(as) Nicht einmal eine halbe Stunde benötigt die deutsche Blaumann-Jungkapelle „The Bluesnovas“ auf ihrem ersten Album, um jeden Szenegänger, der sie noch nicht kennen sollte, von sich zu überzeugen. Man muss allerdings erzkonservativ aufgestellt sein, um sich zu Begeisterungsstürmen hinreißen zu lassen, denn Innovation oder auch nur etwas härtere Ausschläge wird man auf „Emergency Call For the Blues“ nicht finden.
Auf das kurze Intro „Emergency Call“ folgt mit „Lucky Man“ ein klassischer Urban-Blueser mit weit ausdrucksvollerem Mundharmonika-Spiel im Verhältnis zur Lead-Stimme, die leicht übersteuert vor sich hin näselt.
Der Text der Nummer stellt die Weichen für alle weiteren, indem er einschlägige Genre-Stereotypen abklappert.
Das tun „The Bluesnovas“ fortwährend auch musikalisch, ohne sich einen Fußbreit von der reinen Lehre zu entfernen. Zum Glück ist das Spektrum von jeher breit genug, um über die kurze Spielzeit hinweg gediegen zu unterhalten. Neben ein paar Boogie Rock-Zitaten der Marke „Status Quo“ auf Halbfettstufe gefallen die Rockabilly- Nummern „Solitude Blues“ und „Trash Talking Woman“ (mit Elvis-verdächtiger Vokalakrobatik).
Das Tempo bleibt auch während des mit Bläsern gefetteten Instrumentalstücks „Just the Tip“ höher, und wo es strukturell ungleich weniger fantasievoll zugeht – „One More Ale“ etwa schreitet auf
mehr oder weniger austauschbare Weise einher –, verleihen feiste Orgelsounds der Chose einen besonderen Dreh.
Der klassische Slow Blues „Devils Mule“ ist ein unverhofftes Glanzlicht und angenehmes Schlusslicht für eine Sammlung unaufgeregter Songs, die keine Revolution lostreten, sondern genau das bieten, was die Benennung ihrer Erzeuger und der Titel des Albums versprechen.
Eigentlich erstaunlich, dass „The Bluesnovas“ kein geeigneteres Label für ihre Musik finden, denn der Blues-Markt boomt weiterhin, und darauf spezialisierte Firmen könnten der Gruppe ein schärferes Profil in der Öffentlichkeit verleihen …
Timezone
www.thebluesanovas.de
28:07
Emergency Call
Lucky Man
Solitude Blues
Trash Talking Woman
Just the Tip
Heal Me, Baby
One More Ale
Heads Up
Devils Mule
(Andreas Schiffmann)
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