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Reino Ermitaño – Reino Ermitaño

(as) Das Debüt von „Reino Ermitaño“ erschien ursprünglich 2003 und gilt mittlerweile als Meilenstein der Rock- bzw. Metal-Szene in Südamerika. Derzeit blickt die Band aus Lima auf fünf Alben zurück, deren jüngstes sie 2014 im Selbstvertrieb über ihr eigenes Label Ogro veröffentlichte. Das Quartett tourte sogar schon zweimal in Europa, wo es u.a. beim süddeutschen Festival Doom Shall Rise haltmachte. Seine Landsleute vom mittlerweile weltweit präsenten Underground-Label Necio würdigen dieses Werk nun mit einer amtlichen Vinyl-Edition, die eines besonders verdeutlicht …

Die mehr oder minder einzigartige Mischung der Peruaner – Progressive Rock und südländische Folklore im Verbund mit Doom und Gestaltungsmitteln aus der Musikkultur der Andenregion – hat nichts von ihrem Zauber verloren, wobei man anders als bei manch anderer Gruppe aus für uns entlegenen Regionen keinen Exoten-Bonus geben muss, um das Gebotene gegenüber internationalen Releases aufzuwerten.

Im Gegenteil lässt sich sogar sagen, dass „Reino Ermitaño“ mit ihrem kompositorisch wie handwerklich über alle Zweifel erhabenem Stoff weiterhin Maßstäbe setzen, was ihre lange Funkstille umso bedauernswerter macht. Tania Duartes Stimme hat mit den Jahren zwar an Kraft und Ausstrahlung gewonnen, doch sie ist den in stetem Stimmungswandel begriffenen Songs ihrer Mitstreiter jederzeit gewachsen, ob während des teils kämpferischen, teils bluesigen Einstiegs „El Ensoñador“, im düsteren Schlepper „Letargo“ oder beim Highlight „Fortaleza“, dessen Akustikgitarren-Einschübe und chorische „Oh“-Vocals einen hypnotischen Sog erzeugen.

Auch in Hinblick auf das mit Flöte angereicherte Finale „La Mariposa“ – das hauchzarte „La Danza de las Brujas II“ fungiert danach als kurzes Outro – ist es nicht vermessen, die selbst betitelte Scheibe ein übersehenes, emotionales Juwel zu nennen, so wie es die Plattenfirma tut. Ferner forcieren Zwischenspiele wie „Espacio Interior“ und „Bardo“ den Eindruck, man hätte es mit einem in sich geschlossenen Gesamtwerk zu tun, wohingegen es sich beim zwischendurch flotten „Birro, el Mórbido“ um eine Neuinterpretation eines Lieds der lokalen Rocklegende „Mazo“ handelt.

In unseren Breitengraden sind lediglich 200 Exemplare des Vinyls erhältlich, also sollten nicht nur Doom-Liebhaber mit Interesse an jüngerer Genre-Geschichte schnell zuschlagen.

VÖ: 29.08.2019, Necio Records

http://www.neciorecords.bandcamp.com/album/reino-ermita-o-reino-ermita-o-nr-lp-003

55:39

El Ensoñador 03:40

Las Hadas 06:15

Espacio Interior 01:55

Letargo 04:56

Birro, el Mórbido 05:07

Bardo 01:27

Fortaleza 05:26

Profundidad de las Sombras 04:55

Celda del Dolor 05:08

La Danza de las Brujas 03:46

Melquiades 06:14

La Mariposa 05:08

La Danza de las Brujas II 01:37

Marcos Coifman (b)

Julio „Ñaka“ Almeida (d)

Tania Duarte (v)

Henry Guevara (g, Mandoline)

 

Andreas Schiffmann

Filed under: Album Reviews, Doom, Folk, Prog, Rock, , ,

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