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Schwarzbrenner – Reiseleben

Zeitgenössischer Blues-, Rock- und Balladen Sound aus Ratingen

(ro) Die von mir seit Jahren hochgeschätzte Band „Schwarzbrenner“ bewegt sich auch in ihrem mittlerweile neunten Album musikalisch eindrucksvoll in ihrem eigenen, ganz speziellen Terrain.
So reisen die drei Musiker Wolfgang Becker ( Gesang, Gitarre, Mandoline), Christoph Keisers (Schlagzeug, Percussion) und Rolf Menzen (Bass), durch die Licht- und Schattenseiten der Gedanken und Gefühle, lassen sich durch die Jahrhunderte treiben und streifen durch Landstriche, durch vergessene Städte, über verschlungene Wege, um Ecken und auch mal geradeaus.

„Reiseleben“, so lautet der Titel dieser neuen Veröffentlichung, die vermeintlich unzeitgemäß tief in die Abgründe menschlichen Fühlens abtaucht, mal lauter und mal leiser durch Momente zwischen Düsternis und Melancholie, sowie Euphorie und Romantik gleitet.
Ich bin schwer begeistert davon, wie die drei Herren ihre Instrumente in Kombination mit Texten aus dem Expressionismus und dem Barock verweben können, und wie wunderbar es ihnen gelingt, den Hörer auf einen ausgeklügelten, gut aneinander gefügten und verknüpften Trip mitzunehmen.

Ja, „Reiseleben“ ist ein Album in seiner maximal reinen Form.
Nämlich als Tonträger, den man Stück für Stück hören und dessen Sinn und Aussage man sich mit Bedacht erschließen sollte und dessen Töne man geduldig in sich aufnehmen muss.

Denn konsequenter kann man dem Zeitgeist nicht den Stinkefinger zeigen.
Und konsequenter kann man nicht beweisen, das Georg Heym (1887-1912), Andreas Gryphius (1616-1664) und Paul Fleming (1609 – 1640), deren Texte uns hier präsentiert werden, wahre Künstler waren und sind.
Denn in diesem verdammt stimmigen und poetischen Album, das Episoden zwischen Absturz und Glück erzählt, steckt eine latent schlummernde Wucht.
Dabei hat man das Gefühl, dass diese Verse vom Innehalten und vom Über-letzte-Dinge nachdenken vor emotionaler Dringlichkeit und dunklem Überschwang fast aus allen Nähten platzen.
Und manchmal scheint es, als ob immer wieder große schwarze Vögel durch das Album flattern.

Wolfgang Becker sagt:
„“Reiseleben“, das heißt oft Aufbruch zu neuen Ufern und das war auch für die Generation unseres „Haustexters“, des expressionistischen Dichters Georg Heym charakteristisch.
„Reiseleben“ steht aber auch für das Schicksal der beiden Dichter Andreas Gryphius und Paul Fleming, die beide in jungen Jahren mehrjährige Reisen antreten mußten, um den Wirren und der Gewalt des Dreißigjährigen Krieges entkommen zu können.“
Wie wahr.

Schon gleich der erste Track „Columbus“ ist ein Song über das Leben ohne festen Grund, die Existenz an den Rändern, in Situationen, in denen sich die Gewissheiten verflüchtigen:
„Der Tag zieht westwärts auf den Schwingen weit – der große Vogel. Und der Abend sinkt. – Noch schwimmt er fort, durch Meer und Einsamkeit – die zitternd auf dem dunklen Wasser liegt.“ (Text: Georg Heym)
Worte, die die Sinne ungemein schärfen und sogleich Assoziationen wecken. Was passiert denn den Menschen, die irgendwo, irgendwann, irgendwie verloren gehen?
Die vom Wege abkommen? Und vielleicht tief verborgen in ihrem eigenen schwarzen Dickicht leben?
„Der Tag zieht westwärts auf den Schwingen weit.“

Wie ein Blick aus dem Fenster zu einem Friedhof wird bei dem Song „Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit“ (Text: Andreas Gryphius) auf eine schmerzliche, beeindruckende Weise die Flüchtigkeit der eigenen Existenz ergründet.
In seiner Beschreibung von Vergeblichkeit und Herzweh bringt er ins Gedächtnis, was oft verdrängt oder schlicht vergessen scheint.
Gleichgültig, ob es, wie hier, um den Dreißigjährigen Krieg geht, der wie ein Relikt ferner Zeit dünkt, oder ob er in anderen Teilen der Erde erschreckende Gegenwart ist.
Hier wird auf eindringliche Weise faßbar gemacht, was oft genug nur ein abstrakter Gedanke bleibt.
Wolfgang Beckers gesangliches Erzählen könnte dabei nicht besser ausfallen.

Kurzum, „Schwarzbrenner“ sind nach wie vor eine Klasse für sich, und Musik, die über solch Qualitäten verfügt, wird immer ihre treuen Fans haben!

Übrigens: Zusätzlich erreichte uns die Nachricht, dass „Reiseleben“ für die BESTENLISTE 3/2018 vom PREIS DER DEUTSCHEN SCHALLPLATTENKRITIK in der Kategorie „Blues & Bluesverwandtes“ nominiert wurde.
Wir gratulieren!
(..Rosie..)

Songliste:
1. Columbus
2. Bist Du der Gottheit Auge
3. Die Nacht
4. Lass uns heute noch den Trank geniessen
5. In dieser Einsamkeit
6. Auf, Freunde! Lasst uns zu der Tafel eilen
7. Du siehst wohin Du siehst nur Eitelkeit
8. Ich war an Kunst und Gut und STande gross und reich
9. Und der Abend begann
10. Die Meeresstadt

Texte:
Georg Heym, Paul Fleming, Andreas Gryphius

Wenn Ihnen diese Musik gefällt, können Sie die CDs und die DVD unter cdkaufen@schwarzbrenner.de bestellen.

„Schwarzbrenner“ CDs und Songs sind bei allen führenden Downloadshops bestellbar bzw anspielbar, u.a. bei iTunes, Amazon, Musicload, Musicstar, 7digital u.v.a. mehr.

Wer mehr über die Band lesen möchte, der kann dann mal hier klicken: http://www.schwarzbrenner.de

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