Traditioneller Blues/R&B aus Bielefeld
(ro) Wenn es um Blues in deutschen Landen geht, dann führt mittlerweile kein Weg mehr an „Bad Temper Joe“ vorbei. Denn der aus dem ostwestfälischen Bielefeld stammende Musiker präsentiert in diesem Genre wahrhaft außergewöhnliche Handwerkskunst auf höchstem Niveau! So hören wir auch auf seinem brandneuen Studioalbum, betitelt „One Can Wreck It All“, zeitgenössischen Blues in Reinkultur.
Alle zwölf Tracks sind Eigenkompositionen, deren wunderbar flüssige, fokussierte und dichte Klänge die Hingabe des „Bad Temper Joe“ an die Tradition der alten Bluessänger aus dem Mississippi-Delta zeigt.
Unterstützt wird der spröde Endzwanziger dabei von seinen Bandkollegen Washboard Wolf (washboard, kick drum, percussion), Ian Andrews (vocals, kettledrum), Moritz “Moe” Herrmann (vocals, kettledrum), Marcel Rahe (harmonica, vocals), und Alexander Scholten-Luchsen (piano, vocals).
Dass diese famosen Begleitmusiker alle Könner ihres Fachs sind, die mit viel Liebe und Leidenschaft bei der Sache sind, braucht hier nicht besonders erwähnt zu werden.
Kein überflüssiger Ton ist hier zu hören, keine Saitenakrobatik und kein Geschredder, kein Firlefanz, nichts bis zur Unkenntlichkeit produziertes, nichts Poliertes, nichts Langweiliges, nur purer, unverfälschter Blues, der immer auf den Punkt gespielt ist.
Eine durchweg fantastische, feine Gitarrenarbeit, glasklar und packend, die ihresgleichen sucht, kombiniert mit einer rauhen, düsteren und schwermütigen Stimme.
Ja, diese Stimme! So tief, warm und voller Timbre, manchmal rauh wie Schleifpapier, ruppig, eigensinnig, fast schroff, aber immer voll überzeugender Glaubwürdigkeit.
Jeder einzelne Titel auf „One Can Wreck It All“ legt Zeugnis ab von „Bad Temper Joes“ tiefer Liebe zum Blues.
Die Themen, die er in seinen klugen und intensiven Texten verarbeitet, sind dabei so breit gefächert wie das Leben selbst.
Um ganz persönliche Dinge geht es hier, um kleine Glücksmomente und große Unsicherheiten, um verlorene oder gefundene Liebe, um nagende Zweifel, quälende Einsamkeit und stille Hoffnung.
Mein ganz persönliches Highlight ist „Wishing Well“, ein kraftvoller und eindringlicher Song, bei dem man die Gedanken förmlich vorbeidriften sieht und der das Fühlen noch beschäftigt, wenn er eigentlich längst verklungen ist.
Herzergreifend und anrührend erzeugt der bittersüße Schlusstrack „The Promise“ mit seiner sparsamen Instrumentierung eine innige Nähe, die mit einem schweren, schmerzenden Groove so authentisch und unmittelbar wie eine Session wirkt.
„Even if we run out of luck, darling, I won´t let us down – We thought we had nothing to lose but i believe it ain´t no shame – To admit we abandoned all hope – For a promise even God forgot he made.“
Ja, das ist Musik, die ins Herz geht und dort hängen bleibt, mit ihrer Emotionalität, Poesie und ihrem Gefühl, das immer stark genug ist, um dich in die Tiefe zu ziehen, wenn du dich zu nahe heranwagst.
Insgesamt ist dies ein absolut großartiges Blues-Album voller Tiefe, Hingabe und Wahrheit – ein weiterer Höhepunkt im musikalischen Leben des ostwestfälischen Bluesers „Bad Temper Joe“.
…(..Rosie..)..
Songliste:
1.) The Night Johnny Cash Quit Doing Pills
2.) Early Morning Blues
3.) Hole in My Pocket
4.) Don´t Mess With a Mule
5.) One Can Wreck It All
6.) Crazy World
7.) Wishing Well
8.) Road Works Rock
9.) Me and My Rockin’ Chair
10.) I’ll Never Get Well No More
11.) If Her Hair Ain’t Longer Than Mine
12.) The Promise
Besetzung:
Bad Temper Joe – vocals, guitars, piano, foot stomping, kettledrum
Washboard Wolf – washboard, kick drum, percussion
Ian Andrews – vocals, kettledrum
Moritz “Moe” Herrmann – vocals, kettledrum
Marcel Rahe – harmonica, vocals
Alexander Scholten-Luchsen – piano, vocals
Produced by Henning Strandt.
Recorded and mixed at Watt Matters Studio, Bielefeld
Mastered at Amsterdam Mastering, Diemen
Photography by Fiona Thiele
Design by Gerald Oppermann
All songs written by Bad Temper Joe
website: Timezone-Records
website: Bad Temper Joe
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