Singer/Songwriter Folk aus Nordschweden
(ro) Was für eine wunderbare Entdeckung doch der schwedische Alt-Folk-Musiker „A Choir Of Ghosts“ für mich ist!
Die feierlichen, feinen, graublauen Stimmungsbilder, die James Auger, so sein richtiger Name, mit sanften Tönen malt und in denen die hektische Welt allmählich zum Stillstand kommt, nahmen mich sogleich gefangen.
Denn „An Ounce Of Gold“, so ist das Debüt-Album betitelt, lädt zum aufmerksamen Zuhören ein.
James Auger, dessen nicht sehr schwedische Name kein Zufall ist, stammt nämlich ursprünglich aus Großbritannien, wo er bereits einige Jahre musikalisch unterwegs war.
Umgesiedelt in die Wildnis Nordschwedens beschäftigte er sich drei Jahre lang mit dieser „Unze von Gold“, schrieb alle Songs selbst und nahm dann zusammen mit dem kanadischen Produzenten Terry Benn dieses Album auf.
Und das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen!
Elf wunderbare Songs hat Herr Auger hier zusammengestellt, die allesamt in den großartigen musikalischen Klanglandschaften des Folk mit hier und da eingesprenkelten, zurückhaltenden Country bzw. Americana Einflüssen unterwegs sind.
Oh ja, ich muss schon sagen, Herr Auger hat ein Händchen für solch besondere Klänge, die einerseits vertraut und dann doch wieder irgendwie anders anmuten, dabei aber nie pathetisch oder kitschig daherkommen.
Mehr als einmal kommt hier die Welt sachte staunend zum Stillstand, um in uns allen das Gefühl von Reflexion und Besinnung aufkommen zu lassen.
Und hier und dort leuchtet das Geheimnisvolle im Alltag auf.
Man muss schon ein starker Erzähler und Gefühlserforscher sein, um solch famose, metaphernreiche kleine Geschichten über Liebe und Abschied, über Vergebung und Vergeltung erzählen zu können.
Allein der hoffnungsvolle, empfindsame und grenzwerttraurige Titeltrack „An Ounce Of Gold“ überzeugt.
In diesem reich bebilderten Song wird gezeigt, wie faszinierend es sein kann, wenn man seinen Gefühlen Raum gibt.
Einerseits erkenntnisreich bis melancholisch anmutend, andererseits dann aber auch immer wieder nachdrücklich und trotzdem gefühlvoll aufblühend, wird in Worte gefasst, wie man sich fühlt, wenn man sich durch die Stürme des Lebens navigieren und dabei feststellen muss, dass es schlicht nicht möglich ist, alles zum Guten zu wenden.
Ergreifend und völlig kitschfrei – das schafft nicht jeder!
„Sinner in Rapture“ hingegen mischt nachdenkliche Singer-Songwriter Musik mit einem Schuß Folk und einer Prise Indie-Pop ebenso wie mit aufhorchen lassenden Synthesizern, die manchmal samtpfotig, manchmal verschleppt nachdrücklich daherkommen.
Eindringliche Percussion, manchmal lose, dann wieder dramatisch, verbreitet angenehme Unruhe.
Und darüber liegt die ernsthafte, klare und starke Stimme von James Auger, zu der man sich gerne ans Lagerfeuer unter einem Sternenhimmel setzen würde, eingewickelt in eine dicke Decke.
Endlichkeit, Vergeltung, Satisfaktion und Versöhnung – das sind die Themen dieses Liedes und automatisch kommt die Frage auf, ob es überhaupt möglich ist, der Flüchtigkeit der Dinge entkommen zu können.
Oder ob es möglich ist, irgend etwas in seinem Leben für immer festhalten zu können.
Kennt man die Antwort?
Wie beschreibt der Künstler dieses Lied selbst?
„Sinner in Rapture is about the way all young people are set up to fail with the way society is built and how I didn`t want to be part of that capitalist machine. This song is the end of the world, the end of everything we know.“
Zum Schluss möchte ich auf jeden Fall noch die Gaststimme und das Orgelspiel von Lisa Eriksson loben, und natürlich auch den Bass von Jonatan Nordström und das Schlagzeug von Erik Edlund.
Wie schade, dass in diesen momentanen, ungewöhnlichen Zeiten leider auch die Tourdaten des James Auger hinfällig wurden, denn ich las, dass ich auch hier in Wuppertal die Freude und das große Vergnügen gehabt hätte, „A Choir Of Ghosts“ live anzuschauen.
Was ganz bestimmt eine tolle Sache gewesen wäre.
..(Rosie..)..
Songliste:
1.) Intro
2.) Sinner In Rapture
3.) Outside The Window
4.) The Days Fade Quicker
5.) An Ounce Of Gold
6.) Southwest Of The Moon
7.) Driving Home
8.) The Water
9.) Better Off Alone
10.) Human
11.) The Taste Of Smoke
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