(vo) Hallo Mephi, das dauert jetzt etwas länger mit dem Einstieg ins aktuelle Geschehen.
Wir kennen uns ja schon eine Ewigkeit (2014/2015?) und hatten am 31.07.17 ein ausführliches Interview über die Geschichte und die damaligen Aussichten für euer Powertrio Daily Thompson: Danny – Gitarre, Gesang, du – Bass und Backgroundgesang. Damals war noch Stefan hinter den Kesseln, der aber aus beruflichen Gründen nicht bei euch weitermachen konnte, nun habt ihr Matthias für den Vorwärtsdrang als Dreschflegel dabei.
Mittlerweile singst du ja auch nicht nur Background sondern, bestimmt nicht nur zu meiner Freude, auf eurem neuen Album „Oumuamua“ einige Male hauptverantwortlich am Gesangsmikro.
Zum neuen Album „Oumuamua“: ich war nach dem ersten Durchgang begeistert, und überrascht das euer viertes Album anders klingt als die drei Vorgänger, für mich ist dieses vierte Album ein Quantensprung in Sachen Songwriting, Sound und Arrangements. Und bei jedem weiteren Durchgang bin ich der Meinung: da ist euch ein Anwärter auf „Album des Jahres“ gelungen.
Und: damit habt ihr, meiner bescheidenen Meinung nach, euren sowieso schon sehr umfangreich gefüllten Musik Medizinschrank qualitativ mächtig aufgerüstet…..
1. Wie siehst du die Entwicklungsphase vom ersten Musik anteigen und anrühren bis zum ausgebackenen, sehr wohlschmeckenden Erzeugnis für Plattenteller und CD Player?
Hey! Erstmal vielen Dank für die warmen Worte.
Was die Entwicklungsphase unserer Songs betrifft, ist es immer wieder spannend, wie sich alles zusammenfügt und was schlussendlich daraus wird. Manches kommt aus Jam Passagen, wenn wir aufgenommene Jams durchhören und dann bei einem Riff auf einmal merken, oha, das hat Qualität. Oder es startet mit einer Idee von Danny wenn wir beide mal wieder in unserem Wohnzimmer (Proberaum) sitzen und rumklimpern. Dann wird sich daran gemacht verschiedene Parts auszuarbeiten und dem Ganzen Struktur zu geben. Ist aber immer so eine Sache, Cosmic Cigar z.B. gab es schon, da war Stefan noch da, Danny und ich haben ihn (den Song) dann erstmal „zur Ruhe gebettet“ und nach ein paar Wochen wieder rausgekramt und dann war es, nach dem wir uns etwas Ohrenpause davon gegönnt haben, auf einmal wie selbstverständlich wie der Song klingen und aufgebaut sein soll. Ist bei jedem Song irgendwie anders und aufregend!
2. Wie überraschend war es für euch das etliche Songs doch etwas „anders“ geworden sind oder hat sich das einfach so ergeben?
Teils teils. Danny hatte schon länger Bock auf Sound, der sich erst nach und nach im Song entwickelt und auch darauf, nicht alles „zu zu singen“. Das findet man wohl in She`s So Cold und Cosmic Cigar wieder. Bei anderen finden wir z.B. hört man zwar den DT Sound raus, aber es war beim Endresultat dann doch zum Teil so, dass wir uns gedacht haben, ok, wieder ein Album das „anders“ klingt als die Vorgänger, aber wir haben uns die Sound Freiheit schon immer vorbehalten, das hat sich hier wieder ausgezahlt, unserer Meinung nach.
3. Wie ich weiß habt ihr ja einen sehr weit gefächerten Musikgeschmack außerhalb der Band, ich nehme mal an auch durch beständiges Touren oder Festivals mit anderen Bands: spielt das auch eine Rolle für eure nun noch vielschichtigere Musik oder eher doch nicht?
Es ist auf jeden Fall so, dass wir gerade, seit dem Beginn von Daily Thompson, viel mehr kennengelernt haben, vor allem im Bereich Stoner. Vorher waren wir auch schon breit aufgestellt, aber wie du da sagst durch viel spielen mit anderen Bands und Festivals sind da einige Eindrücke dazugekommen. Bei „Oumuamua“, haben z.B Einflüsse von Pink Floyd, über Sonic Youth, bis hin zu aktuellen Bands, die wir schon live erleben durften oder eben kennengelernt haben durch die Stonerrock Szene, mitgespielt. Wie z.B. Child, Rotor, Earthless etc.
Aber man lernt auch viel anderes wie zum Beispiel über Stimmungen, mit denen wir auch viel experimentieren.
Da Danny grade Spotify entdeckt hat, sind wir auch gerade stark am Bongripper hören, es gibt auch schon neue Songs an denen wir arbeiten die schon vielleicht auch etwas in diese Richtung gehen, niemand weiß was passieren wird.
4. Spielten die seit März herrschenden Verhältnisse eine kleine oder größere Rolle oder waren da die Aufnahmen schon zu weit gediehen?
Zum Glück hatten wir die Aufnahmen eine Woche bevor es richtig los ging mit Covid-19, im Kasten. Und als dann alle Touren gecancelt und verschoben wurden für uns konnten wir uns ganz dem Album widmen. Wie Mix, Master, Videos, Promo etc. es tat gut mal richtig Zeit für sowas zu haben, aber natürlich wären wir lieber live unterwegs gewesen.
Um ein paar Songbeispiele geht es nun:
5. Schon mit dem Intro beim ersten Song „She´s so cold“ war ich erstmals verliebt in euer interstellares Objekt „Oumuamua“. Für mich auch ein Wiederhören mit einem Sound, den ich so ähnlich von einer meiner absoluten Lieblingsbands kenne: The :Egocentrics aus Timisoara/Rumänien. Dazu passend dein „wispern“ nach ca. 210 Sekunden und dem danach ziemlich kernig abbretternden Stoff…..als Albumopener unschlagbar: was habt ihr da bloß fabriziert? Wie war das?
Haha, gute Frage. Irgendwie war der Song irgendwann fertig. Wobei ich mich erinnere, dass das Ende sofort von allen angenommen wurde, das macht einfach richtig Bock. Das Wispern kam erst während der Aufnahmen. Eigentlich hat Danny den Part gesungen, dann hat es vor allem ihm irgendwie nicht gefallen, und das ist natürlich keine Option für ein Album, dann hat Danny vorgeschlagen, dass ich den Part mal flüstern soll und so kam es dann auch und hat gepasst.
Auch witzig dass du sagst als Opener unschlagbar: wir hatten schon mal die Frage warum wir einen so langen Song als Opener nehmen, weil normalerweise ja was „schmissiges“ bevorzugt wird. Danke also dafür.
6. Classic Rock pur mit Stampf bei „Sad Frank“, mit unglaublich gut ins Soundgefüge passenden Schweineorgeleinlagen, wie passiert sowas beim Erschaffungsprozeß?
Wir hatten ja bei Nowhere auf der Thirsty schon einen Song mit Orgel und als wir an Sad Frank gearbeitet haben sagte Danny sofort, da muss eine Orgel hin. Wie genau wussten wir noch nicht, aber gehört haben wir es alle. Dario (unser Freund und auch Organist bei Vibravoid u.a.) war direkt dabei, sodass wir uns ganz auf unseren Sound konzentrieren konnten. Im Studio hat er dann ein paar mal einfach mitgespielt, dann haben wir daran gearbeitet wann und wie die Einsätze passieren und es hat sofort ins „Soundgefüge“, wie du es so schön nennst, gepasst.
7. Classic Rock spielte bei euch für mich immer schon eine Rolle, aber wie jetzt im Song „Slow me down“ auch harter Southern Rock? Was für eine Bereicherung. Ich find´s geil, du auch?
Ja, ich finds super. Danny und ich wollten schon seit einiger Zeit einen Song mit der Cigarbox machen und dann kam Slow Me Down genau richtig, dazu mein Tambourine und Bass und Matzes stampfende Drums… ich mag den Song und den Groove.
8. „Cosmic Cigar“: meine Fresse, wie wunderbar „schwebt“ dieser Song, selbst in den etwas härteren Passagen, noch so eine Offenbarung für euren Sound, biste da bei mir?
Ich bin da voll und ganz bei dir. Das ist der erste von unseren längeren Songs und der macht richtig Spaß, grade weil sich der Sound hier eben entwickelt und aufbaut, so einen Song haben wir definitiv vorher noch nicht gemacht.
9. Und auch verblüffend und großartige finde ich den Albumabschluß „River Of A Ghost“: Singer/Songwriter Stoff aus den ehemaligen Hauptstadt des Bieres, wie ist der Song entstanden?
Das war ganz herrlich, ich war Mittwochs mit Merch Kollegen, die grade in der Stadt waren, in der ehemaligen Hauptstadt des Bieres auf Biererkundungs Tour gewesen und Danny ist zu Hause geblieben. Das war die Woche zwischen unseren Aufnahmen, die haben wir an zwei Wochenenden gemacht. Als ich nach Hause kam, meinte er, er hätte einen neuen Song geschrieben auf Akustik Gitarre. Vorgespielt, Hammer, also mit aufnehmen. Zumal wir auch riesen Fans der Reihe MTV Unplugged sind, damit meine ich nicht die Auftritte von Santiano, sondern von Pearl Jam, Nirvana und Alice In Chains als Beispiel, daher war uns sofort klar, dass wir den mit auf dem Album haben möchten.
Liebe Mephi, ich danke dir für diese sehr sättigende Mahlzeit für unseren Blog und unsere Leser und ihr seid jetzt für mich mit diesem Werk auf einer Reise, die euch immer weiter und hoffentlich auch immer höher führt.
Volker, vielen lieben Dank wie immer! Wir sehen uns ja hoffentlich bald wieder live und mit Kaltgetränk.
Das Album kann ab 07.08.2020 hier vorbestellt werden: https://www.noisolution.de/shop/
VÖ ist am 21.08.2020
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