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Schwarzbrenner – Das Leuchten der Poesie

Zeitgenössischer Blues Rock, Songs und Balladen aus Ratingen

(ro) Wahrscheinlich bin ich befangen. Ja, das gebe ich durchaus zu. Denn nicht nur, dass ich jede, aber auch wirklich jede einzelne der mittlerweile vierzehn Alben der 1995 gegründeten deutschen Blues-Rocker „Schwarzbrenner“ besitze und liebend gern höre, so überrascht mich diese Band auch immer wieder auf das Neue.

Bekannt für ihr einzigartiges Konzept der Vertonungen expressionistischer und romantischer deutscher Lyrik, schwören Wolfgang Becker (Gesang, Gitarren, Keyboards, Bariton Ukulele), Christoph Keisers (Drums) und Theofilos Fotiadis (Bass) nicht nur auf die poetische, bilderreiche Wortkunst, sondern stets auch auf die Kraft und Magie verführerischer Melodien.
So auch auf ihrer neuen Veröffentlichung, betitelt „DAS LEUCHTEN DER POESIE“.

Acht Songs sind hier zu hören, in denen die Herren von „Schwarzbrenner“ den dichterischen Bogen von Barock über Romantik bis hin zum Expressionismus spannen und dabei mit druckvollem Bluesrock und sensiblen Balladen den Texten der Dichter Fleming, Gryphius, Brentano, Eichendorff und Heym eine neue, ungemein faszinierende Aktualität verleihen.

Bassist Rolf Menzen, Sänger und Gitarrist Wolfgang Becker sowie Schlagzeuger Christoph Keisers. Fotograf: Michael Nacke

In dieser speziellen Songsammlung wartet die Band mit einer musikalischen Neuigkeit auf, nämlich indem sie ihren typischen „Schwarzbrenner“-Sound durch die verlockend perlenden Klänge einer Bariton-Ukulele erweitert.
Dadurch ergibt sich in einem spannenden Spiel voller Leichtigkeit, Komplexität und Schönheit ein reizvoller Kontrast zwischen schweren Bluesrock-Sounds und filigranen akustischen Fills.

Diese Mischung aus Kontemplation und Energie, die ihre Kraft ungebremst in das offene Ohr des Hörers transportiert und sich so grandios wie ergreifend entfaltet, ist wahrlich mitreißend.
Die Tracks sind allesamt tiefschürfende Kleinode, in deren Klangkosmos man sich bis zum Grund seines Herzens versenken kann und in denen es trotz seelenvoller, manchmal wie weltentrückter Introvertiertheit nicht an Spannung und überraschenden Elementen fehlt.

So betört der Song fünf „Ich wohnte unter vielen Leuten“, dessen Lyrics von Clemens Brentano (1778 – 1842) stammen, mit einer subtilen Intimität, die so smooth und berührend ist wie eine warme Hand auf der Schulter.
Und während im Hintergrund latent ein Vibe voller Melancholie glimmt, ertönt Wolfgang Beckers rauchige Stimme, mit der er stets einen sehr persönlichen Ton formt, so unmittelbar und nah, als stände er direkt vor dem Hörenden.
Auch die feinfühligen Gitarrenparts erscheinen immer wieder richtig physisch erlebbar, so dass man sie fast nicht mehr aus dem Kopf kriegt.

Ja, es ist diese starke Symbiose aus Lyrics, Instrumentierung und emotionalem Gesang, mit der es „Schwarzbrenner“ immer wieder gelingt, den Hörer auf einen ausgeklügelten, gut aneinander gefügten und verknüpften Trip mitzunehmen und dabei gleichzeitig den Brückenschlag von alter deutscher Dichtkunst zu einem universell begreifbaren, nicht nur musikalisch aktuellen Szenario herbeizuführen.
Fern allen modischen Schnickschnacks und fern aller egoistischen Eitelkeiten wird der Hörer/die Hörerin gekonnt auf Abwege geführt, die verschlossene Türen öffnen und zu neuen Einsichten und Perspektivwechseln führen können.
Vor allem aber versinkt diese facettenreiche Musik völlig im Augenblick, sie präsentiert sich als Anhäufung von Stimmungen jenseits billiger Romantik.
Wer für solch Emotionen und Empfindungen empfänglich ist, wird diese Platte lieben.

Kein Wunder, dass die 1995 gegründete Band „Schwarzbrenner“ ein künstlerisch florierender Geheimtip ist, die von ihrer kleinen, treuen Fan-Gemeinde überaus geschätzt und geliebt wird, weil sie mit ihrem besonderen Konzept aufmerksamen Hörern wie mit einer leuchtenden Fackel einen ungewöhnlichen, musikalischen Weg aufzeigt.
…(Rosie…)
*

Songliste:
1.) Oh helles Licht
2.) Schwarzblau der Alpen
3.) Auf des Abendmeeres Wellen
4.) Der Himmel treibt die Luft
5.) Ich wohnte unter vielen Leuten
6.) Wir lagen tief in einer Dünenschlucht
7.) Ich hab ein Ross mit Flügeln
8.) Herbstnachmittag

Besetzung:
Wolfgang Becker: Gesang, Gitarren, Keyboards, Bariton-Ukulele
Theofilos Fotiadis: Bass
Christoph Keisers: Drums
Rolf Menzen: Bass Demo 1, 2, 8

Die CD kaufen könnt ihr direkt bei „Schwarzbrenner“ … HIER

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