Country – Rock – Rockabilly aus Bern
(ro) Gut, dass sie es nicht getan haben!
„Slam & Howie and the reserve man“, so las ich, waren kurz davor, sich aufzulösen. Aber warum?
Galten sie nicht als eine der besten Live-Bands der Schweiz? Begeisterte ihr wilder Mix aus Rockabilly, Country und Rock n’ Roll nicht nur das Publikum in kleinen Clubs, sondern auch das auf Europas grossen Festivalbühnen?
Nach über zehn Jahren im Geschäft, so überlegte die Band, könnte es auch durchaus sein, dass nun einfach die Luft raus war.
Was also tun?
Zum Glück beschlossen sie, erst einmal keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und sich statt dessen Zeit zu geben.
Zeit für Anderes, Zeit für Neues.
Zeit, um durchzuatmen, Zeit, die Gedanken zu sortieren, Prioritäten zu setzen und Zeit, um nachzudenken.
Slam z.B. verbrachte einige Zeit in der Mongolei, Boris tourte mit „Stiller Has“ und Ross pflegte mit Hingabe seinen roten Bart. Auch Mr. Drake war eifrig beschäftigt. Mit diesem und mit jenem.
Und nun … ja, nun ist die Freude groß, denn nun sind sie wieder zurück, mit einem tollen neuen Album, viel frischer, roher, ungestümer Energie und einer gehörigen Portion Strom in den Gitarren.
„Firewater“, so heißt das nigelnagelneue Album, das erst vor ein paar Tagen, nämlich am 12.10.2018, offiziell erschien und nun aus meinen Boxen schallt.
Es ist eine faszinierende, fast sogar radikale Scheibe, die mit ebenso viel Verschmitzheit wie Tempo und Spielfreude präsentiert wird und deren Ambitionen allesamt geglückt sind.
Damit katapultieren sich „Slam & Howie“ gleich wieder in die vordersten Reihen und setzen der oft völligen Banalität weit verbreiteter Pop- und Rockkultur sowohl textlich als auch musikalisch Substantielles entgegen.
Raue Schale, weicher Kern, das Bild passt wunderbar zu den elf Songs des neuen Silberlings.
Auch das Songwriting, ein Erzählen in an Bildern reichen Gedankenstrudeln, in denen das eigene Befinden befragt wird, dem Schicksal und den Emotionen nachgespürt und zugleich an der Hoffnung festgehalten wird, zeichnet sich durch eine lakonisch-lässige Sinnsuche aus.
Lieder über die essentiellen Dinge – Einsamkeit, Alkohol, Frauen und das Leben an sich – teils gepaart mit galligen Erkenntnissen, werden gewürzt mit dreckig-fröhlichem Country-Prog-Rock oder in der Tradition amerikanischer Songwriter wie Bruce Springsteen oder Johnny Cash positioniert.
Johnny Cash?
Jawohl, denn ohne den Man In Black hätte sich Slam wohl kaum der Country-Music zugewandt.
Er erzählt selbst: „Ich habe eigentlich einen Rock-Background, habe aber irgend wann mal die Songs von Cash gehört, die Rick Rubin produziert hat.“
Besonders mag ich den Track Nr. 4, betitelt „Anywhere The Wind blows“, bei dem die Süße des Country auf hemdsärmeligen, pfiffigen Garage-Rock trifft, der rhythmisch Fahrt aufnimmt und bei dem man sogleich Sand zwischen den Zähnen und Klapperschlangen vor der Nase hat.
Also, wer die Gluthitze des Sommers noch in den Knochen hat, sich die mittlerweile kühlende Abendbrise um die Nase wehen lassen möchte und dabei über Sinn und Sein und das Leben an sich sinnieren will, ist eingeladen, sich diesen wirklich verdammt ansprechenden Vortrag mit seinen deftig rockigen Gitarreneinschüben einmal anzuhören (und den Refrain mitzusingen).
Auf jeden Fall erwähnen möchte ich, dass hierbei die drums von Flavio Mezzodi, Mitglied der legendären Schweizer Hardrock-Band „Krokus“, bedient werden.
Der bittersüße, balladeske Abgesang „Pass Of The Day“ – mit Zeilen wie „Born as good souls, but raised with bad blood / The Spring was it`s flash point / trapped there in silence / wished that it would stop / the water has turn red / the water has got loud / just looking for attention / there`s a glass for everyone“, könnte ebenfalls nicht famoser ausfallen.
Dieser Titel ist eine Ballade, ein perfektes Stück, um ein tolles Album zu beenden.
Das neue Album erscheint auf CD, LP und MC. Und natürlich auch digital…
(…Rosie…)
Songliste:
1.) Once We Get There
2.) Blind Men
3.) Witness Of Dawn
4.) Anywhere The Wind Blows
5.) Pretender
6.) The Legacy
7.) Calling Home
8.) I Don’t Wanna Have Fun Tonight
9.) You Got Me Good
10.) Far Out East
1.) Pass Of The Die
Mitglieder der Band:
Lt SLAM – Vocals, Guitar, Piano, Percussion
Mr. Drake – Bass, Vocals
Ross the red – Guitar, Banjo, Lapsteel
Boris the spider – Guitar, mandolin
Flavio Mezzodi – Drums
Christian Kyburz – Drums
Marc Egloff – Drums
Wer die Jungs gern einmal live sehen möchte, kann dies z.B. bei folgenden Gelegenheiten tun (Angaben ohne Gewähr, weitere Termine auf der website www.grandslam.ch)
27/10/2018 – Einsiedeln – Switzerland – MAUZ
01/11/2018 – Luzern – Switzerland Schüür
Fotos: offizielle website/presse
www.grandslam.ch
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