(ch: 10, vo: 2) Ein bunte Mischung Psychedelic, Doom, Stoner, Postrock oder Rock aus Peru, Japan, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Schweden, England bis hin zu den USA. Alle diese Bands sind leider nur selten oder auch gar nicht in Presse, Funk und Fernsehen zu erleben, aber dafür gibt es ja unseren Blog. Keine Spur von Mainstream, Plattheit, Einfallslosigkeit oder Playback, einfach nur gute Musik.
3AM – Transmissions
Als ich die 3AM Waves / Disappear‘ split LP gehört habe, mit dem ebenso erstaunlichen Multitalent Sula Bassana, setzte ich sofort einen Haken darunter. Die Ersteinspielung „UFO Blues Tapes“ war ein Hit bei mir. Dieser einzigartige und unverwechselbare Ton. Chino entlockt seinen gequälten Instrumenten eine Monomanie, die unter die Haut geht. Zu sagen, Chino „DIY !!! FI !!! Drohne trifft auf Philosophie stimmt wohl. Es ist eine lebensbejahende Essenz, überwältigend und allumfassend … „UHF“ setzt den dysfunktionalen Masstab, ein Intro, ein Vorbote der sonic Absicht, mit eingeweichten, eindringlichen Gesangsschleifen. „Flying Low“ öffnet sich wie ein schwerer Schlag in den Solar Plexus, ein herzzerreißender Schwelbrand. Eine schimmernde hymnische Ermahnung, zitternde Erhabenheit, untermauert mit zerreißender, gebieterischer seismischer Majestät. ‚“Rocks'“ knurrt und spuckt geächtet.
„A Minute“ ist ein methodischer Lobgesang auf den Eskapismus. Es brütent in einem Repetitionen Déjà-vu, zaubert einen eloquent lebenswichtigen Sinn. „Rock’n Roll Radio“, ein Impuls mit schrill dröhnender Energie, prangert die trägen gesättigten Fettsäuren an, mit Dringlichkeit und Kraft. Den rebellischen Geist beraubt „Joy“, Sehnsucht mit Donner, Dekonstruktion mit düsterem Zerfall. „You`re never gonna bring me down“ glänzt festlich, den Fehdehandschuh werfen, eine trotzige Behauptung … 3AM / Chino Burga ist ein Ein-Mann Erdbeben mit eindringlichen, beatific schrillen Vibrato Weissagungen.
Erschien am 22. September 2015 via Lay Bare Recordings als Vinyl.
Line-up:
Chino Burga (vox, guitars, drones and loops)
Tracklist:
01 – UHF (5:12)
02 – Flying Low (5:36)
03 – Condor (8:00)
04 – Rocks (3:49)
05 – A Minute (5:14)
06 – Rock`n Roll Radio (4:31)
07 – Joy (6:39)
08 – You`re never gonna bring me down (2:51)
https://3amdrones.bandcamp.com/album/transmissions
Baroness bleiben konsequent, was die Benennung ihrer Alben angeht: Nach „Red Album“ und „Yellow & Green“ ist nun „Purple“ an der Reihe. So ruppig wie zu Beginn ihrer Karriere ist das Quartett aus Georgia nicht mehr, versteht es dafür aber umso mehr, zugänglichere, dabei aber trotzdem interessante und nicht unbedingt konventionelle Songs zu schreiben. Neu mit dabei sind die Mitglieder Nick Jost (Bass, Keyboard) und Sebastian Thomson (Drums), die Matt Magioni und Allen Blickle ersetzten, welche nach dem Bunsunfall zur Tour von „Yellow & Green“ schwer verletzt wurden. Die Band um Mastermind John Baizley (der auch für die ikonischen Cover-Artworks zuständig ist) verknüpft auf ihrem neuen Werk Progressive Metal, Alternative und Classic Rock sowie Sludge zu einem Ganzen. Dabei sind mitunter die stärksten Hooks und Melodien entstanden, die die Band je aufgenommen hat. Die Songs sind gestrafft und nicht mehr so sperrig, ohne aber auf poppige Simplizität getrimmt zu sein. Neue Impulse kommen von den neuen Bandmitgliedern, der Sound ist geschmeidiger geworden. Jedes Mal, wenn die beiden Gitarristen John Baizley und Pete Adams ihre Twin-Soli spielen (höre neben ‘Chlorine & Wine’ unter anderem ‘Morningstar’, ‘Shock Me’ und ‘Try To Disappear’), stoßen sie ins tiefste Innere vor. Dieser Sound: klar, durchdringend, aber nicht schneidend. Diese wunderbaren, ohne jegliche Griffbrettonanie dargebotenen Tonfolgen, von denen sich die Zakk Wyldes und Gus G.s dieser Welt drei Scheiben abschneiden sollten. Ganz zu schweigen vom erneut überragenden, insgesamt wieder deutlich mehr nach vorne gehenden Liedgut. Da wären der eröffnende Brecher ‘Morningstar’ mit seinem Mastodon-Gedächtnis-Riff, das getriebene ‘Kerosene’, der Uptempo-Rocker ‘The Iron Bell’ und der famose Aufschrei ‘Desperation Burns’. Die Auferstehung aus Ruinen ist den sympathischen US-Amerikanern definitiv geglückt.
Erschien am 18. Dezember 2015 via Vertigo Berlin auf Vinyl und CD.
Line-up:
John Baizley – Vocals/Guitar
Pete Adams – Vocals/Guitar
Nick Jost – Bass/Keyboard
Sebastian Thomson – Drums
Tracklist:
01 – Morningstar (4:15)
02 – Shock me (4:17)
03 – Try To Disappear (4:52)
04 – Kerosene (5:10)
05 – Fugue (2:33)
06 – Chlorine & Wine (6:49)
07 – The Iron Bell (4:24)
08 – Desperation Burns (4:14)
09 – If I Have To Wake Up (Would You Stop The Rain?) (5:41)
10 – Crossroads Of Infinity (0:15)
https://baroness.bandcamp.com/
BLACK SABBATH gelten als eine der Gründerväter des Heavy Metal. Der Erfolg ihrer ersten beiden Alben „Black Sabbath“ (1970) und „Paranoid“ (1970) bedeutete einen Paradigmenwechsel in der Welt des Rock. Mit ihren harten Riffs, der extremen Lautstärke und den düsteren Inhalten wurden BLACK SABBATH zur Verkörperung von Heavy Metal schlechthin. Sie selbst sahen sich als eine „heavy underground“ Band. Dieser Begriff bezeichnet sowohl die Intensität ihrer Musik als auch das Netzwerk von Fans, die ihnen schon lange, bevor Kritiker und die Musikindustrie auf sie aufmerksam wurden, gefolgt waren. Und obwohl sie über 75 Millionen Alben weltweit verkauften, sind sie auf ihre Art und Weise noch immer Underground. Jetzt ist das ENDE nahe, die finale Tour der größten Metal-Band aller Zeiten, BLACK SABBATH steht vor der Tür: Ozzy Osbourne, Tony Iommi und Geezer Butler schließen das letzte Kapitel der unglaublichen Geschichte von BLACK SABBATH! Die Abschiedstour von BLACK SABBATH, THE END, startet am 1. Juni 2016 in Europa und verspricht alle vorangegangenen Tourneen mit einer unvergleichlichen, atemberaubenden Produktion zu übertreffen. Es gibt doch noch einmal neue Songs von Black Sabbath! Ein volles Album werden Ozzy und Co. zwar nicht mehr rausbringen, doch ganz ohne neues Material verabschieden sie sich nun doch nicht von ihren Fans. Tony Iommi hatte schon im November verraten, dass bei den Aufnahmen zur letzten Platte „13“ einige Songs entstanden, die noch nicht veröffentlicht wurden. Jetzt wird sich das ändern: Auf einer limitierten Tour-EP servieren die NWOBHM-Heroen vier neue Tracks und dazu noch vier Live-Versionen von bekannten Songs. Das letzte Werk Black Sabbaths trägt dann den Namen der Abschiedstournee, nämlich „The End“. Einen Haken hat die Geschichte allerdings: Die Platte wird wohl nur bei den Shows der „The End“-Tour erhältlich sein. Hoffen wir mal, dass der Fürst der Finsternis und seine Kumpanen ihre Meinung dazu noch einmal ändern!
Erschien am 16. Januar 2016 via Mercury auf Vinyl und CD.
Line-up:
Ozzy Osbourne – Vocals
Tony Iommi – Vocals/Guitar
Geezer Butler – Bass
Brad Wilk – Drums
Tracklist:
01 – Season Of The Dead (4:15)
02 – Cry All Night (4:17)
03 – Take Me Home (4:52)
04 – Isolated Man (5:10)
05 – God Is Dead? (Live in Sidney) (2:33)
06 – Under The Sun (Live In Auckland) (6:49)
07 – End Of The Beginning (Live in Hamilton) (4:24)
08 – Age Of Reason (Live In Hamilton) (4:14)
https://www.youtube.com/watch?v=Usqq2amB3QE&list=PLgVyqkRgCOS5soEPdyPaRgAtYPXYZLS4b
Gamma Brain – Let The Spirit Flow (EP)
Die vier sympathischen Jungs aus Düsseldorf präsentieren dem Rockvolk mit ihrer ersten Veröffentlichung zwei Bretter in Sachen Rock, aus dem vollen Stoner gemeißelt, die, mit deftigen Heavyduftmarken gepflastert, nach dem Motto verfährt: Baby, das sind zwei eindeutige Aufforderungen sich den Staub aus den Haaren zu schütteln, im Midtempo. Die beiden Stücke auf der 120 Gramm schweren und auf 500 Stück limitierten EP, „Anger“ und „Candy Man“, sind bestes Futter für den Vinyldreher: „Anger“ beißt sich im Intro heavyverzerrt in deinen Ohren fest, bevor sich danach die mächtig los marschierende Groovemaschine mit Volldampf durch die Desertzone rüpelt. Auch den zweiten Song prägen diese Attribute, nur klingt hier die Stimme des Herrn noch ein wenig staubigverkratzter und das Ganze punktet zusätzlich durch die zunehmende Geschwindigkeitsüberschreitung im Fade-out.
Nach dem viel gelobten 2012er Debütalbum “Get The City Love You” und zahlreichen Shows quer durch Europa legen „Iguana“ nach und kommen mit ihrem neuen Werk “Cult Of Helios”. Die Band aus Chemnitz hat sich viel Zeit gelassen, sich gut vorbereitet und wuchtet ihren Fans nun am Ende ein unglaubliches Pfund in die Magengrube. Feinster Psych-Desert-Post-Whatever-Rock steht hier im Mittelpunkt, verfeinert durch raue Fuzz-Dampfhämmer auf der einen und verträumten Jam- und Desertsessions auf der anderen Seite. So homogen und in sich ruhend wirken die komplexen, kunstvoll strukturierten Songs auch, die allesamt die Band komponiert und geschrieben hat. Gemeinsam mit dem Bassisten Alexander May, Schlagzeuger Robert Meier und dem Gitarristen Thomas May zaubert er ungeheuer dichte Soundstrukturen. Das klingt manchmal spacig wie Hawkwind oder die Doom- und Stoner-Rock-Größen Kyuss, Queens Of The Stone Age und die Dessert Sessions und hat doch einen ganz eigenen Reiz. „Iguana „verleugnen ihre Vorbilder nicht, agieren jedoch mit vornehmer Zurückhaltung, mit einer Art kalkulierter Expressivität und Impulsivität, die sich oft im Moment des Erscheinens schon wieder zurücknimmt, und sie geben so ihren Songs ein ganz eigenes, dunkles Gepräge, das aber auch die Sonne nicht scheut – „Cult Of Helios“ eben.
Erschien am 24. Juli 2015 via Off The Road Records als CD.
Line-up:
Alexander Lörinczy – Vocals/Guitar
Thomas May – Guitar
Alexander May – Bass
Robert Meier – Drums
Tracklist:
01 – Josiah (6:03)
02 – Albedo (4:25)
03 – A Deadlock Situation (5:47)
04 – Cult of Helios (15:47)
https://www.youtube.com/watch?v=jFYyyngdrgY
https://open.spotify.com/album/1J9zQHGetxphUXl3ojihUL
Mars Red Sky – Providence (EP)
Ich bin kein EP Fan. Sie sind mir leider zu kurz. Dies ist auch der Fall mit Mars Red Sky und ihrer neuen EP „Providence“. In der Tat, man will mehr hören. In „Shot in Providence“ eröffnet die Gitarre schwerer als ich es als Fan der Band gewohnt bin. Aber zu glauben, dass Mars Red Sky nur die Gitarren berühren wäre töricht, die Rhythmus-Sektion stapft kräftig mit Blei Füßen beim anschieben einer Schaukel. Und das ist genau dies, was Mars Red Sky so gut macht – mühelos die Grenze zwischen Hölle und Licht zu durchwandern. Die B-Seite ist die wo Julian Pras und seine Kumpanen zugreifen, um ein wenig zu experimentieren. Eine EP kann als ein Gefäß für eine Band verwendet werden, um äußeren Reichweiten ihren klanglichen Rahmen zu geben, aber ohne notwendiges Engagement für ein ganzes Album. Erkunden, das ist genau das, was Mars Red Sky auf „Providence“ spielen. Sie verwenden die B-Seite ausschließlich zum verwirren und bieten dem Hörer eine Mischung aus einem Live-Mitschnitt, Studioaufnahmen und einem Auszug aus ihrer Live-Show „Into the Mars Red Sound“. Es ist eine besondere Chemie am Werk, die ich nie von Mars Red Sky so gehört habe. Auf der Oberfläche sind zufällige Sound-Clips von schwer klimpernden, akustischen Gitarren, während die Streicher im Hintergrund schwellen. Für eine Band wie Mars Red Sky, die das Schreiben von fantastischen Songs mit schweren Melodien balancieren, ist dies ein gewagter Schritt und es funktioniert wirklich gut. Zu denken, dies ist nur eine nüchterne Beschreibung dessen was in der Musik passiert mit all den Gefühlen, die sie zaubern.
Erschien am 22. januar 2016 via Listenable Records auf Vinyl 500 Stück limitiert und CD.
Line-up:
Julien Pras – Guitar/Vocals
Jimmy Kinast – Bass/Vocals
Matgaz – Drums
Guests on Sapphire Vessel:
Elisa Dignac – Cello
Helen Ferguson – Vocals
Joséphine, Louve & Willow – Choir girls
Zachary – Cymbal
Tracklist:
01 – Shot In Providence (4:15)
02 – The Homesick Deaf (4:17)
03 – Sapphire Vesssel (4:52)
https://marsredsky.bandcamp.com/album/providence-ep
SCREAMING dEAD BALLONS – Banana Blue (EP)
Das Noiz garage psychedelic trio from Larissa, Greece beschreitet auf dem ersten Stück ihrer im November 2014 erschienenen 4-Track Vinyl Scheibe in blau-transparentem Gewand, „Take Me Up“, einen völlig gelassenen und spannenden Weg, im Midtempobereich. In diesem Fall psychedelisch verhallt, mit glasklarer Stimme, ein wenig orientalischen Klängen zugewandt, auch ein bissel New Wave ist enthalten. „Mysterious Evenings“ senkt die musikalische Geschwindigkeit am Anfang ein wenig, die Stimme spricht zwischendurch, der Groove unterfüttert die immer mehr ausufernden, verhallten, surfenden Gitarrenklänge, bevor zum Schluß hin in den Rock`n`Roll „da geht die Post ab“ Bereich geschaltet wird. „Red House“ enthält als Hauptzutaten verhallten Gesang und sehr interessante Saitenattacken, das Ganze ergibt einen Brummer für die Tanzfläche. Wird Zeit, das ich euch die Bandmitglieder vorstelle: Ioannis Psipirikos, Stimme und Gitarre, Dionisis Dallas, Bass und Panos Liakakos am Schlagzeug. „The Good The Band And The Evil“, ein achteinhalb Minüter, beendet die EP. Abwechslungreicher Gesang, auch teilweise im Morrisonschem Stil, tolle Gitarre, verhallt und auch mal im Schruppstil, großer Groove und zum Fade-out kannste die Luftgitarre auspacken. Die EP klingt insgesamt so beeindruckend, das ich mir auf der Stelle auch noch ihre im Januar 2014 erschienene erste LP bestellte und siehe da: genauso verhallt und versurft, ein psychedelisches Halleluja. Griechische Rockmusik rules…..
The Silence – Hark The Silence
Aus „Ghost“ entstand „The Silence“. Sie waren für die Musikszene Japans etwa so wichtig wie Can und Kraftwerk für Deutschland. Nach drei Jahrzehnten legte Gründer Masaki Batoh „Ghost“ zu den Akten, nur um mit zwei ehemaligen Ghost-Musikern eine neue Band zu starten. „The Silence“ kommen mit einem hochgradig vitalen Opus. „Hark The Silence“ führt in die Urgründe von Free-Jazz und Prog-Krautrock, der von der Uferlosigkeit der Band erzählt. Sie halten das Energielevel über weite Strecken dieses Albums extrem hoch, selbst die kleineren Stücke mit Songcharakter, in denen eine Flöte schon mal den Hauptpart übernehmen darf, geben keinen Moment nach. Das Zentrum des Albums steht ganz vorne in dieser Session, aus der „Ancient Wind“-Trilogie spinnen sich die Fäden nur so über das Album. „The Silence“ jagen den Referenzen davon.
Erschien am 20. November 2015 via Drag City als Doppel-Vinyl und CD.
Line-up:
Jan
Futoshi Okano
Kazu Ogino
Ryuichi Yoshida
Masaki Batoh
Tracklist:
01 – Ancient Wind Part 1 & 2 (11:28)
02 – Amcient Wind Part 3 (5:52)
03 – Ornament (6:13)
04 – Little Red Record Company (6:45)
05 – Calasdama (13:55)
06 – Breath Figure (5:46)
07 – DEX # 1 (13:00)
08 – Fireball (12:18)
https://soundcloud.com/drag-city/the-silence-ancient-wind-part-2
Längst mehr als ’nur‘ ein Motorpsycho-Nebenprojekt. Ihre Alben erscheinen fleißig im Jahresrhythmus und zeugen von der steten Weiterentwicklung. Ließ das Debüt noch experimentelle Epen und folkige Magie zu, entwickelte sich „II“ mehr und mehr zum 70s-Rock-Rundumschlag mit deutlichem Fokus auf Songdienlichkeit. „III“ vertieft derlei Bestrebungen, steht musikalischem Freigeist aber weiterhin offen gegenüber. Der Jam-Charakter scheint vor allem zum Schluss durch, wenn sich Spidergawd auf das dreiteilige „Lighthouse“ stürzen. Die 14minütige Ouvertüre vereint sämtliche Qualitäten der beteiligten Musiker in sich und platziert sich herrlich am Scheidepunkt zwischen den musikalischen Welten. Gerade der leicht abgehobene Space-Prog des ersten Abschnitts hat es in sich. Per Borten röhrt in unnachahmlicher Manier über die ersten Minuten, bevor zumindest seine Stimme verstummt. Rolf Martin Snustands Bariton-Saxophon geleitet mit Nachdruck zum großen Schweinerock-Finale mit einem Hauch Pomp und massig Druck. Im krassen Gegensatz dazu steht beispielsweise „Picture Perfect Package“, einer der direktesten und eingängigsten Tracks dieser Platte. Mit deutlichem Alternative-Einschlag und gewohnt kraftvoller Stimme entstehen entfernte Erinnerungen an die Foo Fighters, ein krasser Spagat, der allerdings blendend funktioniert. Zwischen dem getragenen, verkopften „El Corazon Del Sol“ und dem peitschenden Opener „No Man’s Land“ spielt sich die kreative Bandbreite der Norweger in wenigen Minuten ab. Vor allem aber fühlt man sich von der ersten bis zur letzten Sekunde bestens unterhalten. Denn wie schon die beiden Vorgänger kratzt auch „III“ an Perfektion aus dem Bauch heraus. Die Norweger haben ihren Sound endgültig gefunden und spielen sich abermals gekonnt frei.
Erschien am 22. Januar 2016 via Crispin Glover Records / Stickman Records (Soulfood Music) Ein Highlight für Sammler: Neben dem bereits obligatorischen Vinyl-Release (mit beigelegter CD) erscheinen die drei bisherigen Alben nun auch in einer kompakten CD-Box.
Line-up:
Per Borten
Kenneth Kapstad
Rolf Martin Snustad
Bent Sæther
Tracklist:
01 – No Man`s (3:56)
02 – El Corazon Del Sol (4:54)
03 – Best Kept Secrets (4:17)
04 – The Funeral (5:41)
05 – Picture Perfect Package (3:48)
06 – Lighthouse, Pt. 1 (4:49)
07 – Lighthouse, Pt. 2 (2:31)
08 – Lighthouse, Pt. 3 (6:45)
https://www.youtube.com/watch?v=-6xhKSDkDhs
Cardinal Fuzz Presents Sonic Attack At Liverpool Psych Fest 2015 – Stay Holy
Die wilden und verrückten Leute von Cardinal Fuzz sind die Gastgeber ihres eigenen Sonic Attack auf dem Liverpooler Internationale Festival der Psychedelia. Diese Ansammlung von fünf Bands präsentieren ihre Songs, die auf der Sonic Attack Bühne 2015 gespielt wurden, nur „kandodo3“ waren nicht beim Fest. Eine ziemlich breite Darstellung des Labels. Aber ich möchte erwähnen, dass einige der Tracks, die hier zu hören sind, nicht die letzten Versionen der Künstler sind. Zum Beispiel ist „Slow Dust“ von „White Manna“ eine kürzere Version als der Bonus-Track auf ihrem aktuellen Album (Pan). Es ist immer noch ein kräftiger Adrenalinstoß, der die Wildheit von Hawkwind und Motörhead auf ihrem Höhepunkt vereint, auch wenn es klingt wie eine Bandschleife. Die portugiesische Stoner-Band „Black Bombaim“ präsentiert „Alexandria“ aus ihrer seltenen Split Single aus dem Jahr 2010, die schon lange nicht mehr im Handel zu haben ist. Vierzehn Minuten schlammige Spinnweben werden in das Gehirn geschleudert, wie ein Londoner Blitz. „Dead Sea Apes“ sind eine Band, die tatsächlich den Sonic Attack auf der Bühne durchführen. Die Fans verschlingen diesen exklusiven Track „Coronal“. Ein Schallschmelztiegel von sprudelnden atmosphärischen Stalking, es klingt wie der Soundtrack eines Spaziergangs durch Whitehall. „Carlton Melton und Dr. Space“ spielen die bisher unveröffentlichte Studio-Version von „Bloody Mary Jane“, die bisher nur in seiner Live-Inkarnation zur Verfügung stand. Die wirbelnden „kandodo3“ unternehmen einen Ausflug in den Kaninchenbau mit dem Summen der hypnotischen Gitarren. Das Stück erinnert an Spacemen 3 auf ihrem Höhepunkt. Cardinal Fuzz, in Leeds zuhause, fahren abgefahrene Musik in ihren Programm. Unter anderem noch Cosmic Dead, Anthroprophh, The Oscillation, Minami Deutsch und The Band Whose Name Is A Symbol. Mit das verrückteste Label in England, das mir je unter gekommen ist.
Erschien am 26. September 2015 via Cardinal Fuzz auf Gold-Vinyl und CD.
Tracklist:
01 – White Manna – Slow Dust (8:49)
02 – Black Bombaim – Alexandria (10:31)
03 – Dead Sea Apes – Coronal (6:04)
04 – Carlton Melton (+ Dr. Space) – Bloody Mary Jane (Studio Version) (9:47)
05 – kandodo3 – laud the hyena (Live at ATP) (6:04)
https://captcharecords.bandcamp.com/album/stay-holy
Die schwedische Doom/Rock-Formation Witchcraft steht mit neuem Album in der Tür. Der Longplayer „Nucleus“ löst den hervorragenen Vorgänger „Legend“ ab und hat mit Rage Widerberg (Drums) und Tobias Anger (Bass) zwei neue Bandmitglieder in der Instrumental-Fraktion vorzuweisen. Musikalisch steht Bandgründer Magnus Pelander seinen großen Idolen in nichts nach. Auch wenn der Schwede nicht zum ersten Mal seine komplette Band ausgewechselt hat, klingt „Nucleus“ von der ersten Sekunde an wie aus einem Guss. Dabei beginnt „Malstroem“ bedächtig, fast beschwörend mit schwebenden Flöten zu sachtem Gitarrengeklimper. Bis ein feistes Riff hineingrätscht und den Song in den Abgrund reißt, pure Düsternis ausströmen lässt. Und die kurzfristige ätherische Fröhlichkeit der ersten Sekunden über knapp neun Minuten erbarmungslos in eben jenen Mahlstrom zieht. Was für ein Gegensatz dazu dann „The Outcast“: Selten wohl hat Pelander mit derart leichtfüßigen Schwingungen einen kühnen Bogen von Jethro Tull zur Neuzeit mit Blood Ceremony geschlagen. Und doch wohnt auch diesem Ohrwurm immer wieder diese Melancholie inne, die offensichtlich nur wenige Auswege aus der Düsternis sieht. Der tongewordene Wahnsinn jedoch sind die beiden Longtracks, namentlich das Titelstück mit seinen 14 Minuten und der noch knapp zwei weitere Minuten längere Abschluss „Breakdown“. Erneut dreht Pelander sein Innerstes nach außen, lässt bei „Nucleus“ auf nervenzerrende Weise minutenlang einen entrückten Chor über ein simples Riff beschwören.
Überaus episch präsentieren sich WITCHCRAFT auf dem neuen Album.
Erschien am 15. Januar 2016 via Nuclear Blast als Doppel Clear, Red, Splatter, Black-Vinyl.
Line-up:
Magnus Pelander – Vocals/Guitar
Tobias Anger – Bass
Rage Widerberg – Drums
Tracklist:
01 – Malstroem (8:31)
02 – Theory Of Consequence (2:24)
03 – The Outcast (5:56)
04 – Nucleus (14:08)
05 – An Exorcism Of Doubts (7:39)
06 – The Obsessed (4:46)
07 – To Transcend Bitterness (4:01)
08 – Helpless (6:26)
09 – Breakdown (15:55)
https://www.youtube.com/watch?v=uLNkCmsdKV8
Wolf Eyes – I Am A Problem: Mind In Pieces
Folgende Erinnerung meinerseits an das Ende der 90er: Wolf Eyes. Ein zähnefletschender Moloch, ein Ungetüm trommelfellmahlenden Lärms. Diese Band erschafft Mythen und Monster: man sagt ihnen 500 Releases seit 1997 nach und ihre Shows sind ein schädelspaltender Performancekult. Jetzt sind sie auf Jack Whites Label Third Man gelandet. Irgendwie passt das ganz gut, denn »I Am A Problem …« ist recht rockig geraten. Das wird der eine oder andere White-Stripes-Aficionado wahrscheinlich anders sehen, im Vergleich zu all dem Noise, Free Jazz und Drone im unüberschaubar großen Band-Oeuvre geht die Band aber einen für ihre Verhältnisse konventionellen Weg. Einfache Melodien und rudimentäre, ausdrucksstarke Songstrukturen bestimmen den Sound, an dem James Baljos eindringliches Gitarrenspiel mit an Loops erinnernden Akkorden und entrückter Solo-Gniedelei großen Anteil hat. In Verbindung mit John-Carpenter-Synthies, Mo-Tucker-Beats und bösen Saxofon-Samples, orientalischen Blasinstrumenten, ultrahohen Folterfrequenzen, berstenden Flaschen, disharmonischen Flötensoli, manischem Getrommel und in psychedelischen Echokammern verschlucktem Gesang biedern sie sich aber garantiert nirgendwo an und zeigen mit diesem Minimal-Space-Rock einfach nur eine weitere spannende Facette ihres musikalischen Universums. Tatsächlich geben sich die 6 Freeformflüsse wie heilsame Mantras. Flöten, Saxophon,Gitarren und Schlagzeugpattern sind als solche erkennbar. Das ehemals abgewrackte Industriebrachengelände ihres Sounds wurde verschönt. Ein Einstiegsalbum, eine Mischung aus Disappears, Oxbow und Suuns oder Neu.
Erschien am 30. Oktober 2015 via Third Man Records auf Vinyl und CD.
Line-up:
Nate Young
John Olson
Jim Baljo
Tracklist:
01 – Catching the Rich Train (6:44)
02 – Twister Nightfall (5:26)
03 – T.O.D.D. (7:12)
04 – Asbestos Youth (6:46)
05 – Enemy Youth (3:15)
06 – Cynthis Vortex aka Trip Memory Illness (8:02)
http://wolf-eyes.bandcamp.com/
Alle Rezis von charly außer Gamma Brain und SCREAMING dEAD BALLONS, die schrieb volker
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