(pe) Montagmorgen – man quält sich aus dem Bett, die ganze Woche wie ein Kettenhemd aus Blei noch vor der Brust, schleppt sich durch den Tag, findet abends so gerade eben noch die Kraft, sich von der „bleib bei miiiiiir!!!“ schreienden Couch hochzuhieven und das Auto im Halbschlaf gen Recklinghausen zu lenken – und kriegt dann noch im Backyard Club den Hintern von Radio Moscow und Zen Trip dermaßen versohlt, dass er heute noch in der eisgekühlten Bettpfanne dampft wie ein Strom Lava, der sich ins Meer ergießt …
Und das komplett Irre daran: Man fühlt sich rundum glücklich!!!
Denn was uns Parker Griggs (Vocals, Gitarre), Dorian Sorriaux (Bass) und Bap Gautier-Lorenzo (Drums) bei der unglaublichen Spontan-Revival von Radio Moscow nach wunderbarer Aufwärmung durch unsere psychrockigen Lokalmatadoren Zen Trip (Bernd Krüger an der Gitarre, Stefan Peddinghaus am Bass und Stephan Makrutzki an den Drums) da gestern an Heavy-Blues-Rock in die Ohrmuscheln bliesen, war schlichtweg unfassbar!
Das Organisationsteam vom Backyard Club hatte an diesem Abend aufgrund der hohen Ticket-Nachfrage mal so richtig Platz gemacht und die obligatorischen „Fässer-Sitzplätze“ vor der Bühne aus dem Weg geräumt, um genügend Stehplätze in der gewohnt ultragemütlichen Wohnzimmer-Atmosphäre zu schaffen und so dem ausverkauften Haus Tribut zu zollen.
Zu Beginn erhitzten Zen Trip die erwartungsvollen Gemüter mit wunderbarem Spacerock und Bernd Krüger spielte seine Saiten in bester Hendrix-Manier auch gerne mal eindrucksvoll rücklings auf den Schultern oder hin- und herschwingend auf der gestählten Rocker-Brust, und natürlich durfte „77 Mushroom Man“ („Wir dachten immer, das ist unser größter Hit!“) gegen Ende im heutigen Set nicht fehlen und trieb Band und Publikum tatsächlich die ein oder andere dicke Freuden-Schweißperle auf die Stirn. Nach der Bandvorstellung im letzten Stück kündigte Bernd dann verheißungsvoll das musikalische Revival-Wunder an, und gab die Bühne frei für drei waschechte musikalische Virtuosen:
Parker Griggs, der die Radio Moscow Songs seit 6 Jahren nicht mehr live gespielt hat, und seine beiden Mitstreiter Dorian und Bap, die – und das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen – es geschafft haben, sich innerhalb nur eines einzigen Tages gemeinsamen Probens die Songs in den Kopf, die Finger, und schließlich auf ihre Instrumente zu schaffen und trotzdem dermaßen tight im heimeligen und proppevollen Backyard Club auf die Bühne zu bringen … unglaublich, phänomenal, oder wie man im Ruhrgebiet sagt: Mein lieber Scholli, die ham aber mal so richtich den Mottek kreisen lassen!!!
Es folgten fast volle 90 Minuten Heavy-Rock-Klänge vom anderen Stern, immer wieder durchsetzt von bluesigen Elementen, als wäre der Spirit von New Orleans mal eben zur Stippvisite nach Recklinghausen gedüst, und unfassbaren Gitarren-Freakouts von Griggs, der über das Griffbrett flirrt, als hätte seine Mutter ihm statt Stofftieren einfach direkt die Gitarre in die Wiege gelegt.
Bap´s und Dorian´s Blicke hängen durchweg an ihrem Bandleader und sie folgen Parker perfekt überall dorthin, wo er sie hinführt, nehmen seine Vorlagen dabei aber durchaus immer auch selbst wie perfekte Sparringspartner auf und interpretieren ihre ganz ureigene instrumentale Note hinein. Das gibt dem ganzen fast noch eine Free-Jazz-Note und schweißt das Trio zusammen wie die Heilige Dreifaltigkeit.
Am Ende ist das Publikum dermaßen aus dem Häuschen, dass die drei Herren -eigentlich schon längst ihr wohlverdientes Fläschchen Flens am Hals – die begeisterten „Zugabe“-Rufe einfach nicht mehr ignorieren können, und die Bühne für eine ungeplante Zugabe eines El Perro Covers („Sitar Song“) erneut betreten und den Backyard Club mit Parkers E-Sitar-Gitarre obendrein noch für einen knackigen Weltmusik-Sound Marke „Orient“ beschallen …
Was für ein denkwürdiger Abend! Es bleibt nur zu sagen: Chapeau, meiner Herren! Und einen Extra-Dank an Allround-Managerin Karin „The Klock“/“Klokkomat“ und Godfather Bernd Krüger und die ganze Backyard-Club-Crew für´s Möglichmachen dieses unvergesslichen Erlebnisses!
(peter)
Setlist Radio Moscow:
I Just Don’t Know
Broke Down
The Escape
Deep Blue Sea
Hold On Me
Rancho Tehama Airport
250 Miles
Brain Cycles
Death of a Queen
Deceiver
No Good Woman
Encore:
Sitar Song (El Perro cover)
Setlist Zen Trip:
Acid Sun
Black Tape Boogie
From Outer Space
Shine On
77″ Mushroom Man
Band Theme (Bandvorstellung)
Filed under: Konzertphotos, Live Reviews, Backyard Club, El Perro, Radio Moscow, Radio Moscow & Zen Trip im Backyard Club e.V. Recklinghausen am 24. März 2025, Zen Trip
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