(as) Ja, ja, die guten Bandnamen gehen zusehends aus, doch wohingegen sich „Jailvis“ sozusagen mit der Brechstange ein Wortspiel für ihre Benennung ausgedacht haben, wirkt ihre Musik rundum stimmig. Dass sie ihren Stil selbst „High Energy Fuzz Rock“ nennen, darf man beim Hören von „Get Lost“ uneingeschränkt absegnen
Die Düsseldorfer, die u.a. aus „Sunmerge“ hervorgegangen sind, existieren erst seit Anfang 2019, geben aber aufgrund ihrer zuvor sicherlich in hinreichendem Maß gemachten Erfahrungen ein zu souveränes Bild für bloße Newcomer ab. Ihre erste EP kommt weitgehend ohne die vielzitierten Umschweife auf den Punkt und eignet sich in dieser kompakten Form ideal als Appetitanreger für ein bevorstehendes Album.
Die Besetzung zu dritt erweist sich nicht nur auf spielerischer Ebene als perfekt, sondern dürfte auch im Sinne der kompositorischen Einfachheit sein, die sich „Jailvis“ auf die Fahnen geschrieben haben – ohne das Köpfchen je ganz abzuschalten wohlgemerkt, denn falls sich „Get Lost“ durch eines auszeichnet, dann den überdurchschnittlichen Spielwitz seiner Schöpfer.
Während sich Gitarrist Jörg und Bassist Daniel die Gesangsparts teilen (höre dazu speziell das live gewiss in breitbeiniger Pose dargebotene Titelstück), entsteht ein interessantes Wechselspiel, das man bei direkt nach vorn losgehenden Bands selten geboten bekommt.
So pendelt der bratende Opener „Bad Advice“ zwischen Aggression und Wehmut, wobei die knurrig gepresste Stimme (Phil Anselmo von „Pantera“ und „Down“ lässt grüßen) auch im weiteren Verlauf ein Charakteristikum des Trios bleibt. Das Hauptriff von „Jailvis“ hat etwas von der „Metallica“-Nerverei „Fuel“ (ganz zu schweigen vom eingeworfenen „Uh!“ à la Hetfield), wohingegen sich „Jailvis“ die differenziertes und besonders eisenhaltige Nummer bis zum Ende aufgehoben haben; „Misfit Canyon“ weist nämlich ungeachtet seines melodischen Refrains eine scharfe Sludge-Kante auf.
Mit Sonnenbrille, Stoner- wie Heavy-Blues-Elementen und ein wenig Punk-Rotz haben die Herren ergo vier Abgeh-Stücke auf gehobenem Niveau zusammengestellt, die trotz ihrer noch jungen Karriere schon eine relativ eigene Kennung besitzen.
Bad Advice
Jailvis
Get Lost
Misfit Canyon
Andreas Schiffmann
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