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Muddy Waters Live At Rockpalast

(hwa) Dieses opulente Set schlägt den Bogen von Muddy Waters’ Auftritt am 10. Dezember 1978 in der Dortmunder Westfalenhalle hin zum Rockpalast Special auf der Loreley am 23. Juni 1996 mit der Muddy Waters Tribute Band. Ein zweifaches Vergnügen. Zumal doppelt doppelt: jeweils DVD plus CD (also insgesamt vier Discs).

Muddy Waters’ Performance in Dortmund hatte etwas Erhabenes. Das mehrere Generationen umfassende Publikum (darunter vermutlich nicht wenige, die Waters nur vom Hörensagen ihrer Eltern kannten) war vom ersten Ton an euphorisch gestimmt. Und sie hatten allen Grund dazu: Waters war auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft. (Fünf Jahre nach Dortmund verstarb Muddy Waters am 30. April 1983 im Alter von 70 Jahren an Krebs).

Sein beeindruckendes Charisma plus eine perfekt eingespielte Band, die den Altmeister des Chicago Blues von 1974 bis 1980 bei Live-Events rund um die Welt kongenial flankierte, sorgten für allerbeste Stimmung und einen magischen Abend. „Muddys Gitarrenspiel kam besonders bei seinen typischen Slowblues-Gitarrensoli auf der in normaler Stimmung gespielten Fender Telecaster E-Gitarre zur Geltung – und selten hatte Muddy einen dermaßen heißen Sound wie bei diesen Fernsehaufnahmen des WDR“ schreibt Klaus Kilian im Booklet. Wo der Mann Recht hat, hat er Recht.

Waters Sidemen waren dem Altmeister des Chicago Blues schon seit vielen Jahren im Studio verbunden. Mit dem Schlagzeuger Willie „Big Eyes“ Smith arbeitete Waters seit 1964 zusammen. Das Pianogenie Pinetop Perkins stieß 1970, nach dem Tod von Otis Spann, zu Waters‘ Band. Bassist Calvin „Fuzz“ Jones trat 1971 der Formation bei. Die beiden Gitarristen Luther „Guitar“ Johnson und Bob „Steady Rollin’“ Margolin fanden ihren Weg 1973 zu Waters. Abgerundet wurde das Ensemble durch den exzellenten Harpplayer Jerry Portnoy, der 1974 an Bord kam.

Die Setlist setzte sich in Dortmund aus einigen von Muddys größten Hits sowie auch seltener gespielten Titel zusammen. (Komplette Setlist am Ende des Artikels.)

Nach Muddys Tod gab es eine Reihe von Tribute-Projekten, aber die Band, die Muddy am nächsten kommt, ist ohne Zweifel die (Original) Muddy Waters Tribute Band. Auf der Loreley 1996 mit fast allen Musikern, die ihn schon in Dortmund begleitet hatten. Mit zwei Ausnahmen: Pianist Pinetop Perkins konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mitreisen und Bluesharper Jerry Portnoy wurde durch Carey Bell ersetzt. Ansonsten gab es noch einen Gastsänger, nämlich Levon Helm von The Band, der bei „Gone To Main Street“ zum Zuge kam.

Hier noch ein paar Hintergrundinformationen zum Loreley Special des Rockpalast vom 23. Juni 1996: Die Subline des Spektakels lautete: Dedicated to the memory of Rory Gallagher.
Da machte es Sinn, wenn Nine Below Zero mit Gerry McAvoy, Mark Feltham oder Lou Martin, die sich für Rory den Arsch aufgerissen haben, das Special eröffnen. Der Mainact Lynyrd Skynyrd widmete Rory zumindest „Free Bird“.

Doch was hatte da – im Zusammenhang mit Rory – Molly Hatchet zu suchen? Da machte doch die Muddy Waters Tribute Band viel mehr Sinn. Und sei es nur, um hauptsächlich Muddy, aber auch Rory auf der Loreley, also an dem Ort, wo Rory seinerseits 1982 aufspielte, als bluesbrother in heart zu gedenken. Sei’s drum. Die Muddy Waters Tribute Band legte eine überzeugende Performance hin und erntete viel Applaus.
Diese beiden Spektakel gibt es nun als 2 DVD + 2 CD Set via MIG (Made In Germany Music) zu kaufen. Wesentlicher Brand für MIG Music ist in der Tat die Rockpalast -Serie in Kooperation mit dem TV-Sender WDR. Sie wird permanent durch neue Veröffentlichungen erweitert und ergänzt.

Ein Labsal für Rockpalast-Freaks wie mich, die nicht selten am restriktiven Austrahlungs- bzw. Wiederverwertungsverbot verzweifelt sind. Die Events blieben nach der Erstausstrahlung häufig für lange Zeit im Giftschrank. Ja, ja: die Verträge! Aber wenn die dann obsolet sind, tut sich der Himmel auf. Jedenfalls hat MIG Music die Lücke erkannt und tut für uns viel Gutes – und wirtschaftlich natürlich auch für sich. Sozusagen eine typische Win-Win-Situation. Wie auch hier. Kaufempfehlung!
(Heinz W. Arndt)

Setlist Dortmund DVD 1/CD 1

1. Intro (01:11)
2. I’m Your Hoochie Coochie Man (03:23)
3. Soon Forgotten (04:42)
4. Baby Please Don’t Go (03:53)
5. They Call Me Muddy Waters (08:04)
6. Walkin’ Through The Park (03:28)
7. Country Boy (All Night Long) (05:07)
8. Kansas City (07:13)
9. Caledonia (04:56)
10. Everything Gonna Be Alright (03:22)
11. Mannish Boy (06:26)
12. Got My Mojo Working (02:40)
13. Sweet Home Chicago (04:25)
Total DVD: approx. 61 minutes
Total CD: 58:50

Setlist Loreley DVD 2/CD 2:

1. Clouds In My Heart (04:34)
2. Walkin’ Through The Park (04:03)
3. You Can’t Loose What You Ain’t Had (04.46)
4. You Don’t Have To Go (04:50)
5. Honey Bee (04:50)
6. Everything Gonna Be Alright (05:19)
7. Laundromat Blues (06:30)
8. I’m Ready (05:15)
9. If The Washing Don’t Get You, The Rinsing Will (04:05)
10. Hard Hard Way (03:32)
11. I’m Your Hoochie Coochie Man (05:36)
12. Gone To Main Street (04:03)
13. Got My Mojo Working (04:30)
14. Mannish Boy (06:02)
Total DVD: approx. 72 minutes
Total CD: 67:55

Anzahl und Reihenfolge der Tracks sind jeweils auf DVD und CD identisch

Muddy Waters „Live At Rockpalast“
2 DVD+2 CD Digi MIG90782
Vertrieb: Indigo
MIG Music 2018
http://www.mig-music.de

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