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Planchettes – The Truth

(js) „Planchettes“ ist eine Rock’n’Roll-Band aus New Orleans. Also der Stadt, in der der Jazz seinen Ursprung hatte. Aber glaubt nun nicht, dass euch exakt dieser Sound um die Ohren geschlagen wird. Vielmehr hat das Trio kürzlich ihr Debütalbum „The Truth“ purem 70er Garage-Rock’n’Roll, fies garniert mit einer Prise Horror Punk aber auch Psychedelic-Elementen, gewidmet. Und über all die guten „Vibes“, die man davon erhalten kann, lasst uns einfach reden.
Grundsätzlich versucht das Trio recht clever, einerseits die Rock’n’Roll-Gründerjahre zu würdigen, aber gleichzeitig voll ausgestattet für das 21. Jahrhundert sowie heroisch cool zu klingen. Das finale Ergebnis ist rebellische und tosende Musik. In diesen „gefakten“ und unruhigen Zeiten scheint die unbeirrbare Kraft des Rock’n’Roll ohnehin so immens wichtig und notwendig zu sein wie selten zuvor. „Planchettes“ selbst aber ist ein feuriges, raffiniertes Power-Trio mit einem Herzen voller Swamp-Blues, Rockabilly, 60er Jahre Psycho und primitivem Post-Punk. Sie sind dabei zweierlei: ein zwielichtiger Rückfall in ein vor-digitales Zeitalter und ein rasanter Trip für die heutige, sich stets nach musikalischem Nervenkitzel sehnende, hungrige Rockszene.

„Die Art von Musik, die wir spielen, ist nur eine Erweiterung der ungezügelten rohen Emotionen, die direkt unter der Oberfläche unserer Haut liegen“, sagt Bassistin Tralita dazu. „Ob es sich erregt oder verzerrt oder schlampig oder ängstlich oder harmonisch oder wütend oder sexy oder manisch oder wie eine Offenbarung des Göttlichen anfühlt – wir sind all diese Dinge. Die Musik ist die Schwingung unserer Energie. Ein Urschrei. Das Blut, das sich nährt. Ich persönlich habe mich schon immer für Musik interessiert, die keinen Zweifel daran lässt, dass Menschen eine Seele haben“.

Das Album selbst wurde, so lässt die Band uns weiter wissen, über einen unerwartet anstrengenden Zeitraum von sechs Monaten aufgenommen und scheint auch deshalb als Resultat eines langen Kampfs geboren zu sein. Ist gleichwohl aber mit einer sprudelnden Dynamik und verführerischem Charisma gesegnet. Vom rollenden Soul-Rock des Openers „Snow Pig“ bis zum zappelnden Space-Rock-Stomp von „Everyone Else,“ Kevan, Tralita und Schlagzeuger Andres Orozko begegnen uns dabei vielseitig, aber stets wild konzentriert und fokussiert mit einer Fülle von Killerriffs, glänzenden Hooks und einem unwiderstehlich guten Gefühl eines kontrollierten Chaos.

Ihr erster abendfüllender „Film“ reicht von Anleihen an „The Cramps“, über „The Birthday Party“, „The Small Faces“ bis hin zu „The Groundhogs“. Und ihre Songs selbst, wie der rotzige Mod-Stomp „La Fin Du Monde“ oder der perverse Psych-n-Blues von „Mourning Sun“, sind immer wieder geprägt von großer Grausamkeit. Diese Songs scheinen die Welt aufwecken und auf die Tanzfläche des Teufels ziehen zu wollen. New Orleans momentan vielleicht sogar schärfste musikalische Independent-Waffe hat bei „Rise Above Records“ mittlerweile ihr natürliches Zuhause gefunden und ist bereit, auch den Rest von uns an ihren Voodoo-Rock-Mainframe anzuschließen.

„Die meisten Songs, die ich schreibe, sind Gedanken und Emotionen, die ich als eine Art Therapie verarbeitet und auf Papier gebracht habe“, erklärte Frontmann Kevan. „Aber auf einer einfacheren Ebene schreibe ich, was meiner Meinung nach die Menschen in Bewegung bringt. Der Rock’n’Roll-Geist war schon immer eine unkontrollierbare Kraft in der Seele eines Menschen, und ich liebe es, Menschen beim Ausrasten zu einem Song zuzusehen, den ich geschrieben habe.“ Ob sich jedoch der Wunsch von Bassistin Tralita erfüllen wird, dass die Band ihr Vehikel wird, um die ganze Welt zu bereisen und zu erleben, wird sich zeigen müssen. Ein gesunder Optimismus kann aber sicherlich nicht schaden, deren „spirituelle Kernschmelze auf die Straße zu bringen und den Himmel aufzurütteln“.

Der flotte Dreier „groovet“ dermaßen lässig durch die Speaker, dass es eine wahre Freude ist. Knietief in Sixties-Garage/Horror-Rock, Proto-Punk und Psychedelic verortet und mit einer rotzigen Authentizität ausgestattet, die man heutzutage mit der Lupe suchen muss, servieren „Planchettes“ eine High-Energy-Mixtur, die umgehend in die Beine geht und zudem langfristig im Kopf bleibt. Man muss sich dazu jedoch zwingend mit dem bewusst amateurhaft gehaltenen Klang des Albums arrangieren können. So wie ich……(jensS)

Tracklist:

01. Snow Pig
02. Mourning Sun
03. Let’s Last Forever
04. Wet Graves
05. The Truth
06. She’s So Violent
07. Death In Bloom
08. Empress of Fools
09. Everyone Else
10. La Fin Du Monde
11. Angel’s Wing


https://www.facebook.com/worldfamousplanchettes

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