(vo) Vor knapp drei Jahren erhielten wir per Post Post mit rein instrumentalem Post Rock aus Frankfurt/Main, Name der Band: Glasgow Coma Scale, Titel der vier Track CD: Apophenia. Unser damaliger Mitschreibkollektivist Colin war begeistert und schrieb eine Rezi ohne abgeschätzte Bewusstseinsstörung auf der Glasgow Coma Scale. Zum Schluß meinte er: Mehr, bitte! Und seine Bitte wurde nun erhört: Es gibt „mehr“, sehr viel mehr, ein ganzes Album mit dem Titel „Enter Oblivion“.
Beim Psyka Festival im vergangenen Oktober ergab sich für mich das Vergnügen, die drei Jungs live, und in schillernde Farben getaucht, zu erleben, ein großartiges Ereignis für Augen, Ohren und Wirbelsäule. Vor ihrem Auftritt konnte ich mich auch ein bißchen mit dem Trio unterhalten, eben über das neue Album und der Quintessenz, das einem viele Dinge und Texte und Melodeien kurz vor dem Abtauchen in das selige Schlummerland einfallen…..und noch ins Handy gesungen werden…..und über einige andere Dinge in der Musik, sehr kurzweilig und amüsant das Ganze.
Wir entern nun aber schleunigst das Album und widmen uns dem ersten Song „Sonda“, einem kräftig treibendem und marschierendem Kleinod des Postrock, herrlich flirrender und fließender Stoff vom Dreigestirn aus Frankfurt und Berlin, ein berauschender Auftakt, dem die „Southern Crosses“ folgen, dem Südkreuz (Berlin) gewidmet, für mich „das“ Stück auf diesem Siebenteiler. Auf bestimmt gleicher Höhe agierend wie drei meiner Lieblinge: das Monkey3sche „Jack“, dem MSK Knaller „Ahimsa“ oder dem „Sucker Punch“ von Tuber: verträumter Auftakt, alle Ecken des leicht lodernden Postrock ausleuchtend, Break, und dann kracht die Schwarte, da fällt mir nix mehr ein ausser mit dem Kopf bis zum Fade-out zu schütteln….
„Northern Wastes“ hat was von My Sleeping Karma meets Maserati (nicht dem aus Modena) meets Klänge aus dem fernen Osten, eine hervorragende Melange à la GCS, verträumt treibend auf dem Highway to Post.
Was die Jungs aus dem Genre heraushebt sind ihre Geschwindigkeitsvarianten, die jeden Song schmücken, Einfallsreichtum mit und zwischen leise und laut im Soundgefüge, Spannung erzeugen und dem Fehlen jeglicher Frickelei und Fiselei und Fisimatenten.
„Venice Calling“ elektrisiert zu Anfang und verpuppt sich im weiteren Verlauf sogar ein bißchen in Wavepoppige Gefilde, aber gemach: danach wird wieder die kräftige Postrockfeile geschwungen bis der finale Ton erklingt.
So ein bißchen in den glückseligen Postrockhimmel schickt uns zu Anfang „Ghost Not Found“, herrlich flirrender und flimmernder Stoff, der aber nach einem Break heavy weiter gesponnen wird, HeavyPostRock at it`s best.
Der „Silent Bird“ schwingt im leicht sphärischen Ambientgewand durch die Lüfte und „Birthland“ beendet auf gleicher Wellenlänge den Reigen vielfältiger und abwechslungsreicher Melodien, Sound zum Träumen, in anderen Sphären „sein“, ohne Kekse oder grüne Krümel, meditatives und entspannend spannendes autogenes Training. Piotr, Marek und Helmes: da ist euch ein großer Wurf gelungen, Respekt und Dank für diese großartige Musik….(volker)
Line-up:
Piotr Kowalski (guitar, soundscapes, programming)
Marek Kowalski (bass)
Helmes Bode (drums)
Tracklist:
Sonda – 05:15
Southern Crosses – 05:48
Northern Wastes – 06:41
Venice Calling – 04:41
Ghost Not Found – 05:12
Silent Bird – 08:49
Birthland – 08:05
„Southern Crosses“ live beim Psyka Festival in Karlsruhe am 02.10.2016
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