besonders gern im Konzert über.
Am 29. Februar darf ich die Songs zur Album-Release-Party in der Landsberger Sonderbar zum ersten Mal live hören. Ich bin gespannt. „Awakening“ ist digital bei allen gängigen Streaming-Anbietern und im CD-Format bei der Band direkt mit allerlei spannenden Fan-Packages erhältlich (Jens M.)
Band:
Hubert – Vocals & Acoustic Guitar
Dausi – E-Guitar & Back Vocals
Rudi – Drums
Bernhard – Bass Guitar
Assel – E-Guitar & Back Vocals
Tracks:
- The Cloud
- Awakening
- We
- Game Is On
- Holiday
- Message To Us
- Seven Days [Remastered]
Kontakt:
https://soundcloud.com/moonsurfer_theband
https://www.facebook.com/MoonSurfer-704060279690793/
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