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Freak Valley Festival 2018, der Mittwoch – Tag 1

(js) Zum mittlerweile siebten Mal rief das „Freak Valley Festival“ und all die Freaks konnten sich diesen Rufen erneut nicht entziehen. Und womit? Einmal mehr mit Recht. Besucher aus aller Herren Länder zog es neuerlich zu diesem musikalischen Stelldichein, welches sich auch in seiner siebten Auflage nicht nehmen ließ, durch sein familiäres Rundum vollends zu überzeugen. Sei es organisatorisch oder auch bezogen auf die vielen, ausnahmslos freundlichen und zuvorkommenden ehrenamtlichen Helfer auf dem Terrain. Aber selbst das Festivalpublikum selbst lebt während dieser Tage derart harmonisch und gesellig miteinander, dass man immer wieder zur Überzeugung kommen muss, dass die Endsechziger bis Mittsiebziger Jahre wohl längst kein alleiniges Copyright mehr auf „Love, Peace and Happiness“ beanspruchen dürfen. Es ist für mich wunderbar zu beobachten, wie sehr ein respektvoller Umgang dort nicht gepredigt, sondern vor Allem gelebt wird. Und zwar unabhängig aller wie auch immer gearteter menschlicher und äußerlicher Kategorisierungen. In der heutigen Zeit, mitsamt seiner bisweilen widerlichen politischen Gemengelage, ein mir durchaus sehr wichtiger und mich zudem glücklich stimmender Aspekt.

Allerdings war es auch heuer nicht einfach, sich eins dieser angesagten Tickets zu sichern. Der Onlinevorverkauf musste wieder nach wenigen Stunden „ausverkauft“ melden und auch die Hardtickets, die in schöner Regelmäßigkeit von den „Rock Freaks“ im Rahmen ihrer Konzerte im Siegener „Vortex“ gegen Ende des Jahres noch angepriesen werden, wechselten zügig die Besitzer. Und trotzdem muss sich niemand grämen, wenn er nicht sofort fündig wird, da auch auf der Facebookseite des Festivals quasi bis Beginn der Veranstaltung noch einige Tickets von Fans für Fans angeboten werden. Natürlich zu fairen Selbstkostenpreisen. Dies versteht sich ja von selbst. Zumal das „Freak Valley Festival“ ohnehin schon unschlagbar günstig ist.

Im Gegensatz zu früheren Jahren fand das Festival 2018 erst- und wohl auch einmalig über vier Tage statt. Dies darf rein musikalisch selbstredend als absoluter Mehrwert gesehen werden, jedoch bin ich persönlich mittlerweile an einem Punkt meines Lebens angekommen, an dem mein Körper mir fast ein wenig süffisant zu verstehen geben mag, dass drei Festivaltage für einen Typen wie mich doch eigentlich ausreichend seien. Nun gut, Recht hat er wohl. Bevor dieses leidige Thema aber noch überhandnimmt, kümmern wir uns jetzt ums Wesentliche. Die Musik.

Tag 1, also der Mittwochabend, der zusätzlich ins Programm aufgenommen wurde, fand nicht auf dem eigentlichen Festivalgelände statt, sondern gegenüber auf der anderen Straßenseite, hoch oben nahe des Campingplatzes. Einlass, Ausgabe des Festivalbändchens und auch die Akkreditierungsbestätigung gingen zügig vonstatten, obwohl die dafür „zuständigen“ Häuschen dort nur provisorisch aufgestellt wurden. Einzig mit der Bezahlung via Chipkarte lief es anfangs nur stotternd (womöglich ob etwaiger W-LAN-Probleme), aber das „FVF“ wäre eben nicht das „FVF“, wenn es nicht mit Freigetränken auf diese Problematik reagiert hätte.

Pünktlich um 19.00 Uhr starteten dann auch die fünf Thüringer von „Motorowl“ das diesjährige Event. Die Jungs, die Ende Juli auf „Century Media Records“ ihren zweiten Longplayer namens „Atlas“ veröffentlichen werden, überzeugten mich sofort mit ihrem doomigen 70ies Sound, der bisweilen mal herrlich psychedelisch, dann aber auch beinahe metallisch (mit leisen musikalischen Ehrerweisungen an den „NWOBHM“) durchsetzt wurde. Authentisch, wüst und druckvoll zugleich spielte sich das Quintett durch ihren Gig und würzten diesen noch mit partiell gestreuten Hammond-Einsätzen. „„Lucifee-he-he-he-heeer! Come, take my ha-ha-ha-ha-haaand!““ als Eingangsphrase des Openers ihres ersten Albums „Om Generator“ schien für die anstehenden 40 Minuten ihres abwechslungsreiches Sets durchgängig Pate stehen zu wollen. Das für eine derart junge Band schon sehr reife Songwriting unterstützte meinen Spaß an ihrem Auftritt noch merklich. „Motorowl“ traten Hinterteile und rissen ordentlich mit – und wie dem Jubel der Zuhörerschaft zu entnehmen, offensichtlich nicht nur mich. „Motorowl“ gaben einen unglaublich starken Opener des Festivals und boten mir zugleich einen Grund, mir den VÖ-Termin ihres Zweitwerks fett – und vermutlich sogar auch kursiv – im Kalender zu notieren.

Nach einer kurzen Umbaupause folgten im Anschluss die kanadischen „Mountain Dust“. Das in Montreal beheimatete Quartett spielte 2018 erstmalig auf europäischem Terrain. Und sicherlich nicht das letzte Mal. Sie hatten dabei die Songs ihres erst wenige Tage zuvor auf „Kozmik Artifactz“ erschienen Albums „Seven Storms“ im Gepäck. Die Jungs warteten mit einem herrlichen „Heavy Blues“ auf, der aber längst kein musikalisches Alleinstellungsmerkmal besaß. Manchmal durchzog es ihn fast ein wenig proggig, dann sehr düster und melancholisch oder auch wieder launisch fröhlich. Nie aber auch nur ansatzweise langwierig oder gar -weilig. Die Stimme von Sänger und Gitarrist Brendan Mainville hatte es mir dabei recht früh schon angetan. Die vielen Facetten, stets perfekt abgestimmt auf die Musik, ließen mich mal Jim Morrison, mal den jungen Glenn Danzig und einmal gar Johnny Cash vor meinem geistigen Auge erkennen. „Mountain Dust“ überzeugten mit einem fantastischem Riffing, einer kraftvollen bandübergreifenden Energie und einer in jeder Sekunde ihres Auftritts spürbaren Spielfreude. Nur mehr davon.

Die niederländischen „Indie-Rocker“ von „No Man’s Valley“ betraten als nächstes die hochgelegene Bühne Netphens. Sie selbst bezeichnen ihre Musik gerne als „Psychdelic Blues-inflused organ wave rock“. Und ja, das kann man durchaus so stehen lassen. Das Quintett um Sänger, und Kopf der Band, Jasper Hesselink, die während ihres 2017er Gigs im „Vortex“ schon Kontakt mit den Rock Freaks hatte, ließ das Publikum nicht mehr ruhig stehen. Ihr musikalisch kaum klar zu definierender Stil sorgte geradewegs für gute Laune und tanzende Zuhörer. Mal begleitet von Orgelklängen, die doch deutlich an Ray Manzarek erinnern, dann aber wird auch mal ein Klangbild erschaffen, welches mich an die frühen Wüstenklänge der „QOTSA“ erinnert und an anderer Stelle meinte man plötzlich „Iggy Pop“ herauszuhören. Die Band überraschte während ihres vielseitigen Sets immer wieder aufs Neue – und wurde leider selbst auch überrascht. Und zwar von einem Stromausfall. Das hoch oben auf den Hügel transportierte Stromaggregat stellte vorübergehend wegen Überhitzung den Dienst ein. Hilfe nahte nach einigen Reparaturversuchen aber durch eine genehmigten Stromanschlußbenutzung im Gebäude hinter der Bühne und bald danach durch die Abkühlung und erfolgreiche Reparatur des Aggregats. Uns allen tat es für die Band unheimlich leid. Insbesondere, weil zu diesem Zeitpunkt ihrem Gig ein geradezu leichtfüßiger, glückseliger Flow innewohnte. Geschätzte, und für Organisatoren wie Band wohl unendlich lange, 30 Minuten dauerte dieses Malheur, bevor „No Man’s Valley“ dann ihren Dienst wieder aufnehmen durften. Sehr professionell taten sie alles Mögliche, um das Publikum wieder in den Griff zu bekommen. Und dass sie es taten, spricht für die hohe musikalische Qualität in Verbindung mit einer großartigen Bühnenpräsenz von Jasper Hesselink und seinen Mannen. Chapeau!

Zum Abschluss des ersten Abends gab es dann einen kleinen musikalischen Stilbruch. Die Saitenfraktion hatte seinen Dienst für Tag 1 erledigt und fortan regierten elektronische Klänge den Ground. Ebenfalls aus den Niederlanden stammend, betraten „Radar Man From The Moon“ die Bühne. Ihren Namen haben die vier Jungs einer 12-teiligen TV Science Fiction-Serie aus dem Amerika der 50er Jahre entnommen, die als klassischer Ausdruck der 50er-Jahre-Unterwanderungsparanoia in den USA gilt. Irgendwie stellt diese Erzählung durchaus auch eine prima Symbiose zu diesem krautigen Noise/SpaceRock-Trio aus Eindhoven dar. Nachdem der aktuelle Output der Band, so ließ ich mir zumindest von einem Anhänger der Band berichten, schon gänzlich auf Saiteninstrumente und Schlagzeug verzichtet, scheint man sich auch live einzig auf sterile, elektronische Klänge zu beschränken. Soundästhetisch bewegen sie sich dabei mittlerweile mehr im avantgardistischen Spannungsfeld zwischen „Can“, „Tangerine Dream“ und „Swans“. Diese Aneinanderreihung von Rhythmen und Sequenzen, diese Vermischung von Krautrock- und Trance-Elementen war so überhaupt nichts für mich, so dass ich kurzerhand dazu überging, nur allzu menschlichen Bedürfnissen nachzukommen sowie zwischenmenschliche Kontakte zu pflegen.

… to be continued …

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