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Zodiac, Honeymoon Disease & Raveneye live im Backstage München, 26. September 2016

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(je) Als ich verspätet im Münchner Backstage eintreffe, erlebe ich leider nur noch die Schlussakkorde der Schweden HONEYMOON DISEASE, auf deren Retro Rock’n’Roll ich ausgesprochen neugierig war. So bleibt mir zunächst nur ein kühles Bier statt Soundgenuss, um mich während der Umbaupause für die Briten RAVENEYE mit den Jungs von ZODIAC aus Münster über das neue Album und ihre weiteren Pläne zu unterhalten.

Ruben und Nick empfangen mich sichtlich entspannt und ich freue mich sehr, ZODIAC persönlich kennen zu lernen, gehören doch alle bisherigen Alben zu meiner Vinyl-Sammlung. Am neuen Werk „Grain Of Soul“ scheiden sich jedoch die Geister ein wenig, was sogar dazu führte, dass ich am heutigen Montagabend ohne weitere Begleitung aus dem RockBlogBluesSpot-Redaktionsteam eine Lanze für ZODIAC brechen muss. Die Musik von Zodiac ist eine Mischung aus Hard Rock, Classic Rock und dem Blues Rock der 1970er Jahre. Mit ihrem vierten Studioalbum zeigen sich ZODIAC mehr von Bands der neunziger Jahre wie Alice in Chains oder Queens of the Stone Age beeinflusst. Ausufernde Jam-Passagen fehlen, die Songs sind eingängiger, härter, deutlicher auf den Punkt gebracht. Ich bin davon überzeugt, dass die Songs für die Live-Präsentation wie gemacht sind – sie gehen leicht in Ohr und Bein, es lässt sich jedoch nicht von der Hand weisen, dass das Material auch kommerzieller ist. Für Nick und Ruben eine logische Konsequenz ihrer musikalischen und menschlichen Weiterentwicklung, genau dass, worauf sie Lust hatten, als das neue Werk entstand. Bei ZODIAC sind alle Bandmitglieder gleichermaßen am Entstehungsprozess beteiligt, es gibt keinen „Head Of“ der im Alleingang für Text oder Musik verantwortlich zeichnet. Vielmehr geht es um einen kollektiven Kreativprozess, der sich über Musik und Text bis hin zum Album-Artwork erstreckt. Wenn sie davon erzählen, spüre ich die Leidenschaft, die in jedem ihrer Alben steckt und das ist auch der Grund, weshalb die einzelnen Alben so unterschiedlich und doch ZODIAC sind. „Bit Of Devil“ – „A Hiding Place“ – „Sonic Child“ und jetzt das „Korn der Seele“ – eine Phase ihres Lebens, ihres Schaffens, ein manifestierter Meilenstein der musikalischen Entwicklung, der Gefühle, die die Band in dieser Zeit hatte. Visuell dargestellt in ganz unterschiedlichen Covern, die nicht den Anspruch verfolgen „eine Handschrift“ zu haben, sondern das Gefühl zum Zeitpunkt des Entstehens zu untermauern. Das kommt von Herzen und ich kann es nun tatsächlich kaum erwarten, ZODIAC’s Qualitäten auch live zu erleben.

Während RAVENEYE ihren energischen und leidenschaftlichen Set schon beginnen, frage ich die beiden nach ihren Fans: Die wichtigste Base ist natürlich Deutschland, aber inzwischen sind ZODIAC auch in Frankreich und Spanien längst über Achtungserfolge hinaus und es läuft inzwischen gut für die Münsteraner Bluesrocker. Im Zeitalter von Streaming, Filesharing, Musikpiraterie und Gratisgesellschaft ist es als Musiker ein großes Privileg, wenn man von seiner Musik, von seiner Kreativität leben kann. ZODIAC haben das geschafft, geben aber unmissverständlich zu verstehen, dass es harte Arbeit ist und weit entfernt vom viel zitierten Rockstardasein mit Sex, Drugs & Rock’n’Roll. Wir philosophieren noch einen Augenblick weiter über die Liebe zur Musik, über Vielfalt und Wertschätzung von Kreativität in der Gesellschaft. Dann werden sie unruhig, wir verabschieden uns herzlich, der Beginn der Show naht…

Noch für ein paar Augenblicke genieße ich die überzeugende Show von RAVENEYE die vom Publikum frenetisch gefeiert werden – das geht deutlich über einen Anstandsapplaus hinaus, kein Wunder, suchen doch die Herren – bis auf den Schlagzeuger natürlich – das „Bad in der Menge“.

Und dann ZODIAC: „Rebirth By Fire“, der Opener des neuen Albums eröffnet auch das Live-Set. Der Sound kommt fett, druckvoll im leider nicht ausverkauften Backstage Club. Der Montagabend ist kein glücklicher Showtermin in einer Stadt wie München, die nicht nur von Konzertangeboten überquillt. Die Fans, die da sind, sind auf jeden Fall wegen ZODIAC hier, das ist spürbar. „Animal“ und „Ain’t Coming Back“ vom neuen Album folgen gleich danach und ich werde nicht enttäuscht. Die neuen Songs transportieren die Leidenschaft der Band, der Funke springt über, was natürlich nicht zuletzt auch der Sympathie und Spielfreude von Nick, Stefan, Ruben und Janosch zu verdanken ist. Es geht nahezu ohne Pause quer durch die Highlights der vier Studioalben der Band. Also auch die „frühere“ Blues-Ära kommt nicht zu kurz und inklusive Zugaben bekommen wir beinahe eine zweistündige Vollbedienung mit einem erstklassigen Sound. Ich denke, die Fotos sprechen für sich. Mit ZODIAC ist weiter zu rechnen. Das Album rockt. Die Musiker leben ihre Leidenschaft. Der Funke springt über. Direkt aus dem „Grain Of Soul“. Und das ist doch das, was Musik ausmacht. (Jens)

ZODIAC – Die Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre                Nick van Delft
Gitarre                                Stefan Gall
Bass                                    Ruben Claro
Schlagzeug                        Janosch Rathmer

Kontakt, aktuelle Tourdaten und Musik:

http://www.zodiac-rock.com
https://www.facebook.com/Zodiac.Rock
https://shop.napalmrecords.com/zodiac/

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