(ro) Oh ja, die sind aber gut gelaunt! Mit einem lauten „Uuuuuuh“ starten die drei Herren der „Band Of Friends“ krachend in den ersten Song und zeigen, dass sie erneut gewillt sind, die mit einem erwartungsvollen Publikum gut gefüllte untere Halle des LCB in Wuppertal frisch und voller Spielfreude zu rocken.
Yeah…Long Live Blues, Rock and Boogie!! Groove! Rockin`Blues!
Yeah, alles passt, alles ist perfekt.
Marcel Scherpenzeel, Gerry McAvoy und Brendan O’Neill kommen mit ihrer schweißtreibenden Mischung aus Blues, Boogie und Rock’n’Roll wie ein Gewitter angedampft, sie sind witzig, überraschend, grimmig, bombastisch und haben wie gehabt auch an diesem Abend wieder einen absolut unnachahmlichen Unterhaltungswert.
Ganz klar, die Jungs zündeln von der ersten Minute an mit ihrer begeisternden Ausstrahlung und Performance ins Publikum, und damit haben sie innerhalb weniger Minuten das selbige in der Tasche.
Keine Frage.
Alles scheint den drei Herren bestens von der Hand zu gehen.
Getreu dem Motto: „Immer voller Groove und mitten auf die Zwölf“ gerät die werte Zuhörerschaft schier aus dem Häuschen, denn stets fordert und fördert diese Musik den Bewegungsdrang des Hörers, selbst wenn er sich an der Theke um die Ecke befindet.
Das unfassbar agile Energiebündel Gerry McAvoy (immerhin 68 Jahre alt), das immer wieder so wunderbar das Erbe des unvergesslichen Rory Gallagher (R.I.P) aufrecht erhält, haut mich jedes Mal fast um.
Zum ersten Male, so erinnere ich mich, hatte ich Gerry und natürlich auch Rory, im Jahre 1976 in der Sporthalle in Köln bestaunt.
Damals stibitzte ich eines der mit Tesafilm an die Tür geklebten Tourposter, welches auch heute noch, gerahmt natürlich, eine Flurwand verschönert.
Dass tatsächlich bereits 24 Jahre seit dem Tod Rorys vergangen sind, überrascht ein wenig, so präsent und lebendig scheint er auch hier auf dieser Bühne zu sein.
Denn Marcel Scherpenzeel sieht nicht nur fast so aus wie Rory, hat nicht nur eine ähnliche Stimme wie Rory, sondern handhabt auch seine Gitarre nahezu wie dieser.
Ja, Gary McAvoy sagte einmal selbst: „Keiner kommt so nah an Rorys Gitarrenspiel heran, wie Marcel.“
Und das finde ich wahrlich eindrucksvoll und einfach wunderbar.
Und dann, hier und jetzt, erfüllen Gerry, Marcel und Brendan so ziemlich alle meine unausgesprochenen Musikwünsche, sie geben meine liebgewordenen Knallersongs aus alten Zeiten, z.B. „Do You Read Me“ oder „Moonchild“, so voller Verve und Leidenschaft zum Besten, wie sie auch alle ihre anderen Songs, die allesamt Geschichten voller Emotionalität und Überzeugung sind, vortragen.
Mir scheint gar, dass Marcel Scherpenzeel besonders bei dem gänsehauterzeugenden „Million Miles Away“, ohnehin einer meiner allerliebsten Lieblingssongs aller Zeiten, in seinem Element ist.
Er schwelgt, er schmachtet und leidet, er sehnt, er kämpft und tobt.
Dann wieder singt er mit Enthusiasmus und unwiderstehlicher Energie – und so bedient er auch seine abgerockte, zerschrammte Stratocaster.
Hach..und dann treffen auch noch die ersten Töne des famosen „Bad Penny“ in mein Ohr…was will ich mehr?
Sehnsucht, Dringlichkeit, Intelligenz, Anspruch und Schweiß: es ist alles drin in diesem Konzert, in dieser Band, in allem.
Bei dieser explosiven Stimmungsmucke wollen die Zugaberufe und der frenetische Beifall natürlich nicht verhallen, als die drei Herren schließlich hinter dem dunkelroten Vorhang verschwinden.
Ja klar, sie kommen noch mal, natürlich, sie feiern und singen mit dem textsicheren Publikum noch einen Song und noch einen.
Ein gutes, nein, ein sehr gutes Konzert war das, ein verlorener Ohrstöpsel vor der Bühne, haha, ein, zwei schwappende Getränke auf einem roten Ledersofa, reichlich ausgelassenes Gehopse in der ersten (oder zweiten?) Reihe und schließlich eine Heimfahrt in frühlingshafter Luft am frühen Morgen.
Ja, ich war froh über alles, über die Musik und das Leben und seine Absurdität und diesen Abend und über die Erinnerungen an Dinge, die fast dem Vergessen anheim gefallen wären.
Oh life.
“Keep on bluesz`n.”
(..Rosie…)
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