(pe) Da hat uns die Trompete in Bochum wieder einmal einen echten musikalischen Leckerbissen serviert: MaidaVale aus Schweden und Splinter aus den Niederlanden – eine Kombo, die es in sich hatte!
Splinter eröffneten den Abend mit ihrem wilden Mix aus Hardrock, Post-Rock mit leichten Indie-Anwandlungen und gerne auch einer Portion Disco-Groove – letzterer durch Frontman Douwe Truijens mit seinen einzigartigen Moves immer eine echte Augenweide, auch wenn er hier und heute einmal auf sein bei den letztjährigen Freak-Valley und Krach am Bach – Auftritten abgefahrenes Umstyling in 80er-Shorts und rote Cowboy-Boots verzichtete.
Die Jungs machen einfach so richtig Bock, und siehe da: sogar die wunderbare Hammond-Orgel war am Start, bei der wir uns gefragt hatten, ob sie diese denn überhaupt auf die Bühne bekommen könnten, geht es doch nur über eine schmale, steile und lange Treppe hinunter in die Keller-Club-Katakombe der Trompete Bochum. Und somit bekam der Stilmix auch seine unabdingbare John-Lord-Purpleesque Hardrock-Note, und es war der pure Genuss, Gertjan Gutman aus nächster Nähe zu beobachten, wie er seine Hammond-Orgel schweißtreibend mit vollem Körpereinsatz bearbeitet.
Nach einem letzten „sleazy-sexy“ Truijens-Hüftschwung verabschiedeten sich Splinter vom nun allerbestens aufgewärmten und begeisterten Publikum, und die vier Herren machten Platz für nunmehr vier Damen – denn der Hauptact des Abends gehörte den Stockholmer Schwedinnen von MaidaVale:
Benannt nach einem Stadtteil im Westen von London, einem malerisches Viertel mit Wasserstraßen und Hausbooten, der in musikalischem Zusammenhang insbesondere durch die BBC Maida Vale Studios berühmt geworden ist (dort wurden legendäre Radio-Sessions aufgenommen, unter anderem von Größen wie den Beatles, David Bowie und Led Zeppelin), polieren MaidaVale seit 2012 den Psychedelic Rock von Album zu Album auf´s Neue – und präsentierten uns heute in Bochum mit satten 8 von 9 Songs ihres aktuellen Albums „Sun Dog“ plus zwei Songs ihres 2018er Albums „Madness Is Too Pure“ einen komplett mitreißenden Auftritt: eigentlich hätte man vom ersten Ton an die Augen schließen und sich durch die folgenden knapp 70 Minuten träumen können – denn sämtlichen Songs wohnte ein derart beruhigender psychedelischer Groove inne, der zum puren Genießen und Wegträumen förmlich einlud. Eingetaucht in meist eisblaues Licht, manchmal durchbrochen von farbigen pollockartigen Tupfern und in den ausufernden Momenten gepusht von aufwühlenden Strobo-Effekten nahmen uns die vier Schwedinnen mit auf einen unwiderstehlichen Psych-Trip, der insbesondere bei den neuen Songs wirkungsvoll um krautige Elemente mit betörenden repetitiven Parts das musikalische Spektrum der Band erweiterte.
Linn Johannesson mit feinstens ausgefeilten Läufen am Bass und Johanna Hansson hinter den Drums treiben dabei den Sound meist subtil, gerne aber auch mal ausbrechend und schaffen die perfekte Grundlage für die Kreation einer ureigenen Soundlandschaft, die sich fließend zwischen Kraut- und Trance-Gefilden bewegt. Sofia Ström an der Lead Gitarre bereichert den Sound mit mal spielerischen Melodien, mal satter Distortion – und über all dem schwebt Matilda Roth, die ihre markante, außergewöhnliche Stimme perfekt zwischen engelsgleicher Intonation und rotzig frecher Punk-Attitüde einzusetzen weiß und den Sound zudem an den Keys, mit Percussion-Instrumenten und auch zeitweise mit Rhythmusgitarre entscheidend prägt und dabei sowohl im Gesang als auch in ihren Bewegungen wirkt, als vertone sie hier tief leidenschaftlich ihren ganz persönlichen Spaziergang durch einen Park im Frühling.


Die rappelvolle Bochumer Trompete mit ihrem gemütlich-urbanen Charme war dabei der perfekte Schauplatz, denn ich kenne kaum einen Club, der mehr Nähe zur Band ermöglicht und durch seinen ebenerdigen, barrierefreien Zugang zur Bühne bis auf einen halben Meter entfernt von den Protagonisten die Möglichkeit schuf, sich quasi von der Band an die Hand genommen zu fühlen zu diesem gemeinsamen „Walk in the park“.
Und soviel ist nach der umjubelten Zugabe des Klassikers „Gold Mind“ von 2018 sicher:
Bochum hat´s gefühlt am heutigen Abend!
Ein besonderer Dank geht raus an Joe Schmidt, nicht nur für die Akkreditierung, sondern insbesondere für seine herausragende Booking-Qualität, die er mit dieser Band-Kombination am heutigen Abend wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Danke dafür! …… (peter)
Setlist MaidaVale:
- Give Me Your Attention
- Control
- Wide Smile, All Is Fine
- Pretty Places
- Faces (Where Is Life)
- Fools
- Trance
- Daybreak
- Perplexity
- Zugabe: Gold Mind
Links:
https://rockblogbluesspot.com/2025/02/20/maidavale-sun-dog/
Ps. Die Pixelorgien stammen von volker
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, Die Trompete, MaidaVale, Splinter



