(tob) Wenn irgendwo im Rheinland ein Motor aufheult, der nicht nach Alltag, sondern nach Asphalt, Adrenalin und amtlichem Gitarren-Gewitter klingt, dann kann das eigentlich nur eins bedeuten: Motorjesus zocken ihren typischen High Octane Heavy Metal/Rock. Nach vier Jahren Albumpause meldet sich die Riff-Fabrik aus Mönchengladbach mit ihrer neuen Scheibe “Streets of Fire” zurück, die selbst den TÜV aus der Kurve drückt.
Ich durfte Chris “Howling” Birx ein paar Fragen schicken und habe mit ihm über “Streets of Fire”, aber auch über andere Themen gesprochen. Viel Spaß beim Lesen!
Servus Chris, Tobias hier. Danke, dass du dir die Zeit nimmst, um mir ein paar Fragen zu
beantworten. Bevor wir aber über “Streets of Fire” sprechen, möchte ich zum 33. Bandgeburtstag
gratulieren und fragen: 33 Jahre Motorjesus – wie fühlt sich das an? Gibt’s da überhaupt Zeit
für Nostalgie oder seid ihr eher: Blick nach vorn, Gas geben, weiterfahren?
Hey Tobias vielen Dank fürs Interview. Wir sind ja schon seit 1992 unterwegs allerdings auch noch in
der Vorform „The Shitheadz“ die sich 2006 in Motorjesus umbenannt haben. Also ich habe zwar ab und an
mal Nostalgische Momente wo ich mir zB. mal ein altes Album anhöre oder so. Aber wir schauen eher
immer nach vorn haben immer neue Riffs und Ideen für zukünftige Alben. Das bringt einen auch nicht
so wirklich weiter in der Vergangenheit zu hängen finde ich.
“Streets of Fire” ballert ohne Umwege los – wie würdest du die Scheibe in eure ohnehin
schon bockstarke Diskografie einordnen?
Chris:
Puh schwer zu sagen momentan, das muss die Zeit einfach auch ein bisschen zeigen ob das Album
mit den anderen mithalten kann, und besser oder schlechter ist als andere Alben. Im Moment bin ich
recht happy mit dem Ergebnis, und mir persönlich gefällt der etwas zackigere Stil irgendwie besser
als früher.
Gab es nach vier Jahren Wartezeit Veränderungen im Bandgefüge?
Chris:
Es ist ja schon bekannt das Patrick Wassenberg die Band vor dem Release des Albums jetzt verlassen
hatte, was sehr schade ist. Wir haben sehr viel zusammen am Album gearbeitet, aber leider hat er
über den etwas zähen Entstehungsprozess wohl den Spaß an dieser Art von Musik verloren. Er kommt
eher aus dem Melodic Death Metal und möchte glaub ich jetzt auch wieder etwas andere Musik machen.
Wir wünschen ihm dafür nur das Beste und sind im guten auseinander gegangen. Neuer Mann an der
Gitarre ist Phil Kohout der früher bei uns schon länger getrommelt hatte, aber auch ein super
Gitarrist ist. Wir sind froh das er so schnell eingesprungen ist.
Chris, du hast ‘Somewhere from Beyond’ mit Iron Maidens ‘Somewhere in Time’, Motörhead
und Judas Priest Vibes versehen – was ist für dich die perfekte Balance zwischen Hommage
an die Größen des Genres und der Motorjesus-DNA?
Chris:
Oh das kann ich garnicht so genau sagen, da die Songs ja immer noch aus nem gewissen Bauchgefühl
heraus entstehen. Mal ist man mehr von anderen Bands beeinflusst, mal weniger. Ich glaube es ist
immer wichtig seinem vielleicht etwas erarbeiteten Stil ein Stück weit treu zu bleiben aber eben
auch Einflüsse durch andere Künstler zuzulassen. Wir sind ja primär mehr Musik Freaks als jetzt
krasse Musiker. Und da kommt es schon mal vor das ich ein Album von ner Band höre und denke „ach geil
so nen Part müssen wir auch mal machen“ oder so. Das find ich aber absolut legitim, und ich sehe
das als Inspiration.
Wie entwickelt sich euer spezieller “High-Octane” Sound bei euch im Proberaum?
Chris:
Ich komme meist schon mit sehr konkreten Riffs und Ideen in den Proberaum, die wir dann zusammen
ausarbeiten. Von daher entstehen die ersten Ideen zu Songs eher bei mir zu Hause, auf der Arbeit zB.
in der Nachtwache weil da meist alles still im Haus ist und da kommen dann schon mal Ideen die ich
mir dann schnell ins Handy flöten muss bevor ich sie vergesse.
Ihr habt schon mit Größen wie Motörhead und Mustasch gespielt – prägen solche Touren
dauerhaft auch die eigene Musik?
Chris:
Ja absolut. Man beobachtet bei solchen Support Konzerten ja auch wie diese Bands auf der Bühne
agieren, oder mit ihrem Publikum umgehen oder wie sie manche Songs spielen. Oder wie die Energie
da Live ist. Da zieht man schon viel für die eigenen Herangehensweisen an Live Konzerten und Studio
Arbeit raus.
Aus den vergangenen Alben wissen wir, dass du gerne Easter Eggs in deinen Songs
unterbringst. In ‘New Messiah of Steel’ versteckt sich auch einer – glaube ich – der auf ein
1997 veröffentlichtes Spiel namens “Carmageddon” hinweist. Ist das so und wie viel Spaß
macht es dir beim Songwriting diese Dinge einzubauen?
Chris:
Hey da hast du gut aufgepasst 🙂 Ja Carmagheddon ist ein altes Playstation Spiel das dafür
Pate stand. Hier fand ich aber einfach die Mischung aus dem Wort CAR und Armagheddon einfach ein
cooles Wortspiel das ich dann eingebaut habe.
Ich bin gerade bei Coverartworks totaler Fan von so Wimmelbild artigen
Artworks, wo man viel entdecken kann. Aber auch bei der Musik passiert das schon mal das ich Text-
fetzen aus alten 90er Death Metal Songs einbaue, um an alte Lieblings Alben zu erinnern. Oder eben
alte Games. Das muss aber immer Sinn machen und zum Song passen. Ich mag Easter Eggs
Bei dem Namen ‘They Don’t Die’ fällt mir spontan der Film “The Dead Don’t Die” ein, mit
Legende Bill Murray, Danny Glover und Iggy Pop – um nur einige zu nennen, die in dem
Streifen von 2019 mitspielen. Wie gerne lässt du dich von Horrorfilmen inspirieren?
Chris:
Ich finde Horrorfilm Thematiken als alter Death Metaller der 90er natürlich immer schon gut.
Aber auch an so Horror Punk ala Misfits oder The Other hab ich meinen Spass. Ich finde Horror
Texte gehn doch immer irgendwie. Wenn ich so garkeine Inspiration oder etwas super innovatives
textmässig finde, schreib ich halt nen Text über Zombies.
Funktioniert immer prächtig. Und ist auch einfach spassig und mit nem dicken Augenzwinkern.
Für mich müssen Texte nicht immer total deep oder persönlich sein. Das darf doch auch einfach mal
Spass machen.
80er, 90er oder Horror der “Neuzeit”, welches Jahrzehnt ist dir das Liebste und warum?
Chris:
Lustigerweise hab ich in den 90ern und 2000ern garnicht so viele Horror Filme geguckt.
Ich hab den Sinn oftmals nicht so ganz darin gesehen, sich anzuschauen wie meist Frauen gejagt
und dann hingemetzelt werden. Fand ich irgendwie sinnlos.
Irgendwann hat sich das Horror Film Thema dann mehr und mehr erschlossen und es gibt ja
auch noch ne Menge mehr als so „Slasher“ Filme… Zum Beispiel H.P. Lovecraft artigen Horror usw.
Da gibts schon viel mehr zu entdecken. Ich glaube ich hab aus jedem Jahrzehnt so meine Lieblings
Filme. Einer meiner Liebsten ist „Ravenous“ – Friss oder stirb.
Wo wir gerade bei Inspiration sind. Welche Dinge inspirierten dich für das Album? Auf
“Hellbreaker” war unter anderem Judge Dredd eine Art Muse.
Chris:
Beim neuen Album Streets of Fire schwirrte die Idee schon relativ lange im Kopf herum endlich
mal was in Richtung Cyberpunk zu machen. Wir sind ja mit dystopischen Filmen wie Robocop, Ter
minator oder Die Klapperschlange aufgewachsen. Das ist seit jeher immer faszinierend gewesen
für mich. Dazu noch Games wie Streets of Rage von Sega oder eben Musik wie Iron Maidens
Somewhere in Time. Ich fands immer schon cool wenn Bands einen Abstecher in futuristische
Gefilde machten. Darum haben wir jetzt thematisch alles dort reingeworfen was zu den Themen
passt. Das hat auch ordentlich Spass gemacht.
In unserem Interview von 2021 sagst du zur Frage, welche Hobbies du hast, folgendes zu
mir: “Seit 7-8 Jahren bin ich wieder viel im Pen & Paper Rollenspiel drin und und zocke
gerne an Wochenenden mit Freunden zusammen. Ansonsten sammle ich wie jeder gute
Nerd Action Figuren, Retro Games, Musik, Filme und Hörspiele.”! Nun sind vier Jahre
vergangen, inwieweit haben sich deine Sammlung und die Pen & Paper Leidenschaft
entwickelt?
Chris:
Also das mit dem Figuren Sammeln ist noch ne Zeit lang ausgeartet, stagniert aber jetzt seit
einiger Zeit. Der Platz in meiner Wohnung ist halt auch begrenzt und ich hab einfach zu viele
Sammelgebiete wie zB. auch Hörspiele auf Kassette, Filme, CDs/Vinyl usw. Das wird dann mal etwas
viel mit der Zeit.
Pen & Paper spielen wir momentan unregelmäßig aber ich kann verraten das es eine Kooperation
zwischen Motorjesus und einem recht bekannten Pen&Paper Rollenspiel geben wird. Daran arbeiten wir
gerade und das wird bestimmt sehr interessant.
Zurück zum Album, über das Dan Swanö gesagt hat, er hätte sich beim Mixen den Fuß
wundgestampft – ein Ritterschlag für “Streets of Fire”?
Chris:
Absolut. Ich bin immer total gerührt wenn einer meiner absoluten musikalischen Heroes aller
Zeiten solche coolen Dinge sagt. Ich kann das garnicht glauben das jemand der für mich sehr
wichtige Alben produziert und geprägt hat in den 90ern bis in die 200er hinein, auch uns
als Band einfach mag und wertschätzt. Inzwischen arbeiten wir ja über zehn Jahre an Alben zusammen
und ich bin wirklich froh ihn zu kennen. Und Dan ist wirklich ein richtig fähiger Musiker. Wir sind
dagegen ein Furz im Wind.
Der Tourstart ist im September – wie viel Bock habt ihr auf die Bühne zu gehen und die
neuen Songs rauszufeuern?
Chris:
Ach wir haben schon richtig Bock auf die Tour jetzt. Wir müssen noch sondieren welche von den
Songs am besten Live funktionieren. Aber ich denke mal 3-4 Lieder werden dabei sein.
Das wird halt auch immer schwieriger mit 7 Studioalben ein gutes Set zusammen zu stellen, das vor
allem alle Alben berücksichtigt. Das ist teilweise echt tricky geworden.
Eure Songs – nicht nur die auf “Streets of Fire” – sind gemacht fürs Headbangen, Fäuste
recken, mitgrölen – denkt ihr beim Schreiben schon an die Live-Reaktion eurer Fans? Und
ganz ehrlich: Gibt’s einen Song auf “Streets of Fire”, den ihr live kaum abwarten könnt,
endlich rauszuhauen?
Chris:
Klar hat man beim Komponieren schon mal das Tempo oder Parts im Kopf die sich gut zum Fäuste recken
eignen könnten, aber das meiste ist doch eher intuitiv und entsteht dann in unserer Songriting Zone.
Wir sind selber aber total gespannt ob wir da richtig liegen mit der Auswahl für die neuen Songs
und ob es eben Live auch funktioniert. Aber ich bin da zuversichtlich.
Den Song „Somwhere from Beyond“ der Opening Track des Albums hatte bereits eine Live Feuertaufe
und der ging uns erstaunlich gut von der Hand. Der wird wahrscheinlich jetzt einige Zeit im Live Set
bleiben.
Bei „See You Next Doomsday“ schwingt cineastisches Flair mit – ist das euer musikalisches
“To be continued…”?
Chris:
Ja wir wollten einfach etwas Intro artiges haben, das die Atmosphäre, quasi das futuristische
am Album etwas unterstreicht. Und um das Album abzuschließen haben wir dann noch ein ent-
sprechendes Synthie-Outro gebaut. Das basiert auch auf den Tönen vom Intro. Das soll das Album
sozusagen ein bisschen „einklammern“. Aber klar ich könnte mir gut vorstellen eine Fortsetzung des
„Streets of Fire“ Themas inhaltlich zu schreiben.
Chris, ich hoffe ich kann euch spätestens in Waldbronn zum ersten Mal Live sehen, erleben
und hören. Ich bin mit meinen Fragen durch, wünsche dir und deinen Jungs viel Erfolg mit
“Streets of Fire”, ich finde das Album mega! Die letzten Worte gebühren dir!
Chris:
Hey vielen vielen Dank für das Interview! Hört gern mal ins Album rein wenn ihr Bock habt wenn’s
am 18.07. dann endlich mal erscheint. Supportet die Band wenn ihr Lust habt. Heutzutage sehr wichtig
für kleinere Bands aus Deutschland. Schaut auch gern mal bei der Tour vorbei im Herbst.
Wir sehn uns!
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