Nachdem der hier fotografisch eingefangene Freak Valley Geist auch des Nachts – die wieder einmal sehr kurz war – über uns wachte, beginnt mit dem Samstag der heißeste Tag des Festivals – und das in vielerlei Hinsicht! Aber hört und seht selbst…
Madmess bekommen hier als Opener eine Foto-Lovestory als ein portugiesisches Trio, das fuzzig in die durchaus ernstzunehmende Samstags-Sommerhitze startet:
IAH (vo) Jose-Schlagwerk, Juan-Bass und Mauricio-Gitarre lernte ich 2019 bei meinem anderen Festival der Festivals kennen: Lake On Fire in Waldhausen/Oberösterreich (ja genau, das mit der Bühne auf dem Nepomukteich). Das Trio aus Cordoba/Argentinien weilte damals zum ersten Mal in Europa und ich dachte mir schon während ihres Auftritts: die Drei sind so gut, da gibt es sicherlich auch ein zweites Mal, hoffentlich ein drittes bis …….Mal.
Ihre Anfrage für einen Auftritt erhielt ich im letzten Jahr und sprach mich mit unserem Booker Jens Heide ab das Trio unbedingt für unser Fest zu booken. Das ja, wunderbar, auch klappte.
Am 15.06. trafen sie schon bei uns ein – vorher waren sie in Polen und Tschechien unterwegs – und wir brachten die drei für die Zeit bis zu ihrem Auftritt beim FVF am 18.06. in einem netten Hotel unter.
Ab und zu liefen wir uns während der Tage entweder backstage oder auf dem AWo Gelände über den Weg: drei liebenswerte Musiker, die das Ganze sichtlich genossen.
Am 18.06. ab 15 Uhr traten sie dann vor unser Publikum: etwas angespannt zu Anfang, denn die Kulisse vor ihnen war doch beeindruckend, aber das Lampenfieber war in Nullkommanix weggespielt.
Ihre Mischung aus Post-, Psychedelic-, Stoner und ein bissel Doom und Songs aus ihren bisherigen drei Alben brachten das anwesende Freakvolk schnell zum feiern, denn ihre Fähigkeit Songs unlangweilig zu interpretieren ist schon sehr ausgeprägt. Eruptive Gitarrensalven und zum Himmel schreiend gute, ruhige Saitenpassagen von Mauricio, dazu der höllische Groove von Jose und Juan.
Jungs: nicht nur ich verneige mich vor euch für das 45minütige Spektakel, ihr wart eine Bereicherung unseres Programms! IAH waren die diesjährige von unserem Blog präsentierte Band beim Freak Valley und wurden auch fein abgelichtet von radicaleye.de
Slomatics Schwerer Sound aus Belfast, der so gar nichts mit U2 gemeinsam hat…
Psychlona Stoner Rock aus Bradford in Yorkshire, England mit Foto-Love-Story:
Temple Fang (KiS) Als ich der Band zum ersten Mal gewahr wurde, gab es noch nicht einmal einen Tonträger. Aber ich hoffte sofort: Hoffentlich können die beim FVF spielen. Vielleicht auf der Wake& Bake, denn Temple Fang waren noch echte Newcomer. Aber wie rasant die Amsterdamer zu hervorragenden Nachbarn alteingesessenen FVF- Bands wie: The Midnight Ghost Train, Elder, Geezer, Villagers of Ioannina City….die absolut richtige Wahl für das Valley. Publikum, das Energietransfer beherrscht, ja die magisches Jaming lieben! Scheiß auf Hitze, Dennis zieht zum Anlass ein feines Hemd an und Jevin tauscht die Badeshorts mit feiner Anzugs- Stagehose. Obwohl diese Raketendurchstarter Band dieses Jahr schon fast alle Festivals bespielt, hoffen wir, wir werden sie in den kommenden Jahren hoffentlich noch oft sehen, auf den Bühnen der Welt.
Mehr Fotos: Kiki No
The Midnight Ghost Train (KiS) Was für ein Come- Back ! Vom Allerfeinsten! Kein Mensch, der diesen Zug jemals gehört hat, konnte ihn vergessen. Ich weiß nicht, ob Steve sich seine Irene zurückgekauft hat, aber The Midnight Ghost Train klingt, als würden keine 6 Jahre dazwischen liegen. Es hat sich keine Band wie diese in die Lücke schieben können, das Trio ist und bleibt einzigartig. Eine Bühnenpräsenz, Liebe vor aller Augen und natürlich dieses Reibeisen, das nur einer zu Gesang formen kann, dem das im Blut liegt. Vinyl Cypress Ave (2017) ist sold out. Also, es ist Zeit Jungs, was Neues kann aus der Pipeline! Wir freuen uns!
Mehr Fotos: Kiki No
Elder (Jens M) Nach dem geradlinigen und energiegeladenen Set von The Midnight Ghost Train wird es jetzt etwas progressiver. Elder Sänger, Gitarrist und Keyboarder Nick Di Salvo sagt, dass er „kein Talent zum Schreiben kurzer Songs habe – seine Ideen brauchen Platz.“ Deshalb gibt es beim Doom-Stoner-Psychedelic-Progressive Quartett – vielleicht besser kurz „Heavy Psych-Quartett“ genannt – kaum einen Song unter zehn Minuten. Ein Elder-Konzert ist also durchaus anspruchsvoll, denn rein musikalisch passiert in jedem Song so viel, dass manch andere Bands mit diesen Ideen wohl ganze Alben füllen würden. Auch an diesem Abend präsentieren sich Elder in Bestform und schicken uns auf eine Reise zu den größten akustischen Sehenswürdigkeiten aus ihren letzten Alben.
High On Fire (KiS) was soll man groß sagen? Legende. Berühmtester Musiker des Festivals. Grammy Award für die beste Metal-Performance für den Song „Electric Messiah“ bekommen. Legendäre textillose Performances on Stage. Legendäres Rock’n‘Roll Leben hingelegt. Der Mann ist drei Jahre jünger als ich. Puuuh. Ich konnte meinen Paparazzi-Triggerfinger nicht zurückhalten und den Herrn beim durchstreifen des Festivalgeländes abstalken. Bekleidet natürlich. Aber Bühnenpräsenz ist einfach der Hammer. Massiv. Laut. Manch einem kosmischen Zuhörer war das auch zu laut und heftig. Aber das ist auch FVF. Diversität. Für jeden etwas dabei. Auch die Setlist spricht für sich: Turk/ Spewn From The Earth/ Madness Of An Architect/ Speedwolf/ Cyclopean Scape/ Fertile Green/ Rumors Of War/ Baghdad/ Blood From Zion/ Fury Whip und Snakes For The Divine.
FU MANCHU (Jens M) In der Nacht vom Freitag zum Samstag, irgendwann zwischen 2 oder 3 Uhr morgens, ein Pensionszimmer voller Stoner Rock Fans in Brauersdorf: Es wird wild über die Kalifornier Fu Manchu philosophiert und in heller Vorfreude auf den kommenden Samstags-Headliner das 2003er Live-Album „Go For It… Live“ in der dafür notwendigen Lautstärke gespielt (Die Vinylversion dieses durchaus phantastischen Albums erzielt inzwischen Preise jenseits von 700 Euro). „Hell On Wheels“ – „Laserbl’ast! – „King Of The Road“ und natürlich „Weird Beard“ erfreuen unsere Herzen und Ohren und das Zähneputzen vor dem Zubettgehen wird einmal mehr hinausgezögert. Ok… ein Bier noch, aber dann ist Schluss. Beim Frühstück heißt es, wir sollen das nächste Mal lieber auf die Terrasse gehen, wenn wir so laut Musik hören wollen. Das machen wir nicht, wir fahren lieber ins Freak Valley…
… und ungefähr 20 Stunden nach den nächtlichen Eskapaden betreten Fu Manchu endlich die Bühne. Es ist ein heißer und trockener Sommerabend und der perfekte Soundtrack dazu startet genau jetzt! Ich kann mich nur noch an wenige einzelne Songs erinnern, denn das, was Sänger und Gitarrist Scott Hill und seine Mitstreiter in den nächsten knapp 90 Minuten vom Stapel lassen ist ein fetter und einzigartiger Monolith aus Energie, Gitarren, Hitze und Wüstenstaub. „Hell On Wheels“ ist gleich die zweite Nummer und ich stehe einmal mehr mit Gänsehaut im Fotograben. Natürlich gibt’s als Zugabe den unvermeidlichen „Weird Beard“ und ich frage mich, ob Volker vielleicht einen solchen hat. Möglich ist das. Fu Manchu machen glücklich – ob nun mit oder ohne Bart. Das ist sicher.
(Alle) Und dann war es plötzlich vorbei… und Melancholie und Dankbarkeit machen sich in jedem von uns breit… Wofür wir Danke sagen? Dem lieben Petrus für ein megatolles Wetter ohne elektrische Entladungen, das blieb tatsächlich den Bands vorbehalten… dem lieben Jens Heide für ein spektakuläres Booking. Den Rock Freaks für das Ausrichten eines unvergleichlichen Festivals, der unermüdlichen AWo für die Helfer und den Mut, das Gelände immer wieder verrückten Freaks anzuvertrauen. Dem lieben JJ Koczan von The Obelisk für eine rasante, fachmännische und liebenswerte Berichterstattung. Der famosen Bühnen-Crew, die sensationell und geduldig ihren Job gemacht hat. Dem Rockpalast, der über alle Grenzen hinweg das Publikum auf der ganzen Welt professionell unterhalten hat. Den toleranten Anwohnern, die jedes Jahr eine Menge Ohropax verbrauchen. Den kompetenten Sanitätern, z.B. Herr Rotes und Herrn Kreuz, die bei Hitze -und Headbanger-Unfällen sofort wissen was zu tun ist. Und Danke für das kostenlose Wasser, dem Lebensretter schlechthin bei mehr als 30°C im Schatten. Und im nächsten Jahr? Was soll da passieren? Natürlich wieder ein geniales Freak Valley Festival mit gigantischem Line-up aus etlichen Bands, die es seit 2020 aus verschiedenen Gründen nicht geschafft haben. Damit wäre dann quasi ein ganzer Tag schon voll. Außerdem wünschen wir uns wieder einen Fotograben. Wie früher, oder ok, zumindest wie 2019, oder, ja ok, wenigstens 15 Zentimeter! Alle sollen gesund und munter bleiben und nicht nach dem Festival reihenweise positiv getestet werden und mehr oder weniger krank sein. Wir wünschen uns mehr Frauen auf der Bühne, es sind immer noch „zu viele Pimmel im Valley“ wie ein alter Freund so schön sagte.
Und das Wichtigste: Das wir unbeschwert feiern können, ohne dass ein paar Kilometer weiter in Europa gleichzeitig Menschen durch Krieg und Wahnsinn sterben. Stoned Jesus und Somali Yacht Club könnten wir dann einladen, um nur mal zwei Bands aus der Ukraine zu nennen. Nach dem Freak Valley Festival können sie ganz unbeschwert wieder nach Hause fahren und sich auf ihre Familien und Freunde freuen. Das hört sich ganz selbstverständlich an. Das wäre es doch…
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