Gerald Andersson
Awesome Frontm3n rocked the audience!
Die „Drei Tenöre“ der Akustik Gitarre spielen auf!
Wie bereits angekündigt habe ich mich auf dieses Konzert schon lange gefreut. Erstens ist dies Musik welche absolut unvergänglich ist und zweitens ein geniales Zusammenspiel dreier „Frontleute“ ihrer jeweiligen Bands. Peter Howarth (The Hollies), Mick Wilson (10cc) und Pete Lincoln (The Sweet). Zusammen sind sie „Frontm3n“. Der „Boss der Bosse“ aber ist Pete Lincoln.
Das Parktheater in Göggingen bietet einen schon fast „Kleinkunstartigen“ Bühnencharakter.
Nicht die großen Menschenmengen zählen, sondern das feine Ambiente. Für ein Rock Konzert zu klein, bietet diese Location alles was das Akustik Herz begehrt. Glasklare Gitarren und satte Stimmen erinnern an Häuser wie die „Philharmonie“ am Gasteig in München.
Mit Superlativen sollte man ja sehr vorsichtig umgehen, aber wer live Musik, harmonische Gesänge und Songs seiner Zeit hören möchte, kommt bei den Frontm3n sicherlich auf seine Kosten. Das Theater erinnert mich etwas an die kleinen Clubs in England. Hier tingelten auch unsere Drei in ihrer Anfangszeit umher, um sich zu präsentieren und auf sich aufmerksam zu machen. Dass dies sicherlich gelungen ist, darf man ganz klar bestätigen.
Ausgerechnet Sir Cliff Richard brachte die jetzigen Frontm3n auf die Idee doch zusammen etwas auf die Beine zu stellen. Alle drei spielten nämlich für Cliff Richard. Da man sich kannte und scheinbar gut leiden konnte, begann man daraufhin mit Sessions und den dafür tauglichen Songs.
Und diese Songs standen beim Konzert auch im Vordergrund!
Rein stimmlich scheinen sich die drei gesucht und gefunden zu haben. Während Pete Lincoln´s kräftige Stimme besonders bei tiefen Passagen anschiebt, geht Mick Wilsons Stimme gesanglich wirklich eine Etage höher, als man meinen würde. Sein Repertoire an Klangebenen ist wirklich unwahrscheinlich!
Pete Lincoln ist quasi die „Base-Gitarre“ des Gesangs. Stimmgewaltig wie bei „Blockbuster“ aber auch fein, wie bei „I´m not in Love“.
Peter Howarth hat dann die schwierigen Hollies Titel zu stemmen, bei jedem Hollies Titel sieht man mit geschlossenen Augen die Band plastisch vor sich.
Alleine für sich singt jeder einfach toll, aber mit Begleitung durch die beiden jeweils anderen Künstler, entwickelt sich ein reifes und weitspannendes Klanggebilde. Rein äußerlich strahlen die drei eine in sich gehende Ruhe aus, sie sind offenkundig zufrieden mit sich selbst. Das merkt das Publikum sofort und springt von Anfang an auf den Fronm3n Express.
Überhaupt wird viel mitgesungen.
Die Rakete startet sofort mit „Love is like Oxygen“ und schwups ist man schon mittendrin. Später bei den sanfteren Slow-Fox-Kuschlern ist es mucksmäuschenstill im Publikum und mir stellen sich die Haare zu Berge und ich bekomme wirklich Gänsehaut. Das hatte ich zuletzt beim Roxette Konzert in München, mit der erkrankten Marie Fredrickson. Als Beispiel dient hier: „I´m not in Love“ (100cc). Vollständige Ruhe im Publikum, leise Gitarren und einfühlsame Stimmen, einfach genial.
Bei einzeln interpretierten Songs ziehen sich beiden anderen dezent zurück, das kennt man auch von Ian Gillan (Deep Purple) und mit klarer Stimme und überspringenden Akkorden steht ein Mann alleine auf der Bühne. Es gibt keinen Stress und keine Hektik, sondern nur die Musik steht im Raum und bringt alles andere zum Schweigen.
Die Auswahl der Songs spannt einen weiten Bogen. Natürlich die bekanntesten Songs des Trios, aber auch z.B. „A glass of Champagne“ (Lincoln, ex Sailor) und von Roy Orbinson.
Den Unterhaltungspreis hat aber eindeutig Peter Howarth gewonnen. Im Zusammenspiel mit Mick Wilson entspann sich ein feinsinniges Geplänkel welcher dann letztendlich auf die Merchandising Produkte hinweisen sollte. Ich denke mal, es wurden einige Frontm3n Handtücher verkauft.
Zugabe war natürlich „Dreadlock Holiday“ von „10cc“. Das war der richtige Rausfeger für die Fans.
Viel Zeit, im direkten Anschluss an das Konzert, nahm sich das Trio um Autogramme zu schreiben. Eine lange Schlange bildete sich vor den Tischen. Zu guter Letzt konnten dann noch Selfies geschossen werden. Da könnten sich andere Künstler mal ein Beispiel nehmen, denn: die Fans wissen das letztendlich zu würdigen.
Wir konnten vorab in den Backstage Bereich und genauso leger geht es auch dort zu. Während andere Gruppen ein irrsinniges Essen erwarten, geht es hier eher gemäßigt zu. Die „Jungs“ sind einfach bodenständig geblieben, ob beim Catering oder bei ihrer Musik und genau diese auf diese Berechenbarkeit freut sich das Publikum. Keine Experimente, keine Ausritte in unstimmliche Gefilde, einfach nur Songs die einen verzaubern, weil man sie gerne hört. Mir hat´s super cool gefallen und wer noch mehr Pete Lincoln möchte, der kann ihn am Donnerstag 05.04. um 20.00 im SPECTRUM Augsburg solo hören und sehen.
Frontm3n Termine:
27.11.18 Augsburg
27.01.19 Augsburg
Vorab Bericht (schon veröffentlicht)
Als sie im Herbst ihre „All for One“ Tour starteten, hätte bestimmt niemand gleich mit einem solch famosen Erfolg gerechnet. Doch ihre jahrzehntelange Erfahrung und ihr der gute Ruf der Musiker, bzw. ihrer Bands, kamen ihnen dabei zugute.
Die Bands stammen aus den 1970ern, bekannt sind sie jedoch bis heute. Peter Howarth (The Hollies), Mick Wilson (10cc) und Pete Lincoln (The Sweet). Zusammen sind sie „Frontm3n“.
Jeder Einzelne von ihnen war mit seiner Band überaus erfolgreich und konnte mit großen Hits punkten. Von ihnen stammen Songs die auf Partys und Feten rauf und runter gespielt wurden. Da konnte manche Plattennadel dann irgendwann nicht mehr mithalten, was aber die Stimmung keinesfalls mindern konnte.
Da ich als 1961er für die Beatles zu jung war, wurden diese Bands der Ausdruck der damaligen Jugend, einer ganzen Generation. Das war Musik zum Tanzen oder einfach zum Anhören.
Die SWEET Songs wurden im Zeitalter des Glam-Rock, mit „Ballroom Blitz“, „Love is like Oxygen“ oder auch „Fox on the run“ zu großen Hits der 60er Generation.
Die Band stammt ursprünglich aus dem englischen Middlesex und nannte sich „Sweet Shop“.
Mike Chapman und Nicky Chinn schrieben ihnen dann in den 70ern die Hits auf den Leib. Ab 1973 wurde ihnen dann ein härteres Image verpasst und waren damit die Mitbegründer des englischen Glam-Rock. Mit „Block Buster!“, hatten sie 1973 den größten Erfolg in Großbritannien.
Nur Andy Scott ist vom ersten Line-up noch übrig, Pete Lincoln stieß 2006 zur Band. Unvergessen bleibt auch der Sänger Brian Connolly, welcher die Band 1979 verliess und damals mit seiner langen, blonden Mähne viele Mädchen zum Schwärmen brachte (und nicht nur das…).
The HOLLIES dagegen wurden schon in den frühen 1960ern in Manchester gegründet und hatten die damals angesagten Balladen auf dem Programm. „He ain´t heavy, he´s my brother“,„Carrie Anne“ oder „Sandy (4th July, Asbury Park)” um nur einige zu nennen. Besonders der Harmoniegesang, beeinflusst von den „Everly Brothers“ wurde zum Markenzeichen. 1963 erschien ihre erste Single “ (Ain’t That) Just Like Me“, 1974 ihre kommerziell wohl erfolgreichste mit „The Air That I Breathe“.
Im Jahr 1999 zog sich Allan Clarke von der Band und aus der Musikwelt zurück und verließ die Band. Er wurde ersetzt durch Carl Wayne, der 2004 verstarb. Seitdem hat „Neuzugang“ Peter Howarth den Leadgesang übernommen.
10CC stammt ebenfalls aus Englands Norden, genauer gesagt aus Manchester. Dieser doch etwas gewöhnungsbedürftige Bandname soll, vom angeblichen Durchschnittssperma-volumen eines Mannes bei einem Orgasmus (9cc) abgeleitet sein. Einige Beteiligte, darunter ihr erster Produzent Jonathan King, haben dies allerdings später dementiert. Nach der Gründung 1966 blieb das Line-up bis Mitte der 70er bestehen. Der offizielleBandname selbst kam erst 1972, vorher hiessen sie u.a. „The Mindbenders“ und „Hotlegs“.
Im Gegensatz zu vielen anderen Bands waren 10cc immer sehr experimentierfreudig, was die unterschiedlichen Stilrichtungen anging. Jede neue Platte klang anders.
1978 kam mit „Dreadlock Holiday“ eine Reaggae Nummer auf den Markt, welche sich mehrfach Gold sichern konnte. „10cc liefern Pop-Klassiker von morgen, die einen so glücklich machen, dass man am liebsten weinen möchte“, stand 1974 in der renommierten britischen Musikzeitung ‚Melody Maker‘.
Mick Wilson kam 1999 zu 10cc und übernahm den Perkussion- sowie den Gesangspart.
Einen Auftritt vor großem Publikum hatten die Frontm3n an Silvester 2017, als sie bei der Feier in Berlin einen Auftritt hatten, welcher zwar nur ein Potpourri an Songs beinhaltete, aber von Millionen Zuschauer gesehen wurde. Am Drei-Königs-Tag waren sie auf dem Feldberg zu Gast, von wo aus SWR1 eine ganze Woche lang live sendete. Ihre Tour führt sie durch ganz Deutschland, viele Locations sind schon wochenlang vorher ausverkauft. Gerade die Akustik-Versionen der vielen Hits kommen sehr gut an. Das Publikum wird auch älter, aber gerade viele Junge Fans sind hinzugekommen. Diese Live-Band Kultur sollte uns allen etwas wert sein. Gerade nach dem Abgang von Deep Purple oder Black Sabbath und vielen Todesfällen, sollte man genießen, so lange man noch kann und wo es eben gerade geht.
Filed under: Live Reviews, Frontm3n, Mick Wilson, Pete Lincoln, Peter Howarth