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Mike Zito And Friends – Rock’n’Roll: A Tribute To Chuck Berry

(hwa) Hier Chuck Berry zu erläutern, hieße Eulen nach Athen tragen und käme einer Gotteslästerung gleich. Nur soviel: Er war ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre der maßgebende Pionier des Rock’n’Roll. Und schon zu Lebzeiten eine lebende Legende. Die Stones und die Beatles coverten Songs von ihm und starteten damit indirekt auch ihre eigenen Karrieren …

Zudem: Berrys „Johnny B.Goode“ wurde später als Beleg der irdischen Pop- und Rockmusik Teil der Voyager Golden Records und mit den Raumsonden Voyager 1 und Voyager 2 ins All geschickt. Das ist herausragend und einzigartig. Das haben weder die Beatles, die Stones noch ABBA geschafft.

Innerhalb der Ruf-Family genießt Mike Zito absolutes Vertrauen. Er hat (Royal Southern Brotherhood und Zito/Sky/Allison miteingerechnet) über zehn Alben bei Ruf veröffentlicht. Zuletzt hatte Zito die Idee, befreundete Musiker einzuladen, um Chuck Berry mit einem Tribute-Album zu ehren.

Das erscheint am 1. November und umfasst 20 Songs – wobei ich insbesondere „Roll Over Beethoven“ und „Sweet Little Sixteen“ bei der Titelauswahl vermisse. Anyway: Das Album sprüht nur so vor Energie. Lebt von seiner Stilvielfalt, was wiederum den Gastmusikern geschuldet ist. Der erste Track „St. Luis Blues“ ist der einzige von Berry seinerseits gecoverte Song. Die übrigen 19 stammen alle aus seiner Feder.

Nach meiner Einschätzung fallen aber zwei Tracks in diesem Tribute durch den Rost. Zum einen „Rock And Roll Music“. Der Track erstickt an seiner völlig unnötigen Bläserfraktion. Viel zu überladen und in dieser Hinsicht kontraproduktiv. Und beispielsweise von der Coverversion der Beatles meilenweit entfernt.

Und dann noch „My Ding A Ling“. Diesen Song kann man eigentlich nicht covern. Alleine schon wegen der elektrisierenden Live-Atmosphäre. Der Song wurde 1972 als Single veröffentlicht und wegen seiner Doppeldeutigkeit prompt von der BBC auf den Index gesetzt. Aufgrund der sexuellen Konnotation, wie es hieß.

Dabei wusste eigentlich jeder und insbesondere die jugendliche Zielgruppe, dass mit „My Ding A Ling“ nur spielerisch ironisch der Penis samt Säckchen gemeint sein konnte. Jedenfalls für die BBC at that time untragbar. Wie lächerlich bzw. heuchlerisch die Reaktion der BBC damals war, belegt auch der Fakt, dass „My Ding A Ling“ bei youtube bislang knapp 11 Millionen Mal angeklickt wurde.

Berry hatte den Schalk im Nacken. Einfach nur grinsen und beim Refrain auffordernd innehalten. Die Jungs und voller Inbrunst erst recht die Mädels schmetterten ihm daraufhin im Fernsehstudio aus vollen Hälsen „My Ding A Ling“ entgegen. Dieses Momentum lässt sich in einer modernen Studio-Coverversion nur schwerlich herstellen.

In der damaligen mitgefilmten Liveversion fordert Berry beide Geschlechter auf, sich um das „Ding A Ling“ vermehrt zu kümmern. War Chuck da zeitgleich mit Oswalt Kolle unterwegs? Berry empfahl (wieder mit breitem Grinsen) „damit mehr zu spielen bzw. zu experimentieren“. Wie gesagt: für die BBC viel zu suspekt.

Ansonsten: Tolles Coveralbum für alle alten Berry-Fans und auch für die Nachgeborenen von 2.0 bis 4.0

Der Autor dieser RBBS-Zeilen lässt unmissverständlich verlauten: „Berrys Songs waren für mich wie ein Türöffner in eine neue faszinierende Musikwelt. Elvis eher weniger. Dann doch eher Fats Domino und insbesondere Chuck Berry. Der war Steigbügelhalter und Schutzpatron zugleich und die perfekte Blaupause für die nachfolgende Beatära. Danke, Chuck!“

(Heinz W. Arndt)

Mike Zito And Friends „Rock’n’Roll: A Tribute To Chuck Berry“
Ruf Records 1269
20 Tracks
Laufzeit: 67:40 min
Date of Release 01.11.2019

The Mike Zito Band:
Mike Zito – Vocals/Guitar on all tracks
Matthew Johnson – Drums/Vocals/Percussion on all tracks
Terry Dry – Bass Guitar/Vocals/Percussion on all tracks
Lewis Stephens – Piano/Organ/Wurlitzer on all tracks

Tracklist:

01.) “St. Louis Blues” feat. Charlie Berry III
02.) “Rock And Roll Music” feat. Joanna Connor
03.) “Johnny B. Goode” feat. Walter Trout
04.) “Wee Wee Hours” feat. Joe Bonamassa
05.) “Memphis” feat. Anders Osborne
06.) “I Want To Be Your Driver” feat. Ryan Perry
07.) “You Never Can Tell” feat. Robben Ford
08.) “Back In The USA” feat. Eric Gales
09.) “No Particular Place To Go” feat. Jeremiah Johnson
10.) “Too Much Monkey Business” feat. Luther Dickinson
11.) “Havanna Moon” feat. Sonny Landreth
12.) “Promised Land” feat. Tinsley Ellis
13.) “Down Bound Train” feat. Alex Skolnick
14.) “Maybellene” feat. Richard Fortus
15.) “School Days” feat. Ally Venable
16.) “Brown Eyed Handsome Man” feat. Kirk Fletcher and Josh Smith
17.) “Reelin’ And Rockin`” feat. Tommy Castro
18.) “Let It Rock” feat. Jimmy Vivino
19.) “Thirty Days” feat. Albert Castiglia
20.) “My Ding A Ling” feat. Kid Andersen

www.mikezito.com

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