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Schwarzbrenner – Poetische Fahrt

Zeitgenössischer Blues Rock, Songs und Balladen aus Ratingen

(ro) Mit ihrem neuen Album „Poetische Fahrt“ präsentiert die Ratinger Band „Schwarzbrenner“ nicht nur ihre mittlerweile 15ste Veröffentlichung, sondern einen weiteren Höhepunkt der nun schon seit 1997 andauernden Verbundenheit zu klassischer deutscher Lyrik.

Was 1997 mit den bluesgetränkten Vertonungen der Texte des Expressionisten Georg Heym begann, sich dann musikalisch mit Rocksongs und Balladen und textlich mit Gedichten der Barockdichter Fleming und Gryphius erweiterte, fand in den letzten Jahren mit Versen der Romantiker Brentano, Arnim und Eichendorff in vielfältiger musikalischer Umsetzung seine Fortsetzung.

Schon das gut gelungenen Cover, das ich hier ausdrücklich loben möchte, als auch die Auswahl und durchdachte Reihenfolge der Songs werden dem Titel der CD durchweg gerecht.
Hier wird der Hörer/die Hörerin von Wolfgang Becker (Gesang, Gitarre, Keyboards, Bariton Ukulele) und seinen famosen Mitstreitern Theofilos Fotiadis ( Bass), Christoph Keisers (Drums) und Marc Sokal (Drums), einmal mehr auf eine faszinierende musikalische, im wahrsten Sinne des Wortes „Poetische Fahrt“ mitgenommen.
Als besonderer Gast ist diesmal der Wuppertaler Thorsten Sala eingeladen, der bei zwei Songs seine feine Gitarrenarbeit beisteuert.

Acht Tracks sind es, die hier der Hörerschaft sowohl nachdrücklich rockig, als auch melancholisch bluesig ein facettenreiches Hörerlebnis bieten, das fern allen Schnickschnacks und und fern aller egoistischen Eitelkeiten vorgetragen wird.

Dabei präsentieren sich die aufspielenden Herren mit einer Virtuosität und Spiellaune der Extraklasse. Mit beeindruckender Energie und Teamgeist tauchen sie vermeintlich unzeitgemäß tief in die Abgründe menschlichen Fühlens ab, gleiten mal lauter und mal leiser durch Momente zwischen Düsternis und Melancholie, sowie Euphorie und Romantik.
Quasi unwiderstehlich.

Nach dem beseelt emotionalem Auftakt „Lied von der Wüste“ (Clemens Brentano) folgen der berauschende Hinreisser „Kähne fuhren zu Berg“ (Georg Heym) und das wunderbare „Hörst du wie die Brunnen rauschen“, das der Feder von Clemens Brentano entsprungen ist.
Diese schöne Ballade tanzt so leicht, so musikalisch erfrischend zwischen entspannter Seligkeit und wehmütiger Hoffnung und mit herrlich schwingenden Reimen durch das Wohnzimmer, dass ich mich mit geschlossenen Augen ganz leicht weit weg träumen kann. Wohin auch immer.

Einen ganz persönlichen Favoriten habe ich natürlich auch.
Das ist „Ich habe satt gelebt“, getextet von dem jungen Paul Fleming (1609 – 1640), der damals versuchte, dem Schrecken des 30-jährigen Krieges zu entfliehen.
Dieser ergreifend einfühlsame Song zeigt sich, unterstützt von der exzellenten Rhythmus-Fraktion und verzaubernder, Gänsehaut erzeugender Gitarren-Magie, fokussiert und kompakt und dazu vollkommen frei von Pathos oder Theatralik.
Dabei habe ich als Hörerin das Gefühl, dass diese Verse vom Innehalten und vom Über-letzte-Dinge nachdenken vor emotionaler Dringlichkeit und dunklem Überschwang fast aus allen Nähten platzen.
Hier gelingt es, auf eindringliche Weise fassbar zu machen, was oft genug nur ein abstrakter Gedanke bleibt.
Wolfgang Beckers intimes gesangliches Erzählen könnte dabei nicht besser ausfallen.

„Kein graues Haar macht alt. Vom Geiste muss es kommen
das von der Weisheit wird für Alter angenommen;
so grob hat keiner noch der Rechenkunst gefehlt;
als der sein Alter nur von seinen Jahren zählt.“
( Paul Fleming 1609 – 1640 )

Ich denke, treffender kann man es kaum sagen, schöner sowieso nicht.

Ohja, „Poetische Fahrt“ ist ein Album in seiner maximal reinen Form.
Nämlich als Tonträger, den man mehrmals Stück für Stück hören und dessen Sinn und Aussage man sich mit Bedacht erschließen sollte und dessen Töne man geduldig in sich aufnehmen muss.
Empfehlenswert sicherlich für Leute, die keine Scheu vor dem Überqueren von Genregrenzen haben und/oder sich einmal eine Übersicht über Bands verschaffen wollen, die sich mit anspruchsvollen deutschen Texten dem Publikum stellen…(..Rosie..)..

Songliste:
1.) Lied von der Wüste
2.) Die Kähne fuhren zu Berg
3.) Hörst Du wie die Brunnen rauschen
4.) Ich habe satt gelebt
5.) Herbstnebel ziehen über den Weiher
6.) Einsam will ich untergehen
7.) An Sich
8.) Weit bin ich einhergezogen (Ameley)

Texte:
Georg Heym, Clemens Brentano, Paul Fleming, Joseph von Eichendorff

Textbearbeitungen: Wolfgang Becker
Musik: Wolfgang Becker
Aufgenommen, gemischt und gemastered von Marc Sokal im Carousel Productions Studio Wuppertal
Produziert von Marc Sokal und Wolfgang Becker

Wenn Ihnen diese Musik gefällt, können Sie die CDs und die DVD unter cdkaufen@schwarzbrenner.de bestellen.

„Schwarzbrenner“ CDs und Songs sind bei allen führenden Downloadshops bestellbar bzw anspielbar, u.a. bei iTunes, Amazon, Musicload, Musicstar, 7digital u.v.a. mehr.

Wer mehr über die Band lesen möchte, der kann dann mal hier klicken:
https://www.schwarzbrenner.com

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