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Jimi Hendrix – Alle Songs und die Geschichten hinter den Tracks

(hwa) Jean-Michel Guesdon und Philippe Margotin haben erneut einen Legende-unterfütterten Buchkosmos aufgemacht. Nach ihren Prachtbänden über die Werkschau der Beatles (hier zum Nachlesen), Bob Dylans (hier zum Nachlesen), der Stones (hier zum Nachlesen) und Pink Floyd (hier zum Nachlesen), etablieren sie im Hinblick auf Jimi Hendrix mit der gebührenden Sorgfalt ein weiteres beeindruckendes Buchdenkmal…

Die beiden Autoren beschreiben es im Vorwort „Ein Meteor der Musik des 20. Jahrhunderts“ per Fußnote wie folgt: „Das Buch Jimi Hendrix – alle Songs bezieht sich im Wesentlichen auf das offizielle Werk des Gitarristen, also die 119 Songs und Instrumentalstücke, die er zu Lebzeiten freigegeben hat.“

Zur positiven Entscheidung für den Buchkauf möchte ich es so kompakt wie möglich zusammenfassen: „Jimi Hendrix- alle Songs“ ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil befasst sich logischer Weise mit den Anfängen des damals noch Jimmy gerufenen und geschriebenen Ausnahmetalents. Von seiner Geburt am 27. November 1942 bis zu seinen ersten Auftritten und Aufnahmen als Begleitmusiker von Lonnie Youngblood, den Isley Brothers, Little Richard oder Curtis Knight.

Der zweite Teil analysiert sämtliche Hendrix-Aufnahmen, die zu seinen Lebzeiten erschienen sind. Beginnend mit seiner ersten Single „Hey Joe / Stone Free“ (1966) unter dem Bandnamen „The Jimi Hendrix Experience“ bis hin zur letzten offiziellen Single „Stepping Stone / Isabella“ im April 1970. Zwischen diesen beiden Singles lagen drei Studioalben, in denen sich – wie die Autoren korrekt vermerken – „Blues, psychedelischer Rock, Jazz und Funk mischen“. Und Hendrix damit zu einer Neudefinition von Rock maßgeblich beitrug.

Ich bin da mit den Autoren zu 150 Prozent einig – auch damit, dass sie noch zwei Live-Alben mit ins Bch genommen haben. Nämlich „Live At Woodstock“, das den gesamten Auftritt der Gypsy Sun And Rainbows-Band vom 18. August 1969 umfasst, und „Band Of Gypsys“ vom 31. Dezember 1969 bzw. 1. Januar 1970 im Fillmore East, New York.

Der dritte Teil differenziert. Obwohl im Wesentlichen ja nur die „offiziellen“ Hendrix-Alben angedacht waren, werden zu Recht noch die besten posthumen Hendrix-Alben vorgestellt. Darunter „The Cry Of Love“, „Rainbow Bridge“, „Hendrix In The West“, „War Heroes“, „Band Of Gypsys 2“, “Jimi Hendrix: Blues”, “South Saturn Delta”, “The BBC Sessions” und das Boxset “The Jimi Hendrix Experience”. Nicht zu vergessen: die Single “Love Or Confusion” / “12 Bar With Horns”. Der Vollständigkeit halber werden zusammenfassend noch jene Alben kurz vorgestellt, die einen oder mehrere unveröffentlichte Hendrix-Aufnahmen enthalten.

Und dass inzwischen unzählige Bootlegs kursieren – z.B. sein letzter öffentlicher Auftritt auf Fehmarn – ist wohl dem Umstand geschuldet, dass Hendrix aufgrund seines plötzlichen Todes nicht mehr zur Freigabe bewegt werden konnte. Er hätte sie vermutlich anyway verweigert. Die Fehmarn-Aufnahmen sind produktionstechnisch schlichtweg unterirdisch schlecht. Und werden von daher den Ansprüchen der Autoren mit Recht nicht gerecht.

Das macht Hendrix-historisch durchaus Sinn und bildet so etwas wie eine unverrückbare Brücke zu den Herzen aller weltweiten Hendrixfans. Wie auch bei mir. Wenn man es pars pro toto nimmt, waren Hendrix – ähnlich wie Chuck Berry, die Beatles, die Stones, die Doors, die Kinks, Neil Young und insbesondere eben auch Jimi Hendrix – meine psychosozialen Wegmarken auf einem höchst spannenden Weg zur Sozialisation bzw. Selbstfindung im Rock- und Bluesbereich der 1960er Jahre.

Hinzu kommt ja noch, dass mein Geburtstag am 18.9. sich mit dem Todestag von Jimi Hendrix kreuzt. Als ich 18 wurde, starb Jimi im Alter von 27 Jahren in London. An seinem Erbrochenen erbärmlich erstickt. Das hat mich erschüttert. Was bleibt, ist meine innere Zuwendung und die daraus resultierende Hendrix-Sammlung. Und falls noch Fragen bleiben, ist mir obiges Buch durchaus ein wertvoller Ratgeber.

Wie es ja bei den übrigen Büchern dieser Reihe ebenso war. Da ziehe ich doch einfach den Hut und gratuliere dem Verlag für seinen Mut und die Geduld, diese Reihe in Kontinuität nach bewährtem Rezept weiterzuführen. Für Hendrixfans und alle anderen Interessierten ein passendes Weihnachtsgeschenk. Cleverer Trick des Verlages, die Neuveröffentlichung jeweils auf den Oktober/November zu platzieren.

Aus dem Delius Klasing-Pressetext zu diesem Buch unter der Überschrift „Teufelsgitarrist“ möchte ich mit freundlicher Genehmigung abschließend noch folgendes zitieren: „Noccolo Paganini nannte man den Teufelsgeiger. 150 Jahre nach ihm betrat ein anderer Beelzebub die musikalische Bühne. Der spielte genau so satanisch und brilliant, nur dass sein Instrument die Gitarre war. Starb er auch früh, ist er wie Paganini unsterblich: Jimi Hendrix.“ (Zitatende).

Das sollten alle Hendrixfans letztlich selber entscheiden – aber grundsätzlich ist da viel Wahres dran.

(Heinz W. Arndt)

Jean-Michel Guesdon / Philippe Margotin

„Jimi Hendrix“. Alle Songs – Die Geschichten hinter den Tracks

Delius Klasing Verlag: „Edition Delius“, 11/2019

Sprache: Deutsch

ISBN-13: 978-3-667-11686-4

Umfang: 592 Seiten

395 farbige Fotos und Abbildungen

Gewicht: 2325 g

Format: 21,9 x 27,8 x 5,0 cm

Preis: 59,90 €

Filed under: 60s, Classic Rock, Drucksachen, Rock,

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