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Rihm & Dühnfort – Never Too Late

Traditioneller Blues mit Seele und Spirit aus Bremen

(ro) Für mich wieder einmal ein Überraschungsalbum mit besonderer Note.
Zwei Herren etwas fortgeschrittenen Alters aus dem Bremer Umland, mir persönlich bis dato völlig unbekannt (Asche auf mein Haupt), legen ein Blues-Album vor, das mich zum Innehalten bringt.
Schon das sehr gelungene Cover zeigt eindrucksvoll, wohin die musikalische Reise geht.

Nur zwei Hände sind zu sehen, die jeweils ab Handgelenk in dunklen Jacken verschwinden und von denen die eine einen Bottleneck am kleinen Finger, die andere eine glänzende Harp präsentiert.
„Never Too Late“, so ist als Albumtitel zu lesen, gleichzeitig wird erklärt, was auf dieser CD zu hören sein wird, nämlich „Fine Old & New & Own & Borrowed Blues“.

Voller Energie, Kreativität und Tatendrang machen die beiden versierten Musiker Frank Rihm ( Harp, Vocals ) und Michael Dühnfort ( Guitar, Vocals ) diesem alle Ehre und zeigen in diesem Projekt nachdrücklich, dass es immer und zu jeder Zeit „Never Too Late“ ist, um etwas Neues anzufangen, etwas auszuprobieren, sich musikalisch zusammenzufinden, egal wie alt oder jung man ist.
Weniger ist oft mehr, das ist wie immer richtig, und so präsentiert dieses Duo puristisch reduzierte Musik in einer unverkrampften, leichtfüßigen Brüderlichkeit – wie aus dem Handgelenk geschüttelt.

Frank Rihm ( 57), harp & voc und Michael Dühnfort (58) guitar & voc

Keine Frage, diese beiden Herren bestechen mit einem Sound, der, aufgenommen in den Martin Meinschäfer Megaphon Studios, nicht nur Genre-Fans in Verzückung versetzt, sondern niemanden kalt lassen kann.
Oh ja, dieses Duo hat sowohl den Soul, als auch den Blues, um neben Songs aus eigener Feder, auch dem Spirit so legendärer Koryphäen wie z.B. „Little Walter“ und „Sonny Boy Williamson“ mit ausgesuchten Coversongs zu huldigen.

Den magischen Auftakt bestreitet der vom Harmonika Genie „Little Walter“ geschriebene Klassiker „My Babe“.
Die angezerrte, forsche Harp von Frank Rihm haut mich glatt um.
Ganz wunderbar auch der bärtige Michael Dühnfort mit seinen virtuosen, songdienlichen Gitarren-Künsten.
Mit beseeltem Temperament, authentisch und ohne viel Pipapo wird hier der geneigten Hörerin klargemacht, dass, wenn ein Song „alt“ ist, er beileibe nicht alt ist.
Eine wahrlich elektrisierende Eröffnung!

„Please Forgive“, der dritte Track der CD ist defintiv die Ehrerbietung an den unvergessenen „Sonny Boy Williamson“.
Die klischeefreie Art und Weise, in der die Herren Rihm und Dühnfort diesen Song interpretieren und ihn zu ihrem eigenen machen, ist sehr berührend.
Nie über- und ebensowenig unterfordernd, stets das Ohr in Gänze entzückend und mit einem unverkrampfen Charme behaftet, vermag dieses Werk ringsum zu erfreuen.

Auch „Good Morning Little Schoolgirl“, ein Song von „Sonny Boy Williamson“ aus dem Jahr 1937, lassen die beiden Herren im neuen Licht erstrahlen.
Ein Lied, das schon unendlich oft gecovert wurde, u.a. auch von Ten Years After, den Yardbirds und – wunderbar gänsehauterzeugend – von Johnny Winter.
Mit viel Power, ernsthafter Hingabe und ohne irgendwelche bunten Zirkusnummern zündet das Duo hier ein mächtig glühendes Feuer an.
Bietet dazu einen klasse Gesang – und dies alles im Einklang mit der emotionalen Botschaft der Musik.
Wunderbar!
Auf jeden Fall einer meiner Favoriten dieses Albums!

Last but not least möchte ich unbedingt auch noch Michael Dühnforts Eigenkomposition „Adieu“ erwähnen:
Dieser Schlußtrack ist ein leiser und anrührender Slow-Blues mit schmeichelnder Gitarre und gänsehauterzeugender Harp, in dem einerseits ernste, musikalisch fesselnde Akzente gesetzt werden, andererseits auch so klare, wahnsinnig unverkrampfte Töne erklingen.
Ein zu Herzen gehendes Instrumental, dessen überwältigende Bittersüße so wunderbar passend ist für langgedehnte Dämmerstunden, wenn das Licht partout nicht weichen will.
(…Rosie…)

Songliste:

1. My Babe
2. Just Your Fool
3. Please Forgive
4. Monday Noon Blues
5. Good Morning Little School Girl
6. Do It If You Wanna
7. Always One Step Forward And Two Jumps Back
8. Tell Me Why Do You Cry
9. Last Night
10. It Ain’t Right
11. Adieu

Wer sich Frank Rihm und Michael Dühnfort gerne einmal live anschauen möchte, kann dies z.B. bei folgenden Gelegenheiten tun (Angaben ohne Gewähr):

22.11.2019 – FR. 20:00 UHR – „GEWÖLBE VEGESACK“ – VEGESACK
26.11.2019 – Di. 12:30 UHR – „THEATERSAAL UNI BREMEN“ – BREMEN
26.12.2019 – DO. 20:00 UHR – „KARO WEIHNACHTS-SESSION 2019“ – BREMEN

Fotos: Angelika Dühnfort

www.rihm-duehnfort.com

Hier auch bei uns zu lesen:
eine Rezi meines verehrten Kollegen Volker über „Michael Dühnfort & The Noise Boys“
Michael Dühnfort & The Noise Boys – Years Of Balls End

Filed under: Album Reviews, Blues, , , , , , , , ,

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  1. […] gibt bei uns auch noch eine Rezension zur CD Rihm & Dühnfort, die ihr hier nachlesen […]

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