(as) Unter den überwiegend kraftvoll aufspielenden Emporkömmlingen der Rockszene Südamerikas stechen „Parahelio“ mit ihrem verzärtelten Sound hervor wie der sprichwörtliche bunte Hund. Dass „Surge Evelia, Surge“ als musikalische Erzählung der schicksalhaften Geschichte der Bergbaustadt La Rinconada ein gewollt tiefsinniges Konzeptalbum ist, erscheint angesichts der Ausrichtung der Band nur folgerichtig.
Vermutlich lässt sich umso mehr aus den drei überlangen Stücken schöpfen, wenn man um die Einzelheiten der Entwicklung des Ortes weiß und sich beim Hören sozusagen in das Narrativ hineindenken kann. Blendet man den thematischen Überbau aus, erkennt man eine mehr oder weniger geläufige Variante dessen, was die Vorreiter der Stilistik bereits in erschöpfendem Maß durchexerziert haben.
Vom einleitenden Titelstück an beruht die Musik der Gruppe auf phasenweise inflationär häufig eingesetztem Flirren einer E-Gitarre, begleitet von flächig angehaltenen Keyboard-Akkorden und wie in Zeitlupe gespieltem Schlagzeug. Aus einem minimalistischen Kern heraus schrauben sich „Parahelio“ dreimal auf vorhersehbaren Bahnen hoch in den Himmel, bis keine Steigerung mehr möglich zu sein scheint.
„Gestos y Distancia“ ist zumindest insofern interessant, als es sich aus einer Wiegenlied-artigen Melodie heraus entwickelt, zwischendurch in sich zusammenfällt und schließlich gekonnt zu einem dramatischen Klimax geführt wird. Für die abschließenden 23 Minuten von „Ha‘Adam“ hingegen packen „Parahelio“ den Verzerrer aus und geben ein ungleich überzeugenderes Bild ab als auf der sachten Schiene. Die regelrecht lärmigen Passagen zu Beginn, mittig und am Ende stehen dem Projekt ausgezeichnet, und nach den kaum auszuhaltenden Blastbeat-Eskapaden (!) kann in der Tat nichts mehr kommen.
Licht und Schatten liegen bei dieser Band also dicht beieinander; „Surge, Evelia Surge“ ist nicht ohne Reize, aber zwingend erscheint lediglich die B-Seite des toll aufgemachten, auf 300 Exemplare limitierten Vinyls.
Necio Records
Surge, Evelia Surge
Gestos y Distancia
Ha‘Adam
Andreas Schiffmann
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