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Stick & Stone Festival in Nikolsdorf/Österreich am 06. + 07.07.18

(vo) Auf ein Neues lautete das Motto meiner Fahrt in ein Land der großartigen, kleinen Heavy-Stoner-Psych Festivals: wie wird´s und ist´s? Ambiente? Bekannte aber auch unbekannte Bands! Leute? Wetter (Open Air in Alpenlandschaft)? Altersgerecht? (Kleiner Scherz zu Gunsten meines nun doch schon fortgeschrittenen Alters) Und? Vorab: beeindruckend, dieses Stick & Stone Festival in Nikolsdorf/Osttirol, einem Ort in der Größe, die keine Straßennamen zulässt, nur Hausnummern. Apropos Hausnummern: davon gab´s einige unter den teilnehmenden 13 Bands aus Deutschland, Italien, Japan, Norwegen, Polen, USA. Und natürlich die heimischen Musikalienhändler in Trio oder Quartett, vier Bands an der Zahl, die mich begeisterten. Knapp 840 km Nacht-, Morgen- und Vormittagsfahrt. Und ich leistete mir angesichts des Wetters den Ausflug über die Großglockner Hochalpenstrasse: ein großartiges Erlebnis für manuelle Einstellungen an der mitgeführten Kamera, Maschine und Mensch. Und weiter unten, hinter Heiligenblut, unterhalb des Jungfernsprung Wasserfalls der laut Wirt „beste Kaiserschmarrn der Welt“ in seinem Ausflugslokal zu Mittag. Also: geflunkert hat er nicht, der Wirt!
In Nikolsdorf im Gästehaus Steinerhof – sehr empfehlenswert – in meinem Zimmer mit Balkon eingenistet und nach einem Mittagsschlaf die Gegend erkundet: alpine Landschaft und diese Luft! Und nachts siehste einen Sternenhimmel…..

Freitag gegen 17 Uhr erhielt ich mein Wristband und hatte gleich mal Begrüßungs- und Infogespräche mit den Veranstaltern, u.a. Clemens, Hannes und Lukas. Auf 666 Karten/Besucher limitiert, auf dem Gelände des örtlichen Fußballclubs in wunderbarer Landschaft mit Camping- und Parkplatz und vorbildlich sauberen Duschen und Toiletten direkt vor der Dröhnarena, alles tiptop! Die Eltern der 25 Mitglieder des Vereins Stick & Stone unterstützen ihre Kinder beim Fest durch ihre Mithilfe in allerlei Form, z.B. bei der Kulinaristik. Festival Küche und Getränke zu moderaten Preisen.
Den Fest Sound formte Mario, der das auch bei Colour Haze macht. Bühnenlichtmann vom Verein. Und vielleicht ist ja seine Idee eines Beamers, der ca. 2 Kilometer weit auf den Berghang nebenan Bilder streut, demnächst finanziell realisierbar.
Running Oder und Getränkepreise und stellvertretend für alle: eine helfende Hand bzw. Hände.

Und fast natürlich: es gab bekannte Gesichter im Stick&Stone Volk, u.a. Anni und Franzi, die beim Freak Valley dabei waren, aber auch neue Kontakte und gute Gespräche füllten die Ruhezeiten.

Um 18 Uhr die erste Band on stage: Vu Garde aus Klagenfurt/Kärnten. Was machen die so? Sie melangieren verschiedene Einflüsse aus Blues, Doom, Heavy, Sludge und Stoner und machen und haben 40 Minuten Spaß. Melanie-Gesang, Stephan-Drums und Sven-Gitarre sind mit Herz und Seele und vollstem Einsatz dabei. Ich kannte vorher nicht einen Song geschweige denn Ton, nachher fand ich alle gespielten Töne und Songs doch sehr ansprechend. Tolle Liveband. Stephan erzählte mir am nächsten Tag davon das demnächst was Tonträgerisches erschaffen wird, nicht nur ich bin sehr gespannt.

Nach Essen und Trinken (immer Zeit dafür bei 20 – 25 Minuten Umbaupausen und angenehmer Musikbeschallung von Dj?) freute ich mich auf Mothers Of The Land, die ich letztjährig beim Lake On Fire und Fuzzfest Wien erleben konnte: bester Classic Rock mit Einflüssen einiger Twin Gitarren Alltime Favoriten wie Thin Lizzy und Wishbone Ash, nach meinem bescheidenen Gehör zu urteilen. Auch die Englischen, Eisernen Maiden haben wohl Einfluß auf den Mothers Sound, ebenso der britische BluesRock. Die Truppe aus Österreich fliegt auf einem Teppich großartig gewebten GitarrenSounds von Georg und Jack, die wahre klassische HeavyRockattacken auffahren, gegenseitig brillieren, mit wunderschönen Saitenläufen. Und natürlich gehören zu diesen Saiten auch Jakob und Johannes als groovende Vorwärtsdrücker. Toller Haufen!

Tschaika 21/16: göttlicher Groove ist das Motto dieser bezaubernden Band aus Berlin, die exklusiv für das Fest einflogen. Onkel hinterm Schlagzeug, das er gnadenlos zerrüttete (zwei Reparaturmaßnahmen, blutender Handrücken), Rauchpausenveranstalter und Bierdosenöffner und ein Entertainer vor dem Auditorium. Und mitunter spielerisch so schnell das meine Kamera nicht mitspielte (Belichtungszeit verwählt)….. Die bezaubernde Gitarristin (Onkel´s Worte) Tim, der mal wieder der Welt zeigte wie unlangweilig Gitarrenriffs, -licks, -salven, -sprengsel und -bratattacken sein können (wir und er waren von den Socken, siehe Photo) und der Trompeter von Jericho und Teilzeitrapper Sören schenkten uns in Vergangenheit und Gegenwart u.a.: ein aufrüttelndes Drogenlied mit sportlicher Note aus ihrem Album „Tante Crystal uff Crack am Reck“. Umwelt, Natur und zwischenmenschliches kamen auch nicht zu kurz: „Laß mich in deinem Wald der Oberförster sein“. Und noch mehr zwischenmenschliches: „Man nennt sie Nancy“. Die hohe, firlefanzlose Kunst der Unterhaltung der Knorkatoren der Stonerszene. Spaß, Spaß, Spaß. Lächeln, Lächeln, Lächeln. Groove, Groove, Groove.

New Candys: eine mir unbekannte Band aus Italien. Anmerkung dazu: ich mach das fast nie das ich mir im Vorfeld unbekannte Bands anhöre, lass mich hier und da überraschen in den Modus Daumen hoch oder runter oder Mittelfinger…..die New Candys bekommen von mir für ihren surfigverhallten, effektiven 60ies Psychedelic Rock mit dreimal Saiten und einmal Felle nicht den „ich geh jetzt mal spazieren weil mir das nicht gefällt“ Award. Syd Barrett nickt sicherlich zu ihrer Musik anerkennend. Photographisch war´s auch ´ne Show, da passte auch die sonst manchmal, nur photografisch gesehen. nervende Bühnen Nebelvernebelung als Effekt im Bild.

Church Of Misery: Tja, das ist überhaupt nicht meine musikalische Welt, da schreib ich auch nix zu weil mir dazu nix einfällt außer: den jungen Stick & Stonern hat´s gefallen, vor der Bühne wurde getanzt, getobt, geheadbangt, gebierverschüttet, eine La Ola Welle bei der Messe der Church. Ich versuchte ein paar unfallfreie Photos angesichts der Feiermasse, das gelang leidlich bis mein linkes Knie mich in die Knie zwang. Da ich nicht Ian Anderson heiße, der das ganze sicherlich hätte locker auf einem Bein weitergemacht, entschied ich mich für eine „Doc Salbe Kur“ im Gästehaus, eingeschmiert lauschte ich auf meinem Balkon der Natur und den hin und wieder anschallenden Tönen des Festivals, aber das reicht natürlich nicht für ein paar Worte über die letzte Band des Abends, „Hymn“.

Mit unpochendem Knie knitterfrei übernachtet, Schonung des gleichen tagsüber, lecker Samstag Frühstück und Mittag (was wohl? genau, Kaiserschmarrn) im Steinerhof und relaxen auf dem Balkon ging es mit kurzem Weg um 16 Uhr wieder vor die Bühne und dort tobten sich die Herren von Ryte aus Wien duch ihr Repertoire. Und wie die Vier losbretterten….mein lieber Herr Heavy Gott im Himmel, das hatte ganz schön Format. Was für Bretter, die für unsereins die Welt bedeuten. Feingrober Heavy Rock: Power, Punch, ein Pfund nach dem anderen, kein Plastiksound, sondern volles Rohr und mit Schmackes in die Herzen der Fans. Pfundig! Die beiden Gitarristen verbreiten sonst ihr Handwerk bei Pastor, der Bass wummert bei den Heavy Minds und Stick&Stone Mitveranstalter Hannes prügelte das Saitengestirn nach vorne. Da haben sich, neben ihren anderen Bands, vier gesucht und gefunden, so mein Eindruck….macht bitte weiter und weiter und besucht ein Studio und nehmt unter Livebedingungen eure hier vorgebrachten Kracher auf und später als Vinyl unters Volk, bitte! Ein großartiger Einstieg in den Samstag, und das auch noch bei bestem Sonnencremebenutzungs- und Biervernichtungswetter.

Succopus: Das nächste Austria Music Highlight für mich, denn auch die vierte einheimische Band überzeugte mich. Sie verbreiteten mit ihrem Mix aus Rock´N´Roll, Blues und Rockabilly Partystimmung. Nach einem Intro legte das Duo Tobias-Gitarre, Gesang und Krystof-Drums einen auf mit dem Bandnamengebenden Song „Succopus“ von ihrer 10″ EP. Sehr beeindruckend auch die Stimme von Tobias: da denkste da erklingen die Stimmbänder eines völlig versoffenen und verrauchten Kneipengröhlers: raspelig, rau, räudig, ruppig, große Sangeskunst im Stile alter Bluesshouter, Respekt. Sie spielten u.a. alle vier Songs ihrer EP und nach einem Drittel des Auftritts wurde das Duo zum Trio denn „Back In Hell“ bekam Farbe durch Saxophonist Mike, der dann fortan mitmischte. Schwer beeindruckt erstand ich nach ihrem Auftritt an ihrem Merchstand die Vinyl EP…..

Wedge: Energischer, kräftig vorgetragener Heavy Rock aus Berlin, 2014 gegründet, verfuzzt nochmal. Kiryk- Gitarre/Gesang, Holger-Drums und Dave-Bass und Tasten! Von null auf hundertachtzig in fünf Sekunden, der Wedge Motor lief angesichts der herrschenden Temperatur immer knapp unterm roten Bereich, Kühlung vernachlässigbar. Sie spulten ihren druckvollen Sound (hier an dieser Stelle spät, aber nicht zu spät: großartiger Job den Mario während des gesamten Festivals ablieferte, auch der Lichttechniker machte seine Arbeit gut) in unsere Ohren, und ich konnte bei der Nahrungs- und Getränkaufnahme (dringend) links von der Bühne unterm Zeltdach weiter ihrem Spiel lauschen. Den Leuten hats gefallen. Natürlich nicht meine Biertischmanieren beim Essen und Trinken sondern was da von der Bühne schallte.

Black Rainbows: Das italienische Dreigestirn des Bluesuntergrundigen Stoner Power Rock konnte ich mir ohne rechtes Auge am Sucher und rechten Zeigefinger am Auslöser anhören. Mit Dank an Franziska, der ich meine Kamera in die Hände drückte und zu ihr sagte: mach du mal. Statt sonst Canon 1000d mal mit 5d MkIII. Und mit dem doch stolzen Gewicht zurecht kommen. Aber sie hat das wunderbar hinbekommen, siehe die Ergebnisse live und in langsam abendlicher Farbmischung. Die Roma Connection Filippo, Gabriele, dem das Label Heavy Psych Sounds Records gehört und Guiseppe stampften uns in den heiligen Rasen des TSU Nikolsdorf (dieser Fußballverein residiert sonst auf dem Festivalgelände) mit ihrem fetzigen Sound und einem Streifzug durch die nun elfjährige Bandgeschichte, holldrio. Schmutzig, sehr schmutzig gings zu, nix für zarte Gemüter.

Sunnata: Die mir unbekannten Gralshüter des doomigen Post-Metal ließen schon beim kurzen Soundcheck erahnen, das da gleich was düsteres, apokalyptisches, graviges, rituelles, schauriges, monolithisches auf uns herniederbricht, eijeijei. Und es brach los, das Sound Gewitter: Apokalyptischer Post-Metal der besonderen Art: brachial, fein, laut, mit vollster Inbrunst vorgetragen, die vier Musiker aus Polen – Adrian und Szymon Gesang und Gitarren, Michal und Robert Bass und Drums – schufen eine großartig düsterheimelige Atmosphäre. Im normalsten Fall ist solche Musik für mich sehr schwierig zu verarbeiten, es gab da die Ausnahme Omega Massif, die mich bei ihrem Auftitt vor ein paar Jahren im Vortex/Siegen völlig umhauten, aber Sunnata im hier und jetzt? Ab sofort bin ich Fan weil: das war ein phantastisches Erlebnis besonderer musikalischer Art, megaklasse.

Ecstatic Vision: Musikalisch sehr interessant, was die Band aus den USA an Instrumenten außer den üblich Verdächtigen auf die Bühne brachte: Harmonika, Megaphon, Saxophon, Flöte. Kurzer Soundcheck und ab dafür. Und was machen die so? Auf einem rauhen, sehr bluesigboogieskem Abflugteppich in Hawkwindspeed durch Raum und Zeit, Galaxis nochmal. Und wenn ich jetzt beim schreiben in ihre LP Raw Rock Fury lausche dann merke ich an, das sie das komplette Album an diesem Abend darboten. Und ´ne Harmonika durch ein Megaphon gespielt hat auch den besonderen Hörreiz.  Ein kurzes und optisch sehr angenehmes Zwischenspiel gab´s noch obendrauf, auf der Bühne. Auf die höllisch heißen Abflug und Wegflieg Rythmen der „Electric Steps“ stand plötzlich das wunderschön anzuschauende Ergebnis einer Brautentführung für ein paar Minuten mit auf der Bühne, und sie, die Braut tänzelte den Ecstatic Vision Boogie mit……Das DSGVOkonforme Photo dazu gibts auch. Nach diesem Zwischenspiel verließ ich den Raum vor der Bühne denn die Tänze der vorderen Reihen an Feiervolk wurden immer wilder, Photos gingen nicht mehr. Macht ja nix, Hauptsache Höllenspektakel, auch von außen zu geniessen.

Eyehategod: Mit der Band konnte ich musikalisch noch nie was anfangen und außerdem haben sie mich bei unserem Freak Valley Festival 2015 menschlich enttäuscht, Punkt!

Liebe Stick&Stoner: bemerkenswert und mutig, das ihr in einem landschaftlich großen Einzugsgebiet mit nur knapp 30000 Einwohnern seit 2012 so ein Festival aufzieht, 2012 noch Indoor, ab 2013 Open Air. Und es spricht für eure Festival Qualität in allen Details, das Gäste aus näherer und weiterer Entfernung anreisen um zwei Tage und Nächte zu feiern. Respekt! Liebe Stick&Stoner und Gäste und Bands, es war mir eine Ehre und ein großes Vergnügen bei euch, mit euch. Prost und auf ein hoffentlich Neues, Skol!…..(volker)

 

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