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Lake On Fire 2019 – Der Samstag

Minus Green im Baumummantelten Festivalgelände am Nepomukteich

(vo) Alle reden vom Wetter, wir nicht. Dieser Werbeslogan der Deutschen Bundesbahn aus dem Jahr 1966 passte leider nicht zum zweiten Tag am Lake on Fire, denn es gab auch mal ´ne halbe Stunde Fire in Form von Blitzen und herben Starkregen….aber was soll´s: ich bin ein wettergegerbter Wuppertaler Jung und den restlichen Besuchern war das Wetter in den meisten Fällen eh schei….egal, Hauptsache gute Musik und Bier- und Weinselige Feuchtigkeit in der Kehle, skol!

Um 13 Uhr Waldhausener Zeit begann der knapp 12stündige zweite Tag des LOF mit Tentacula aus Linz an der Donau, nicht nur bekannt als Torten-, sondern auch als Stahlstadt, die einiges an Kohle braucht. In meinem früheren Leben u.a. als Lokführer bei der DB hab ich öfter Kohlezüge von Moers am Rhein Richtung Linz auf dem Teilstück bis Mainz gefahren….apropos Stahl. Ein bissel Heavysteel ist auch im Sound von Sängerin Penny und ihren vier Männern enthalten, aber hauptsächlich surfen sie auf der Psychedelic Garage Rock Welle. Dunkler Groove mit einer Stimme die dich einfängt, das geht ja mal gut los.

Witchrider: aus der zweitgrößten Stadt Austrias stammte die zweite Band des Nachmittags und ihnen wurde leider übel mitgespielt: nach einer knappen halben Stunde von ganz oben die rotnasse Karte gezeigt, Abbruch ihres Auftritts aus Sicherheitsgründen, der Regen, aber besonders die High Voltage Blitzeinschläge…..eine absolut richtige Nulltoleranzpolitik der Veranstalter gegenüber dem Leichtsinn so manch anderer Veranstalter in letzter Zeit. Bis dahin brachten die Grazer Jungs mit ihrem melodischen Alternativfuzzigen Style und Stil eine bunte Abwechslung ins Programm, leider oder auch nicht gabs dafür etwas früher als im Programm was Prozentiges zu trinken, skol.

Weida geht´s ……

Nach dem das Wetter durch war konnte die Veranstaltung fortgesetzt werden. Das hieß: Schnürriemen der Schuhe festziehen oder Gummistiefel an. Aber nur um ein bissel verzögerte sich die Europa-, Austria- und LOF Premiere von IAH, für mich die Gelegenheit ein paar Photos hinter der Bühne von Jose-Drums, Juan Pablo-Bass und Mauricio-Guitar auf den Chip zu bannen. Das Trio aus Cordoba/Argentinien hatte die Ruhe weg und im Gepäck, wie ich vorher schon sah, nagelneues Vinyl, CDs, Shirts, Aufnäher und -kleber…..heißa. Mächtig gespannt erwarteten wir die ersten Töne, denen noch viele folgten, und es waren keinen schrägen oder gemeinen dabei, für Liebhaber instrumentaler Psychedelic, aber auch mal eingefügten deftigen Grummelgrollriffs ein Fest, für mich auch. Als erstes gab es mal in gemütlichem Tempo in den Nacken, aber nicht so doomig, so ähnlich wie das Karma To Burn auch zelebrieren.

Danach die wunderschöne Reise „Nuboj“, zu Anfang durch den Garten Eden, zauberhafter Psychedelic Rock, einfach herrlicher Stoff, der dann in lautem Postrockstyle fortgeführt wird. In dieser Art verwandelten sie das wieder leicht angetrocknete Auditorium in eine Schwing- oder Kopfschüttelfraktion, immer schön abwechselnd, erst in die Hirne, dann in die Nacken. Eben ein Mix aus Psychedelic, Stoner, Post, Doom. Sie spielen noch u.a. noch am 17.08. in Berlin im Tief mit Cosmic Fall und am 18.08. in Hamburg/MS Stubnitz. Hin da, lohnt sich.

Minus Green erhaschten so ab 16:40 Uhr (fast wieder im Plan) bei leichtem Sonneneinfluss ein bißchen Farbe auf Gesicht und Arme. Ich hatte im November 2018 das große Vergnügen, die Wiener Drückerkolonne (ihre Musik drückt mächtig amtlich ordentlich vor den Brustkorb) beim Dome-Of-Rock in Salzburg zu geniessen, dort hobelte das Quartett Bernhard, Clemens, Daniel und Lukas das Rockhouse platt. Das war ein Brett, damals, aber auch heute am späten Nachmittag. Von ihrer in den Minuten vorher erschienen, quasi noch dampfenden neuen Platte „Equals Zero“ erzählten sie uns die komplette Story: kompakt, atmosphärisch, mitunter ballernd, auch mal melodisch, heavy, schwer drückend (hatten wir das nicht schonmal ein paar Zeilen vorher? Egal doppelt gemoppelt hält besser). So: Photoapparat ins Pressezelt, Nacken gelockert soweit das bei mir noch möglich ist und reichlich mitschwingend das Brachialgewitter geniessen, und es war wieder ein Genuß schreib ich euch. Nach dem Festmahl torkelte ich Minus Green trunken ins Zelt, Hilfe, ich hab Nacken…..

Doomlord, Quatsch, Dopelord standen als nächste auf dem Zettel: das polnische „Nacken in Zeitlupe Abrisskommando“ sorgte im nun wieder leichten Dauerregen für Stimmung in der Bude. Grzegorz, Pawel und die beiden Piotr´s sorgten für das kräftigste, doomigste Haareschütteln, besonders in der ersten Reihe, das ich seit langem mitbekam.

Doom, Doom, Doom…..

Wenn ich das nach Minus Green nur 15 Sekunden mitgemacht hätte….ab in´s Spital.

Niederbayerischer Besuch in Oberösterreich: Christian oder auch genannt Sui geniesst das Fest in sich ruhend…..

Hällas: Drei Herren der fünfköpfigen Band aus Jonköping/Schweden betraten einige Minuten vor ihrem Auftritt, mit Schminkutensilien bewaffnet, das Pressezelt, denn hier stand ein fast Zelthoher Spiegel in dem sich die Herren dramarturgisches Flair um die Augen schminkten, um den von ihnen so ernannten „Adventure Rock“ noch intensiver wirken zu lassen. Ihr Heavy Rock, vermischt mit Hardrock der 70er, prasselte mit Twingitarren- und Schweineorgelsound von der Bühne, mit sehr markantem Gesang von Bassmann Tommy, das sogar die Sonne während ihres rund 45minütigen Auftritts mal aufs Gelände schaute. Der Sound versetzte mich kurz hinter meine Nachjugendzeit, mit solcherart Musik bin ich doch auch gewachsen und sozialisiert worden. Wunderbar!

Das  Ambiente im Anschluß des Schwedenrocks konnte nicht besser passen: aufziehende Dunkelheit, Post Metal Rock, Tides From Nebula. Es begann eine für mich superemotionale, Gänsehauterzeugende und alles schlechte wegfegende Reise. Unglaublich begeisternde, intensive und mit dem passenden Licht gesättigte Post Rock Lawinen walzten vom Teich. Die hier und heute zu dritt agierende Band aus Polen verschmolz Synthie- mit großartigem Gitarrensound, druckvoll nach vorne gepeitscht von Drums und Bass, und auch wenn das Bild es suggeriert: Bassmann und Soundboarder Przemek stand beileibe nicht allein auf weiter Flur. Das war einfach ein phantastisches Erlebnis, danach konnte nix mehr kommen……, denn zur vorletzten Band des Abends, OM, von mir nur zwei für mich sehr passende Worte, die mir auch bei ihrem 2018er Auftritt bei unserem Freak Valley Festival in den Sinn kamen: Ohne Mich! Ist was persömliches.

Windhand hab ich, die Band wird´s mir verzeihen, leider nicht mehr geschafft, ich war auch drei Monate nach meiner OP noch nicht so fit um stundenlanges Festivalleben mit schwerem Photozeugs problemlos durchzumachen, aber das wird schon, Geduld ist immer noch angesagt.

Schlußovertüre: Danke Pearl/Tayna. Ein dickes Lob an die Veranstalter, den Verein Saitwärts, der den Erlös für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellt. An das ganze LOF Team für den perfekten Ablauf, Essen, Trunk, den Merch, ach was, für die ganze Infrastruktur. An das formidable Team für den Sound und die Stagemannschaften Bühne/Backstage etc. Bei meiner Photokollegin Maria und den anderen Kollegen der auslösenden Zunft. Bei den Fans. Und natürlich bei 99 % der Musiker. Bis auf ein hoffentliches Wiedersehen in 2020….(volker)

Hierher geht´s zum Freitag:

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