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musikalisches schreibkollektiv

Kombynat Robotron – Dickfehler Studio Treffen I

(yv) Arbeitstitel „Schmitts Kraut-Katze auf robotronischem Hypno-Trip“

Es gibt ja solche Bands, die einem das Schreiben über ihre Musik sehr einfach machen. Die vier jungen Herren aus Kiel gehören m.E. ganz eindeutig dazu und rissen mich mit Leichtigkeit aus meiner selbstgewählten Schreibabstinenz. Hurra, es sind diese guten Combos, die einen mitreissen.

01 Sequoia

Wie durch leerstehende Gemäuer hallt eine Gitarre, ein samtiger Bass gesellt sich dazu, Wir werden umhüllt vom Brummen und volumigen Drums, der Herzschlag beschleunigt, wie im Dauerlauf auf der Flucht durch den Nebel, irgendetwas Unbeschreibliches, nicht näher zu Benennendes hängt an unseren Fersen. Da sendet uns die Gitarre einen Lichtstrahl, eine Richtschnur, der Weg vor uns wird deutlicher, offener, aber immer weiter geht der Lauf. Hypnotisches Kopfnicken im Takt, eingelullt, voll umgarnt vom Wummerbass, Scheooerdrums und Gitarrengespinst. Mann, ich merke, wie sehr mir genau sowas als Liveerlebnis fehlt.

Schier außer Atem, kurze Verschnaufpause, das Bassherz pocht bis zum Halse, aber der Hypno-Reigen geht weiter.

Von ferne naht ein Zug, man hört das metallische Takkatakka der Dampflok, das vibrieren und pfeifen und schleifen sämtlicher Pleuel, Kolben und Ventile…

02 Pendo

(lat. „ich schwebe“)

Der rote Gitarrenfaden ist wieder da. Aber diesmal hüpfen wir wie ein Rudel dicker fetter Ochsenfrösche durch die Pampa, der Rhythmus etwas krautiger, alles ist viel dichter, Soundgestrüpp am Gewässerrand. Die Gitarre plätschert wie ein kleiner Bach, der Bass surrt wie eine Libelle aus Jurassic Park. Ein Tanz von tausend Flügeln über schilfbewachsenen Wassern, Saiten in Zwiesprache und stetig surrt es tief um uns herum.

Schmitts Katze plumpst ins Wasser, sie strampelt und schreit aus Leibeskräften, sämtliches Instrumentarium gerät außer Rand und Band. Whoa.

03 Fontäne

Roter Faden usw.

Panta rhei, alles fließt. Geschmeidig, sanft und klar. Die Sonne bricht sich und glitzert in den vielen Wassertröpfchen und Perlen des Schlagwerks und der Leadgitarre, ondulierende Ströme, alles schwappt und spritzt und gluckert fröhlich vor sich hin. Man möchte stundenlang sitzen und hören/sehen, da bricht der Geysir los, es töst und spudelt, es quillt und grollt, aus den Wasserperlen werden Fontänen und wir tauchen voll darin ein.

04 Hollywood

Tschikk, Tschikk, sehr verspielt, sehr tänzerisch, funky Bass, wie von Autohupen im bunten Gewirr der Großstadtlichter. Ein Spaziergang entlang endloser breiter Boulevards im Abendlicht, der Lärm der Straße mal lauter, mal weniger prominent. Ein Moment der Ruhe, Drums und Gitarren nehmen sich zurück, der Bass legt uns ein stetes Pflaster zu Füßen, auf dem wir immer weiter gehen, der untergehenden Sonne hinterher.

Der Schritt wird schneller, die Menge dichter, babylonisches Sinnesgewirr und wir verlieren uns fast , ehe sich an der nächsten Ecke der Tumult auflöst un die letzten Autos gen Horizont verschwinden.

Dem Freund des hypnotischen Kreiseltanzes und Kopfschwing-Reigens sein dieses Werk (wie auch die sonstigen Ergüsse der werten Herren KR) wärmstens ans Herz gelegt!

„Heavy Freakout Krautrock“, aber sowas von…

Glücklicherweise hatte ich das Vergnügen, sie im Februar noch live erleben zu dürfen, und kann mit Überzeugung davon berichten, dass das Liveerlebnis hält, was die Tonträger und sonstigen Aufnahmen versprechen. Und ich hoffe inständig, dass mir dieses Vergnügen in Wiederholung alsbald zuteil wird, sobald der biologische Wahnsinn um uns herum wieder etwas abebbt.

Erschienen ist dieses Oeuvre auf Vinyl bei Drone Rock Records.

Leider schon vergriffen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass da was nachkommt…

Kombynat Robotron:

https://www.facebook.com/KombynatRobotron/

https://kombynatrobotron.bandcamp.com/

Drone Rock Records:

https://www.facebook.com/Psychdronerock/

https://dronerockrecords.com/

Filed under: Album Reviews, Classic Rock, Experimental, Krautrock, ,

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