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Walter Trout – Ordinary Madness

(hwa) Es hat eine Transformation stattgefunden. Trout, 69, ist mittlerweile ein anderer wie er vergleichsweise noch vor 2014, also vor seiner lebensbedrohlichen und spendenfinanzierten Lebertransplantation war. Ja, er war wild, laut und powerte Blues und Rock mit höchstmöglicher Energie während langer und kräftezehrender Tourneen aus sich heraus. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dann kam die Zäsur …

Buchstäblich wie neugeboren entdeckte er die tief melancholische Seite in sich. Demut und Dankbarkeit waren fortan sein neues Credo – er blieb am Leben. Auf diesem neuen Selbstverständnis präsentierte Walter Trout die anschließend erschienenen Alben „Battle Scars” (2015) und „We’re All in This Together” (2017).

Zuletzt interpretierte er auf „Survivor Blues” (2019) eine Reihe bis dato nur noch selten gehörter Genreklassiker von Jimmy Dawkins, Sunnyland Slim, Otis Rush, Luther Johnson, J.B. Lenoir, Hound Dog Taylor oder Mississippi Fred McDowell. „Survivor Blues” erreichte den Spitzenplatz der Billboard Blues Charts und wurde von der Zeitschrift Classic Rock zum besten Bluesalbum des Jahres gekürt. Ein Kommentar unter vielen lautete: „Walter Trout hat nicht nur überlebt sondern blüht jetzt regelrecht auf”.

Sein neues Album „Ordinary Madness” erscheint am 28. August 2020 und entstand zusammen mit seiner Frau, Co-Autorin und Executive Producer Marie Trout. Eingespielt wurden die elf Tracks mit Produzent Eric Corne in Los Angeles, im Studio des früheren Doors-Gitarristen Robby Krieger.

Der musikalischen Bogen reicht von elektronischen Spielereien beim Intro zum Titeltrack, über Ambient-artige Gitarrensounds („Wanna Dance”) bis zu beinahe schon pinkfloydigen („Up Above My Sky”) und anderen psychedelisch anmutenden Klangmustern („The Sun Is Going Down”). Ab und an brechen sich nach Hardrock oder Metal klingende Riffs ihre Bahn („Final Curtain Call“ oder „Ok Boomer“), wozu versöhnliche, stellenweise gar liebliche Töne wie beim Country-beeinflussten „My Foolish Pride” einen reizvollen Kontrast bilden.

In den Lyrics rekapituliert und reflektiert Trout seine den jeweiligen Umständen entsprechenden mentalen Befindlichkeiten während der jüngeren Vergangenheit. Von zu Tode betrübt bis himmelhoch jauchzend: Ordinary Madness, der ganz normale Wahnsinn halt.
Textauszug: „Ain’t nothing special, it’s just there in your mind. It’s the sadness, the fear and the anger that you feel everyday. It just lays there in your gut and it won’t go away. It’s just ordinary madness and it’s here inside of me. Yes it’s here inside of me.“

Dass unmittelbar nach Fertigstellung des Albums das Coronavirus mit voller Wucht und verheerenden Folgen über die Welt hereinbrach und damit auch größere Konzerte auf unabsehbare Zeit unmöglich machte, ist zwar Zufall – jedoch einer, der ins Bild passt. Daraus zieht Walter Trout seine ganz persönlichen Schlüsse, indem er sagt: „Lasst uns einfach immer auf das Licht am Ende des Tunnels hoffen.”

„Ordinary Madness“ passt da exakt hinein. Ich kriege beim Hören zunehmend Gänsehaut. Danke Mr. Trout!

(Heinz W. Arndt)

Walter Trout „Ordinary Madness“
Provogue Records
Mascot Label Group
11 Tracks
Laufzeit: 57:43 min
VÖ: 28. August 2020

Tracklist:
01) Ordinary Madness
02) Wanna Dance
03) My Foolish Pride
04) Heartland
05) All Out Of Tears
06) Final Curtain Call
07) Heaven In Your Eyes
08) The Sun Is Going Down
09) Make It Right
10) Up Above My Sky
11) Ok Boomer

Musicians:
Walter Trout: Vocals & Guitars. Harmony Vocals on 3, 4, 7, 8, 10.
Harmonica on 6, 8.
Teddy Andreadis: Wurlitzer on 1, 8, 10. Hammond on 2, 5, 8, 9, 10, 11. Accordion on 4. Piano on 5, 8.
Michael Leasure: Drums. Tambourine on 4.
Johnny Griparic: Bass.
Anthony Grisham: Guitar on 2.
Skip Edwards: Piano on 3, 7. Hammond on 3, 6, 7.
Drake „Munkihaid“ Shining: Hammond on 1, 4.
Eric Corne: Harmony Vocals on 4. Background Vocals on 3, 4.
Space Fish: Intro FX on 1.

Produced by Eric Corne.
Executive Producer: Marie Trout

http://www.waltertrout.com

Filed under: Album Reviews, Blues, Bluesrock, Country, Hardrock, Psychedelic,

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