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Sonic Whip 2024 – The Rise of the Underdogs

(pe) Auf Facebook wollte ich Kurzberichte verfassen zu fünf Bands von denen ich vor dem Sonic Whip noch nie etwas gehört hatte, und die das Publikum live komplett aus den Socken gehauen haben.
Beim Schreiben wurden die Texte von Band zu Band immer länger, und ich merkte, dass das Rekapitulieren der Gigs unheimlich Freude machte, eben weil die Bands so irre viel Spaß gemacht haben – und um den Bands eine etwas größere Plattform zu geben und Euch, liebe Leser, zu animieren, sich jeden dieser fantastischen „Underdogs“ unbedingt live anzusehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt, sind diese Kurzberichte nun hier beim Rockblogbluesspot nachzulesen:

Das Wunderbare bei Festivals ist, wie ich als eigentlicher  „Nicht-Festival-Gänger“ sehr spätberufen feststellen durfte, dass sich unter den sogenannten „Underdogs“, die man sonst vermutlich nicht sehen oder hören würde, oftmals die großartigsten Perlen verbergen…

So auch bei der 2024er Ausgabe vom Sonic Whip vom 10.-11.05.2024 in Nijmegen!

#1 der für mich großen „Underdog“-Überraschungen:

Mantra Machine aus den Niederlanden.
Psychedelic Spacerock mit einem ultrafetten Bassspiel und irren Visuals, die meine Synapsen mal direkt zu Beginn des Festivals so richtig zum Zucken brachten! Verbindungen zur niederländischen Kult-Band Monomyth in Person des Bassisten von Mantra Machine sind hörbar und geben durch eben dieses dominante Bassspiel dem Gesamtsound die fette Energie, die uns im Publikum voll in die Knochen gefahren ist.

Space ist the Place hier im Mantra-Machine-Universum, und zwar sowas von!!!!!

 

Mojo & The Kitchen Brothers aus Belgien

Sechs fantastische Musiker, die einen irren Mix aus Psychedelic Prog- & Heavy-Rock mit 60ies Vibes auf die Bühne wuchteten, der sich gewaschen hatte:

3 Gitarristen, 2 sich Vis-a-Vis gegenübersitzende Drummer (einer davon immer wieder mal als Lead Vocalist unterwegs) und ein Bassist rockten irgendwo in der Bandbreite von T-Rex bis King Gizzard den kleinen Saal des Doornrosje und hatten neben ihrer musikalischen Bandbreite zudem eine fast epische Bandbreite an beeindruckenden Frisuren an Bord…

#3 der „Underdog“-Überraschungen beim Sonic Whip 2024 im Doornroosje  in Nijmegen:

Skyjoggers aus Finnland

Das Trio aus dem hohen Norden eröffnete den zweiten Sonic Whip – Tag, und wir kamen so gerade eben pünktlich im kleinen Saal an, und versuchten noch, nach der grellen Sonne draußen unsere Pupillen im dunklen Schummerlicht zu justieren, als die drei finnischen Herrschaften die Bühne betraten, und uns von Sekunde 1 bis Minute 45 musikalisch auf maximal vorstellbare hardrockpsychedelischste Art und Weise und mit visueller Unterstützung in Form von monstertrippig farbenfrohen Visuals förmlich quer durch die Galaxie auf diverse andere Gestirne beamten. Und quasi gerade nach dem Wachwerden – das mussten Geist und Körper erstmal einordnen und verarbeiten!!! 😳

Auf Full-Throttle-Energiestufe fackelten die Skyjoggers ihren mit vielen (auch physisch-ekstatisch durchlebten) Gitarren- und Bass-Freak-Outs,  und mal so mirnichtsdirnichts eingestreutem Positionswechsel zwischen Drummer und Bassisten ihren Gig ab und hinterließen mich (und den Rest des proppevollen Saales) am Ende frenetisch jubelnd, als hätte ich soeben den seit Jahren ersehnten Gig meiner Lieblingsband erlebt…

12 Points to Finland, aber mal ganz locker!!!

#4 der „Underdog“-Überraschungen beim Sonic Whip 2024 im Doornroosje in Nijmegen:

Bonnacons of Doom aus Liverpool/UK

(Vorab kurz als Funfact zum Bandnamen diese äußerst interessante Information:
Der Bonnacon war ein mittelalterliches mystisches Tier, das sich gegen Verfolger verteidigte, indem es ätzende Fäkalien aus seinem pelzigen Anus spritzte! Wohl bekomm´s!)

Die für mich vielleicht größte Überraschung des Festival sollte tatsächlich die Band sein, die mich im Line-Up aufgrund des „Doom“-Annex im Bandnamen eigentlich am wenigsten interessierte…

So stiefelten meine Schwester und ich in die Halle im festen Glauben, mal eben in zwei Songs reinzuhören, um dann endlich mal draußen die Füße von der Steherei etwas zu entspannen und in Ruhe ein Bierchen zu trinken – nun ja, es kam anders als gedacht:

Der erste „Oha!“-Moment war sicherlich die Tatsache, dass da fünf Herrschaften mit einer komplettverspiegelten „Smiley“-Maske die Bühne enterten!

Auch wenn’s bei Verkleidung auf der Bühne schnell bei mir aufhört: DAS hier war ein echter Hingucker!!!

Und mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Synths legten sie dann wie erwartet schwer-doomig los.

„Oha!“ Nummer 2 erfolgte kurz danach, als unerwarteterweise noch ein sechstes Bandmitglied die Bühne nicht nur betrat, sondern sofort komplett einnahm: Sängerin Kate Smith stimmte mit einer zunächst verstörenden Mischung aus Jammern, Jaulen, Jodeln, aber auch allerfeinstem und sanftestem Gesang in die Musik ein – und nachdem der erste Schock verhallt war, legte sich irgendwie und völlig unerklärbar eine Art Zauber über den ganzen Saal … und wir konnten einfach nicht anders, als dem shamanischen, okkulten, beschwörenden Treiben einer derwischartig über die Bühne zuckenden Priesterin samt ihren fünf gesichtslosen aber musikalisch wunderbare Noise-Walls aufbauenden Lakaien komplett hypnotisiert bis zum Ende zu folgen – mit ihnen ausufernd laut, dann wieder die berühmte fallende Stecknadel hörbar leise zu werden. Und das letztlich fernab vom erwarteten „Doom“-Gedröhne, sondern vielmehr im Psychedelic angesiedelt und mit feinsten Gitarren-Frickeleien des Lead-Gitarristen Rob gespickt.

Ein ganzkörperliches visuelles und auditives Erlebnis der ganz besonderen Art!

Die Band verriet später mit Sehnsucht in den Augen am Merch, dass sie wohl noch nie nach Deutschland eingeladen wurde…

Liebe Booker: Es wird allerhöchste Zeit !!!

Und last but not least #5 der „Underdog“-Überraschungen beim Sonic Whip 2024 im Doornroosje in Nijmegen:

TRAVO  aus Portugal

Beim Anhören der vom Sonic Whip Team zuvor veröffentlichten Playlist zum Festival hörte ich die ersten beiden Songs dieser mir unbekannten Band namens Travo – und danach war mir klar, dass ich die Band unbedingt live sehen muss – dass die vier Herren die Bühne aber derart abflammen würden, das hatte wohl kaum jemand der Anwesenden kommen sehen!

Auf einem soliden Prog-Rock-Fundament aufbauend, werfen Travo einen fetten Cocktail verschiedenster Einflüsse in den Mixer: man hört Garage, Psychedelic, Punk, Spacerock, Thrash und vermutlich noch viele andere Ingredienzien, und das alles sehr roh und authentisch und mit unfassbarer Energie, Kraft und Druck vorgetragen.

Um Vergleichbares heranzuzitieren, fallen mir hier eigentlich nur King Gizzard ein (und das ist wahrlich kein schlechter Maßstab!) – aber einen Vergleich haben Travo eigentlich gar nicht nötig, denn ihr ganz eigenes musikalisches Multi-Stil-Destillat ist so ziemlich einzigartig!

Und so schaffen sie es in ihren 50 zur Verfügung stehenden Minuten spielend, das Publikum mal mit repetitiven Grooves in Trance zu versetzen, aber gerne auch mal mit einem von vielen irren Gitarren-Freak-Outs jegliche Muster zu durchbrechen und das Publikum an den Rand eines kollektiven ekstatischen Wahnsinns zu eskortieren!

Travo ist eine dieser Bands, die keiner so richtig auf dem Zettel hat, die aber nach der landrutschartigen Eruption ihres Live-Auftritts einen bleibenden Eindruck hinterlässt und nach kurzer Verschnaufpause ein profanes Mantra in die Synapsen funkt:

„Ich will mehr Travo!!!“….(peter)

   Weblinks für die fünf Bands:

https://mantramachine.bandcamp.com/album/heliosphere

https://vi.be/platform/mojoandthekitchenbrothers

https://bonnaconsofdoom.bandcamp.com/

https://skyjoggers.bandcamp.com/

https://travoband.bandcamp.com/

Filed under: Alternative, Doom, Experimental, Festivals, Fuzz, Garage Rock, Heavy Rock, Konzertphotos, Live Reviews, Newcomer, Psychedelic, , , , ,

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