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King Hobo – Mauga

(js) Transatlantische Bündnisse werden heutzutage ja gerne mal politisch hinterfragt. Dass es auch unkompliziert und friedlich geht, zeigen einmal mehr „King Hobo“. Mittlerweile 16 Jahre nachdem sich der musikalische Tausendsassa Per Wiberg (u.a. „Opeth“, „Spiritual Beggars“, „Kamchatka“) und „Clutch“-Schlagwerker Jean-Paul Gaster während einer gemeinsamen „Clutch/Spiritual Beggars“-Tour näher kamen, ist man nunmehr mit dem zweiten Longplayer am Start. Früh schon hatte man in gemeinsamen Gesprächen erkannt, dass man musikalisch auf einer Wellenlänge funkte. Nach den gemeinsamen Gigs hatten beide von den „Bad Brains“ über „Captain Beyond“, „Black Uhuru“ bis hin zu „Miles Davis“ den gemeinsamen musikalischen Vorlieben gefrönt. Es dauerte dann noch einmal 2 Jahre, bis anno 2005 die Samen für „King Hobo“ endgültig gepflanzt werden konnten.

Mit an Bord war mittlerweile auch Wibergs „Kamchatka“-Kumpel Thomas Juneor Anderson. Es vergingen noch einmal knapp 3 Jahre bis Wiberg ein Haus in Schweden eigens für die Entstehung der Songs des Debutalbums anmietete, welches dann 2008 auch das Licht der Musikwelt erblickte. Nun, 11 Jahre später also, steht der Nachfolger an. Wie schon das selbst betitelte Debut wurde auch „Mauga“ live im Proberaum eingespielt. Die Jungs bezeichnen diese Vorgehensweise, über gemeinsame, bisweilen Tage währende, Jams, Ideen für Songs zu produzieren und einzuspielen, für geradezu befreiend. Und exakt dieses Gefühl, diese beinahe magische Ungeschliffenheit, transportiert das Trio.

Auch „Mauga“ nimmt uns wieder mit auf eine wunderbare Klangreise. Es frisst sich mit seinen bluesigen, funkigen rockigen und grungigen Momentaufnahmen fest in unsere Gehörgänge und sieht partout nicht ein, diese wieder zu verlassen. Ich habe bei jedem Song tatsächlich das Gefühl, dass hier drei Musiker am Werke sind, die es schier genießen, sich musikalisch frei ihrer eigentlichen Bandkorsetts bewegen und sich bar jeden Zwanges ausleben zu dürfen. „Hobo Ride“ eröffnet das Album geradlinig rockend mit unverkennbaren Stoner-Einflüssen, bevor „Dragon’s Tale“ uns ein knackiges Riff feilbietet, welches durch ein funkiges Drumming und eine pulsierende Hammond unterstützt wird. „King Blues“ wird seinem Namen nur allzu gerecht – im Blues manifestiert klingt selbst das hier aufspielende Saxophon, dessen Fan ich für gewöhnlich nicht zwingend bin, nicht störend, sondern sich harmonisch einfügend. „Good Stuff“ hält sodann die nur nach vorn ausgerichtete Rockquote hoch und der sich anschließende Title Track „Mauga“ ist eine in sich ruhende instrumentale Bluesschönheit.

Ob nun das proggige, mich ein wenig an „Porcupine Tree“ erinnernde, „How Come We’re Blind“, das sicherlich auf keinem „Spiritual Beggars“ fehl am Platz wirkende „Listen Here“ mit einem fantastischen Crescendo nach einem 2 ½-minütigen vorherigen Arschtritt oder das einem „Clutch“-Song wohl am nächsten kommende „Move To The City“ – alle Songs eint eine gewisse Unberechenbarkeit und eine in jedem Ton spürbare Spielfreude. Mit „Twilight Harvest“ folgt dann der letzte Song des regulären Albums – er beginnt mit einer musikalischen Reminiszenz an die Blaxploitation-Movies der frühen 70er Jahre, bevor es dann in einen warmen „Deep Purple“-Sound abgleitet, um letztlich mein persönliches Album-Highlight darzustellen. Das finale „New Or-sa-leans“, das nur als digitaler Bonus Track erhältlich ist, bietet noch einen Akkordeon unterstützten „Louisiana“-Charme, der mich unweigerlich an „Litlle Feat“ denken lässt.

Unter dem Strich bietet das Album eine fantastische Balance zwischen stampfenden Nummern und berauschenden Melodielinien. Und wenn Wiberg in einem Interview sagte, dass diese Aufnahmesessions mit gehörigem Jamcharakter für alle drei Beteiligten ein befreiendes, exklusives Erlebnis war, darf man dem Zweitwerk der Hobos eines in jedem Falle attestieren. Dass eben genau dieses Gefühl, diese von allen Zwängen losgesagte Leidenschaft das ist, was tatsächlich transportiert wird und hängenbleibt. „Mauga“ bietet im Gegensatz zu seinem mittlerweile 11 Jahre alten Vorgänger weitaus mehr Abwechslung und kann mit einem viel erwachseneren und zugleich lebendigeren Songwriting aufwarten. Die bandeigenen Fußstapfen dürfen im stark frequentierten Retro-Genre mit diesem Album lang noch zu erkennen sein……(jensS)

Tracklist:

01. Hobo Ride
02. Dragon’s Tail
03. King Blues
04. Good Stuff
05. Mauga
06. How Come We’re Blind
07. Listen Here
08. Move To The City
09. Twilight Harvest Pt. I & II
10. New Or-sa-leans

Filed under: Album Reviews, Bluesrock, Classic Rock, Jam, , , ,

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