(as) „Equilibrium Trip“ wurde 2016 herausgebracht und ist lediglich eine Auskopplung vom beim Label Art-Beat erschienenen Album „Snapshots“, die keinerlei exklusives Material enthält. Die beiden Songs der Single zeigen erneut eine andere Seite der in stetem Wandel begriffenen Truppe, konkret ihre Neigung zu farbenfrohem Psych Rock der verspielten Sorte.
„Equilibrium“, die hypothetische A-Seite der Single, wartet neben einem dezenten Folk-Feeling (obwohl keinerlei akustische Saiteninstrumente zum Einsatz kommen) mit ineinander verzahnten Melodien auf, gespielt jeweils von Gitarre und Keyboard. Ob letzteres für den Saxofon-Sound verantwortlich ist oder tatsächlich ein Holzbläser eingespannt wurde: Dadurch entstehen ein gewisses Jazzrock-Flair – man denkt etwa an die verblichenen Finnen Kingston Wall oder Großbritanniens Altmeister Soft Machine – und eine schwerelose Atmosphäre, die von einer lieblichen Frauen- und Männerstimme im Duett untermauert wird.
„Disen Gage“ können hier genauso wenig wie im anschließenden „Trip“ irgendein Wässerchen trüben, wenngleich die zweite Nummer abstrakter und zudem nervöser daherkommt. Die Melodien gehen hier nicht so reibungslos ins Ohr, weil der Synthesizer ständig zischt und der Bass in den Vordergrund rückt, während der Gitarre dahinter absonderliche Geräusche entlockt werden. Dennoch hält ein betörender Groove das nur auf den ersten Hör wirre Ganze zusammen, und der fiebrige Eindruck, den die Mitglieder dabei wecken, hat etwas von Urwald- bzw. Stammesmusik.
Wären da nicht ein paar kurioserweise an den Pomp-Pop der 1980er gemahnende, weil fanfarenartig pompöse Tuschs und elektronische Sounds, könnte die achtminütige Nummer glatt aus Miles Davis‘ „Bitches Brew“-Phase stammen. So oder so ist „Equilibrium“ uneingeschränkt empfehlenswert, falls man auf unvorhersehbaren Rock mit bewusstseinserweiterndem Charakter steht.
Label: BNiL
15:24
Equilibrium
Trip
Andreas Schiffmann
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