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Keep It Low Festival – Feierwerk München, 7.- 8. Oktober 2022

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Jens M.) Nachdem ich schon vor einigen Tagen in einem Anflug von Melancholie das Ende der Festivalsaison mit Instagram Posts ausgelassen feiernder Fans ankündigte, hatte ich eines vergessen: DAS KEEP IT LOW in München steht ja noch an! Längst zur festen Größe in der Stoner- und Heavy Rock-Szene avanciert und seit Jahren in der Regel schon vor dem Start komplett ausverkauft. Auch in diesem Jahr gab es nur noch wenige Tagestickets an der Abendkasse und wenn man bedenkt, wie viele Veranstalter inzwischen mit mindestens einem Drittel weniger Gäste auskommen müssen, spricht wohl auch das für die Qualität der Bandauswahl und für das organisatorische Händchen von den Machern Sound Of Liberation.

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Ein für die Szene hochkarätiges und spannendes Line Up verteilt sich auf zwei Tage und zwei Bühnen im Feierwerk München. Dazu gibt’s außerdem einen regenfesten Biergarten, einen Outdoor Skatepark, eine Aftershowparty und viele liebevolle Details mehr bis hin zum griechischen Street Food-Mobil.

Wenn wir gerade bei Details sind: Dieser Fotobericht erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit in der Chronologie der Ereignisse. Es ist ein subjektives Abenteuer, eine Sammlung von Eindrücken, von Momentaufnahmen der beiden Tage, wahrgenommen durch Sinne und Linse des Autors, der irgendwann am späten Freitagnachmittag bei bestem Sonnenschein nach München aufbricht und für diesen Abend gar keine große Vorliebe für irgendeine Band hegt, sondern sich einfach überraschen lassen will. Das erste Bier in der Sonne schmeckt wunderbar – so muss sich ein Wochenende anfühlen, Cheers Tom, den ich noch am Wegesrand eingesammelt habe, dann lass uns mal reingehen zu…

HALF GRAMME OF SOMA …die natürlich allein durch ihren klangvollen Namen gewisse Assoziationen wecken. Die Herren aus Athen legen die Messlatte schon am frühen Abend nach oben und haben ihr neues Album „Slip Through The Cracks“ im Gepäck. Die Sound Of Liberation Werkschau beginnt somit recht eindrucksvoll, auch wenn der Sänger etwas nervös scheint und nicht immer die Töne so trifft wie auf der Platte, die neben einem coolen Artwork tatsächlich eine druckvolle und schöne Mischung aus Neunziger Grunge-Flair und Heavy Rock offenbart. Das war schon mal ein klasse Einstieg, deshalb gleich mal ein neues Bier holen und rüber in die Hansa 39 zu…

SLOMOSA … aus Norwegen. Das Quartett beweist vom ersten Ton an, dass man auch in der Küstenstadt Bergen die Weiten des Desert Rock spüren und leben kann. Das selbstbetitelte Album mit Kamel auf dem Cover ist schon 2020 erschienen und wird jetzt eindrucksvoll auf die Bühnen Europas gebracht. Am meisten beeindruckt Bassistin Maria, die mit ihrem fünfsaitigem Rickenbacker ein famoses Rhythmus-Fundament gießt und obendrein mit den drei Herren eine unglaubliche Spielfreude an den Tag oder besser den Abend legt.

Gut. Das war schon mal ein ausgezeichneter Auftakt. Viel Zeit zum Abhängen auf der Feierwerk-Terrasse bleibt uns indes nicht. Denn nach Norwegen geht’s gleich wieder nach Griechenland. NAXATRAS aus Thessaloniki, inzwischen ein Quartett, nehmen uns mit auf eine schöne, psychedelische Reise, die vom Progressive Rock der Siebziger inspiriert und kein bisschen langweilig ist. Entspannter, atmosphärischer Instrumentalrock, den man immer gut hören kann, egal ob im Club oder auf dem heimischen Sofa.

SASQUATCH aus Philadelphia ziehen das Tempo dann wieder gehörig an. Sasquatch steht als Synonym für den Bigfoot und dementsprechend große Fußstapfen werden hier auch – zumindest musikalisch – hinterlassen. Ich brauch jetzt erstmal einen doppelten Espresso, bevor…

… UFOMAMMUT in einer übervollen Kranhalle ihren ultraschweren Doomlaster ins Rollen bringen. Wobei Rollen vielleicht der falsche Ausdruck ist. Was die Italiener da aus den Boxen pressen, fließt zäh wie Lava in die Gehörgänge und hinterlässt den Zuhörer in einem tranceartigen Zustand. Umfallen konnte in der Halle sowieso keiner mehr. Respekt, wer da bis zum letzten Ton ausgehalten hat. Mein Freund Tom hat es getan, um mir danach mit krächzender Stimme zu vermitteln, wie geil das gewesen ist. Spätfolgen habe ich keine feststellen können, aber mir persönlich haben drei Songs gereicht.

ORANGE GOBLIN aus Großbritannien sind die letzte Band des Freitagabends. Und seit jeher ein Garant für eine fulminante Live-Show. Sänger Ben Ward betritt oder besser erscheint mit seinen über zwei Metern Körpergröße auf der Bühne und los geht’s. Die vier Herren haben nach so vielen Jahren noch immer einen unglaublichen Spaß auf der Bühne. Sie wirken komplett aus der Zeit gefallen und scheinen nicht zu altern. So muss Rock’n’Roll wohl sein. Zeitlos und gepachtete Berufsjugendlichkeit… bei Orange Goblin scheint das absolut klischeefrei zu funktionieren. Ein schönes Fazit für den ersten Tag. Morgen geht’s weiter und ich freue mich schon jetzt wie ein Kleinkind auf FU MANCHU…

Der Samstag startet verregnet und ich verpasse aus hier nicht genannt sein wollenden Gründen DEAD TASTE, THE KUPA PITIES, MELOI, MINDCRAWLER und steige bei einer Band aus Aschaffenburg ein, die auf den klangvollen Namen…

… VULVA hört und sich, vielleicht zur Reduzierung von sichtbarer Explizität, VVLVA schreibt. Nun ja, das ist wirklich Siebziger Jahre Hardrock mit erstklassiger Orgel, hohen Vocals und überbordender Energie. Komisch, dass man sich jetzt schon wieder ein Bier holen will…

HIJSS aus den Niederlanden waren für mich bisher ein unbeschriebenes Blatt und dann die Überraschung des Abends. Was dieses Trio vom Stapel ließ, war ein schönes Brett voller Energie… und ich weiß nicht, wie ich das für Euch in Worte fassen soll: Hier verschwimmen die Genregrenzen von Punk, Blues, Space und Psychedelic Rock… 

… Und dann gehts es schon nahtlos und ohne Verschnaufpause weiter mit ELECTRIC CITIZEN aus Cincinnati, Ohio, die es überraschenderweise auch schon seit zehn Jahren gibt. Sängerin Laura versteht es, das Publikum für sich zu gewinnen, nur bei mir will der Sound der Amerikaner nicht so recht zünden… aber vielleicht liegt es einfach daran, dass ich es kaum erwarten kann, Fu Manchu wieder live zu erleben. Doch zuvor verzaubern uns noch…

… COLOUR HAZE aus München. Inzwischen eine Institution und Tradition auf jedem Keep It Low Festival. Ich wüsste nicht, dass mal eins ohne Colour Haze stattgefunden hätte. Also wieder rüber ins Hansa 39 – die Band hat sich auf der Bühne arrangiert, wie in einem Proberaum zur Jam-Session. Und so entwickelt sich auch dieser Gig zu einem hypnotischen Sog, dem sich keiner entziehen kann. Auch ich nicht. Und so experimentiere ich mit Doppelbelichtungen, wozu mich die Visuals im Hintergrund animieren. Sind geil geworden meine ich. Genauso wie das Konzert von Colour Haze. Ein Trip. Keine Ahnung wohin…

UNIDA. Über UNIDA zu schreiben, hieße wohl Sand in die Wüste kippen und ich kann mir im ersten Moment gar nicht vorstellen, wie UNIDA ohne John Garcia am Mikrofon wohl bitte funktionieren sollen? Doch ich muss zugeben, dass mich die eigentlich „neue“ Band vom ersten Song an begeistert. Der Sänger kreischt, singt und winselt, das es eine wahre Freude ist und legt dabei noch eine Bon Scott-artige Bühnenperformance an den Tag oder besser den Abend. Dabei agieren alle zusammen als Band und zeigen, dass es ihnen sichtlich Freude bereitet, der Legende UNIDA neues Leben einzuhauchen und auch eine neue Identität zu geben, ohne das Erbe zu vergessen. Macht Spaß!

Und dann ist es endlich soweit – Eine weitere kalifornische Stoner Rock Legende entert die Bühne: FU MANCHU! Erst auf dem Freak Valley Festival gesehen, bescheren mir die Herren im brechend vollen Hansa 39 erneut Gänsehautmomente. „So put the keys in my hand in my hand, Hell on wheels is no big deal…” oder “… King of the road says you move too slow!” um nur einige zu nennen. Sänger und Gitarrist Scott Hill fegt einmal mehr wie ein Derwisch über die Bühne, so dass ich mich später wieder nicht entscheiden kann, welches Headbangerfoto wohl das Beste ist. Der Gitarrensound ist glasklar und messerscharf, die Menge tobt… was für ein Abend! Fehlt nur noch, dass der namengebende Bösewicht Fu Manchu tatsächlich auf der Bühne erscheint…

Danach war ja immer noch nicht Schluss! Aus Portland/ Oregon bestreitet das Trio HIPPIE DEATH CULT das Finale und rockt eine noch immer gut gefüllte Kranhalle, nachdem ich freundlich darauf hingewiesen wurde, mich doch nochmal dort einzufinden, bevor ich an der Bar abhänge. Der hier nicht genannt sein wollender Herr hatte Recht – es lohnte sich! Es ist Samstagnacht und das KEEP IT LOW hinterlässt eine zufriedene Meute an Fans in die Nacht. Und wer noch immer nicht genug hat, kann sich auf der Aftershow-Party weiter austoben. Ein wirkliches Festival-Kleinod in Süddeutschland geht zu Ende, mit viel Leidenschaft und Liebe zu Detail organisiert von Sound Of Liberation. Danke dafür! (Jens M.)

Die ganze Fotostory zum Festival gibt es hier:
https://www.radicaleye.de/see-the-music-in-rock/keep-it-low-festival-2022

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