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Nachruf auf Peter Rüchel

(hwa) Peter Rüchel hat instinktiv die Bedürfnisse des Zeitgeistes – die ja zum Teil auch seine eigenen waren – erkannt und umgesetzt. Das innovative Konzept der Rockpalastnächte und des Rockpalast allgemein hat eine ganze Generation von Rockfans geprägt.

Ja, es war ein Wagnis, was sich die damalige Programmdirektion zusammen mit Peter Rüchel und Christian Wagner erlaubte. Aber die erste lange Rockpalastnacht vom 23. auf den 24. Juli 1977 in Essen mit Rory Gallagher, Little Feat und Roger McGuinn’s Thunderbyrd wurde zu einem durchschlagenden Erfolg. Was nicht zuletzt auch dem Umstand geschuldet war, dass der Stereoton parallel im Hörfunk übertragen wurde. Zudem trug die Ausstrahlung per Eurovision wesentlich zum Bekanntheitsgrad des Rockpalast bei.

Die von Alan Bangs und Albrecht Metzger geäußerte Ansage „ German Television proudly presents: As our guests live in Rockpalast…“ ist legendär und längst Teil des kollektiven Bewusstseins.

Eigentlich sah man ja nur die Moderatoren und danach die Bands. Von Peter Rüchel, Christian Wagner und dem übrigen Team war ja nur im Abspann die Rede. Ohne Zweifel waren aber Rüchel und Wagner die fundamentalen Stahlsäulen des Rockpalast mit vielen weiteren Stützen.

Eine kleine Stütze durfte auch ich mal sein. Als studentische Aushilfskraft war ich Teil der Rockpalast-Produktionswoche 1980 in Dortmund. George Thorogood & The Destroyers (hier nachzulesen) oder Albert Collins & The Icebreakers (hier nachzulesen) habe ich damals als Produktionshilfe vor Ort genießen dürfen. Das hat mich bis heute geprägt. Und die Persönlichkeit von Peter Rüchel anyway.

Wir sind uns danach mal auf dem Rheinuferweg in Köln zu Fuß begegnet. Peter Rüchel fragte: „Hey, von irgendwo kenne ich Sie doch her? Vom Rockpalast?“ Genau. Und ich fragte: „Und wo geht’s gerade hin, Herr Rüchel?“ – „Nach Hause bzw. zur Praxis meiner Frau.“ Die war nämlich Ärztin.

Peter Rüchel war ein liebenswerter und zugewandter Mensch, der stets die Contenance bewahrte. Während meiner Zeit beim Rockpalast habe ich ihn nie rumbrüllen hören. Er blieb ruhig und gelassen, auch wenn’s noch so hektisch wurde. Er war wie ein Vater fürs Team, war primus inter pares und eine höchst respektierte Persönlichkeit des WDR.

Das belegen auch die Nachrufe. WDR-Intendant Tom Buhrow bekundete: „Der Tod von Peter Rüchel erfüllt uns mit Trauer. Mit dem Rockpalast haben er und Regisseur Christian Wagner vor mehr als 40 Jahren etwas Neues, Aufregendes und Einzigartiges geschaffen. Jeder, der sich für Rockmusik interessiert, kennt den Rockpalast. Viele sind mit ihm aufgewachsen, viele schauen ihn auch heute noch. Dass sein Werk weiterleben, um nicht zu sagen weiterrocken und seine Gültigkeit behalten wird, ist ein tröstlicher Gedanke.“

Und WDR-Kulturchef Matthias Kremin sagte: „Peter Rüchel hat die Geschichte des WDR maßgeblich geprägt und mit dem Rockpalast eine Sendung geschaffen, die bis heute Pop- und Rockmusikern weltweit ein Begriff ist. Er hat den Klang des WDR in die Musikszene getragen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Und ich bin dankbar dafür, ein kleiner Teil des Teams um Peter Rüchel gewesen zu sein. Peter Rüchel ist am 20. Februar im Alter von 81 Jahren in Leverkusen gestorben. Ich verneige mich in Respekt vor seiner Lebensleistung. Rest in Peace, Peter Rüchel!

(Heinz W. Arndt)

 

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