(ro) „Mir ist schon klar, dass vielleicht der eine oder andere unser neues Doppel-Album als schwieriges Werk betrachtet, was es aber definitiv nicht ist. Es ist vielleicht ungewöhnlich, das schon, so wie eben auch die Texte des expressionistischen Dichters Georg Heym, die wir vertont haben“, sagt Wolfgang Becker über seine aktuelle Veröffentlichung „Stadt am Abend“. „In den meisten Songs geht es darum, dass wir Zeit unseres Lebens mit dem Thema Vergänglichkeit in ihren unterschiedlichen Manifestationen umgehen müssen. Dabei steht auch die Problematik der „Großstadt“ unter einem ganz besonderen Aspekt“.
Ja, das teils kryptische, düstere und metaphorische „Songwriting“ des viel zu früh verstorbenen Herrn Heym geht wahrlich nicht sahnig-weich ins Gehör rein, sondern gehört zu dem insgesamt etwas Sperrigerem und Komplexerem und man braucht sicherlich mehrere Durchläufe, um sich in die Vielschichtigkeit der Parts hineinzuhören
Knappe 100 Minuten schickt die Vier-Menschen-Truppe „Schwarzbrenner“ (Wolfgang Becker (Gesang, Gitarre), Christoph Keisers (Schlagzeug, Percussion), Rolf Menzen (Bass) , Jörn Becker (Gitarren)), ihre Hörer auf einen 24-Songs-Trip der etwas anderen Art. Sowohl nachdrücklich rockig, als auch melancholisch bluesig wird hier ein facettenreiches Hörerlebnis geboten. Wobei es nicht gerade nur angenehme Themen sind, mit denen sich die Düsseldorfer Band auf ihrem sechsten Album, einer Anthologie ( nach 15 Jahren Schwarzbrenner eine Kompilation der Gegensätze) befassen. Insbesondere in meinen Lieblingssongs spiegeln sich diese wieder, nämlich in dem sehnsüchtigen „Juninacht“ und im apokalyptischen „Gott der Stadt“, in denen die sozialen Bewegungen der Zeit Georg Heyms zum Tragen kommen.
Schwarzbrenners intensive Track-for-Track Interpretation gerät zu einem genialen Experiment, das die poetischen Werke des Herrn Heym in solch einem Licht dastehen lassen, dass sie – nicht nur für die Schreiberin überraschend – dazu gewinnen (vielleicht auch Menschen, die sich noch nie so richtig für lyrischen Expressionismus interessiert haben?).
Empfehlenswert sicherlich für Leute, die keine Scheu vor dem Überqueren von Genregrenzen haben und/oder sich eine generelle Übersicht über Bands verschaffen wollen, die sich mit anspruchsvollen deutschen Texten dem Publikum stellen.
Dazu gibt es dann noch ein wunderbares, dickes Booklet mit einer atmosphärischen Fotoserie in gedämpften Farben und natürlich allen Texten. Wer noch mehr über die Band erfahren möchte, kann dann mal hier klicken: www.schwarzbrenner.de
Übrigens: Die Schwarzbrenner-Songs und Alben sind bei allen führenden Downloadshops bestellbar bzw anspielbar, u.a. bei iTunes, Amazon, Musicload, Musicstar, 7digital u.v.a. mehr. ( ……Rosie)
Ein weiteres Review: Schwarzbrenner – Heymkehr
Ein weiteres Review: Wolfgang Becker und Christoph Keisers – Herbes Glück
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