(KiS+vo) Fröhliche und herzliche Begrüßungen nehmen ja mittlerweile vor Beginn jedes Festivals „unserer“ wachsenden Gemeinde der Freunde bluesiger, doomiger, fuzziger, harter, psychedelischer, rockiger, spaciger, stoniger (noch was vergessen?) Klänge ´ne gute und ausführliche Zeit in Anspruch und führen immer wieder auch zu der Erkenntnis: hier sind wir richtig und sehr gut aufgehoben. So natürlich auch beim 7. Alterna Sounds Festival, das die „Krach am Bach“ Leute organisieren….
(vo) Am Ende der „Musikhallenstrasse des Münsterlandes“ (Jovel, Münsterlandhalle und eben die Sputnikhalle) also besuchten wir zum ersten Schmankerl des Abends die Halle, wo ab 18 Uhr die belgische Alternative, Bluesrock, Garage, Psychedelic und Stoner Band „Black Mirrors“ die ersten großen Ausrufezeichen setzten nach dem Motto: wir rocken mit euch jetzt in unseren 45 Minuten Spielzeit die Gelenke geschmeidig. Der Vierer mit Steuerfrau und „Funky Queen“ (so der Titel eines Songs) Marcella powerte dermaßen….was für ein Spaß! Sogar an den Proto-Metal Paradies Song „Kick Out The Jams“ trauten sie sich. Und ich traute meinen Ohren und meinem Nacken: GROSSARTIG! Belgium: 10 Points from Germany.
Das erste Mischgetränk des Abends war fällig: skol. Für die Lokalmatadore „Lorgan“ ging es anschließend durch den Merchbereich der Bands ins „Cafe“, ein etwas kleinerer Raum, mit Plattenverkauf. Der Bluesigpsychedelisch getränkte Classic Rock des Fünfers war jedenfalls so solide und gut das im Verlauf des Auftritts kein Freak den Kaffee im Cafe aufhatte….Death Alley (KiS) Gerade am Tag zuvor habe ich die Niederländer bei ihrer Release-Party ablichten dürfen. Nach sehr witzigem und netten Soundcheck stehen die Herren jetzt wieder hier auf der Bühne. In voller Pracht erscheint Drouwe mit Stage-Stiefelchen, ordentlich Nebel für Drummer Uno, und guter Laune – los geht´s hier in der Sputnikhalle mit Black Magick Ballroom, ein passender Einstieg! Das Publikum ist schon heiß gelaufen und drängelt in die erste Reihe. Überschäumende Energie ist so offensichtlich, das selbst das Tambourin extatisch explodiert und seine Schellen ins Publikum schleudert. Death Alley setzen auf ihr brandneues Album „Superbia“ zu Recht, Murder Your Dreams, Shake The Coil, werden gnadenlos bejubelt. Die Beliebtheit lockt auch schon Stalker auf die Bühne, die Jungs brauchen langsam schon etwas mehr Security um ihre haltlosen Fans in Schach zu halten….aber professionell wird weitergerockt, und auch ein frisches Schelleninstrument kommt zum Einsatz. Den Gesang finde ich etwas zurückhaltend eingemischt im Vergleich zum Vortag, vielleicht ist auch nur mein Gehörschutz fester eingeschoben, da will ich mich nicht festlegen. Obwohl ich versuche mich nicht zu wiederholen, der Hüftschwung von Herrn Truijens sitzt, und lässt die versammelte Damenwelt nicht unberührt. Wenn sie nicht schon in die fliegende Mähne von Sander, der den Bass schwenkt, schwer verliebt sind. Backenbart Oels bildet den Rock´n´ Roll Mittelpunkt aller Riffs und Soli und beweist uns einmal mehr die Bandbreite seines Könnens. Feuer auf der Cowbell darf auch nicht fehlen, wer hier nicht mit geschlossenen Augen tanzt, erlebt einen romantischen Moment mit Death Alley. Feeding The Lion, Supernatural beenden den Auftritt. Schade eigentlich, könnte ich den Rest des Abends so weiterhören!
Mouth Jungs! Ich habe sogar euren dekorativen Setlistzettel mit nach Hause genommen, wollt ihr mir weiß machen, den könnt ihr auf der Bühne lesen? Hihi. Ist aber egal, wer eure Songs nicht kannte, hat sich nachher mit Sicherheit die Tonträger eingekauft (Vortex/ Floating), der Auftritt war der Hammer. Die erste Band des Festivals, die schweißtriefend das Café zum Beben brachte. Und das bei einer vermeintlichen „Psychedelic“- Band. Abgerockt hat Schlapphut-Chris wie ein Rockstar, vielbschäftigt gesungen, georgelt und sein Gitarreninstrument beackert. Respekt. Leider hatte ich ausgerechnet beim Kniefall kurz genießerisch die Augen geschlossen und dies nicht fotografisch festgehalten. Ein Grund mehr zum nächsten Konzert zu pilgern! Einen bärtigen, brachialen, dann wieder sanft klöppelnden Nick hinterm Kit zu erleben, ein Hör-und Sehgenuss. Gerald unübersehbar der ruhende, stetige Basspol setzt der Schwarzwälder die Kirsche auf. Mjamjam, diese leckere Band hätte keinen besseren Namen finden können! Das Café in Münster tobte, und sicher war für die hungrige Musikhörer-Meute nicht der Pizzageruch die Stimulanz des Abends.
(vo) Rotor: sie machen sich sehr rar auf den Bühnen des Landes in letzter Zeit. Hat aber auch einen Vorteil: wir freuen uns umsomehr auf ihren Auftritt, wir freuen uns wie Bolle. 65 Minuten Rotor heißt: Groove wie die Hölle, in einem einmaligen und völlig eigenständigem Sound, rein instrumental, mental völlig locker und entspannt wie immer. Rotor heißt auch: langsam vor sich hin sterbende Nacken, wacklige Knie, Hüftspeckweg, eben klätschnassgeschwitztes Freakvolk. Vollast, Drehmoment und auch mein liebster Moment aus dem Schaffen der Vier fehlt nicht: „Rabensol“. Ein Südberliner Southerngetränkter Grooverocker, der mal mächtig abgeht, mal mit dem Tempo cruist, herrlich! Ich bin sehr gespannt auf ihre Tour und neue Platte im November, sie lassen es krachen und feiern mit uns ihr 20jähriges.
Nachdem ich nach diesem Highlight des Abends für mich an der frischen Luft noch etwas ausrotierte rief auch der kleine Hunger, also einmal Bottroper Schlachtplatte aus der fahrbaren Pommesbude neben dem Gebäude. Dadurch gingen mir natürlich die ersten 10 Minuten der Bremer Liquid Orbit nicht durch die Ohrlappen aber es blieb ja noch ´ne halbe Stunde Genuß zum zuhören. Sie tragen die Hochzeit (langes „o“) des Kraut-, Space- und Prog Rock ins hier und jetzt, die Dame und die vier Herren, deren im Dezember 2017 erschienenen fünf Songs auf der Bandgleichnamigen LP auch live und in viele bunte Farben getaucht ganz schön was hermachten. Die Band unterstützte und trug ganz hervorragend Sylvia´s Stimme und alle fünf beeindruckten die versammelten Fraktionen der Freaks, Althippies, Psychedeliker und Stoner.
Knapp 350000 Isländer können zum Teil bekanntlich nicht nur sehr gut Fuß- und Handball sondern auch Rock in allen Variationen. Uns Freaks sind da in den letzten Jahren einige Bands in die Herzen und Seelen gewandert und dazu gehören auch die drei jungen Bühnenderwische Óskar – Gitarre + Gesang, Alexander – Bass und Mitgesang und Stefan- Drums und Percussion: The Vintage Caravan. In der Halle wurde es ab 23:45 kuschelig warm aber es gab keinen Kuschelrock, die drei verwandelten den Saal in eine wilde Partymeile: klassischer-, bluesgetränkter Hardrock am laufenden Band, Óskar und Alexander wirbelten ohne Atempause und Stefan drosch seine Saitenjungs immer nach vorne, und was auch immer wieder Ausrufezeichen setzt ist ihr Spaß in allen Backen, die Aufforderungen an das Volk vor der Bühne: „Lasst mit uns die Sau raus“….. Kirsten und Volker bedanken sich bei Christian und Klaus für die Akkreditierung und bei allen Beteiligten für einen tollen Ausflug via Sputnik.
Die Aufgeiger des Abends nochmal in der Übersicht:
Black Mirrors 18:00 – 18:45 Halle
Lorgan 18:55 – 19:35 Cafe
Death Alley 19:45 – 20:30 Halle
Mouth 20:40 – 21.30 Cafe
Rotor 21.40 – 22:45 Halle
Liquid Orbit 22:55 – 23.40 Cafe
The Vintage Caravan 23.45 – 01:00 Halle
Danke an Karin für´s Aushelfen bei den Fotos Liquid Orbit/ Vintage Caravan!
Mehr Pics: https://www.facebook.com/pg/kirstenrockt/photos/?tab=album&album_id=587769921586350
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